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Von Hautkrebs bis Hitzschlag: Gesundheitsrisiko Klimawandel

Der Klimawandel wirkt sich zunehmend auf die Gesundheit der Menschen aus. | Bild: mercedes navarro / AdobeStock

Der Klimawandel gefährdet nicht nur Natur und Umwelt, sondern wird zunehmend auch zum Gesundheitsrisiko für Menschen. Das Statistische Bundesamt hat Zahlen der vergangenen 20 Jahre zusammengetragen. Die Entwicklung ist so deutlich wie erschreckend:

Das Hautkrebsrisiko steigt, Todesfälle durch Hitzschlag oder Sonnenstich nehmen zu, vor allem der Flüssigkeitsmangel bei älteren Menschen wird zu einem massiven Problem.

Klimawandel betrifft insbesondere Kinder, Ältere, Arbeiter im Freien und Kranke

„Das ist der Beginn der Katastrophe, auf die wir zumarschieren“, sagte Christian Schulz, Geschäftsführer der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG). „Die Zahlen beweisen, dass der Klimawandel auch in Deutschland die Krankheitslast erhöht und Tote verursacht.“ Besonders betroffen sind Kinder, Menschen, die im Freien arbeiten, Ältere und Kranke.

Der Klimawandel schlage auf viele Krankheitsfelder durch, sagte Intensivmediziner Schulz: Das Herunterkühlen des Körpers belastet Herz und Kreislauf, Luftverschmutzung verstärkt Atemwegserkrankungen, Flüssigkeitsverlust führt zu Nierenversagen, in Hitzewellen gibt es mehr Früh- und Fehlgeburten. „Studien belegen sogar Hitzefolgen für die mentale Gesundheit: Die Menschen werden aggressiver.“

Hauterkrankungen durch Hitze- und Sonneneinstrahlung

Das Statistische Bundesamt hat aus der Krankenhaus-Statistik und der Todesursachen-Statistik drei Beispiele für Hitze- und Sonneneinstrahlungsfolgen herausgegriffen. „Die Zahl der Hautkrebsbehandlungen in Deutschland hat in den vergangenen 20 Jahren fast stetig zugenommen“, berichten die Statistiker.

Im Jahr 2020 wurden 81 Prozent mehr Menschen mit Hautkrebs im Krankenhaus stationär behandelt als im Jahr 2000. Im Jahr 2020 starben rund 4.000 Menschen an Hautkrebs.

Weiteres Risiko: Flüssigkeitsmangel

„Neben Krankheiten der Haut ist auch der sogenannte Volumenmangel immer häufiger die Ursache für Krankenhausaufenthalte und Todesfälle“, berichteten die Statistiker. Gemeint ist Austrocknung – entweder weil man zu wenig Flüssigkeit aufnimmt oder zu viel verliert.

Etwa 108.000 Menschen wurden im Jahr 2020 deswegen im Krankenhaus behandelt – 177 Prozent mehr als 2000.

Die Zahl der Todesfälle durch Flüssigkeitsmangel hat sich innerhalb von 20 Jahren sogar mehr als verachtfacht. 2020 starben knapp 3.300 Menschen daran. Diese Zahl dürfte in Wahrheit aber noch höher sein, glaubt KLUG-Geschäftsführer Schulz: Hitze werde als Co-Faktor bei der Todesursache nur selten berücksichtigt.

Die Statistiker schränken die Aussagekraft der Zahlen dabei selbst ein wenig ein: „Von Flüssigkeitsmangel und Hautkrebs sind ältere Menschen besonders häufig betroffen. Deren Zahl hat in den vergangenen 20 Jahren zugenommen. Der Anstieg der Krankenhausbehandlungen und Todesfälle bei diesen Diagnosen ist somit teilweise auch altersbedingt“, hieß es dazu.

Häufig Todesfälle im Zusammenhang mit Hitze

Direkte Schäden durch Hitze und Sonne haben im Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre zu jährlich 1.519 Krankenhausbehandlungen und 19 Todesfällen geführt, Beispiele sind etwa Hitzschlag oder Sonnenstich.

Weit über diesem Durchschnitt lag das Jahr 2015: Damals gab es 2.322 Krankenhausfälle und 60 Todesfälle dieser Art – der Deutsche Wetterdienst hatte mehr als 17 Tage über 30 Grad gezählt. Auch 2003 war extrem mit 2.600 Krankenhausbehandlungen und 41 Todesfällen – damals war es an 19 Tagen über 30 Grad heiß.

Eine Modellrechnung in der Fachzeitschrift „The Lancet“ war schon 2020 zu weit dramatischeren Zahlen gekommen. Sie ermittelten für Deutschland im Jahr 2018 rund 20.200 Todesfälle im Zusammenhang mit Hitze.

Forderung: nationaler Hitzeschutzplan

Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, hatte schon 2019 einen nationalen Hitzeschutzplan gefordert. Häufigkeit, Dauer und Intensität von Hitzewellen nähmen weiter zu, Rettungsdienste, Kliniken, Alten- und Pflegeheime müssten darauf besser vorbereitet sein. Die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels würden nicht irgendwann in weit entfernten Weltregionen spürbar, sondern hier und heute. Quelle: dpa / vs