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Sechs Monate nach dem russischen Angriff: Ukraine: Es fehlen Antibiotika, Schmerzmittel und Insuline

Zu Beginn des Angriffs auf die Ukraine war die Spendenbereitschaft enorm. Doch auch heute, ein halbes Jahr später, werden bestimmte Arzneimittel dringend benötigt. | Bild: IMAGO / SNA

Der 24. Februar dieses Jahres wird der Welt und insbesondere Europa wohl im Gedächtnis bleiben. Denn seit diesem Tag, also seit nunmehr genau einem halben Jahr, herrscht Krieg in Europa – unverändert, auch wenn das Thema mittlerweile in den Medien nicht mehr ganz so präsent ist. Der russische Angriff auf die Ukraine rief unter anderem in Deutschland eine Welle der Hilfsbereitschaft hervor: Es wurde gespendet – sowohl Geld als auch Sachspenden – Transporte in die Ukraine geschickt und Geflüchtete in privaten Haushalten aufgenommen.

Hilfstransporte an 40 Orte

Allein Apotheker ohne Grenzen (AoG) konnte mittlerweile mehr als 130 Hilfslieferungen in die Ukraine bringen, wie PTAheute auf Nachfrage vom Ukraine Koordinationsteam erfährt. Diese entsprechen einem finanziellen Volumen von etwa 2 Millionen Euro. Die Hilfstransporte wurden an mehr als 40 verschiedene Zielorte verbracht, dazu zählen unter anderem die Regionen Charkiv, Dnipro, Mykolaiv, Rivne, Ivano-Frankivsk, Odessa und viele weitere. „Unsere Hilfe kommt somit verteilt im ganzen Land an“, sagt Margarethe Zinser, eine von drei Apothekerinnen beim Ukraine Koordinationsteam. Die Lieferungen beinhalten demnach die ganze Bandbreite versorgungsrelevanter Arzneimittel.

Mangel an Schmerzmitteln, Antibiotika und Insulinen

Zinser zufolge ist die Lage leider sehr unübersichtlich und volatil. Besonders schwer zu erreichen seien medizinische Versorgungseinrichtungen in abgelegenen und frontnahen Gebieten. Zudem könne es leider dazu kommen, dass sich wegen Kampfhandlungen oder der Gefahr von Luftangriffen Lieferungen verzögern. Es mangele vor allem an Antibiotika, Schmerzmitteln, Insulinen sowie OP-Zubehör. Zudem seien die lokalen medizinischen Einrichtungen immer mehr mit Schwerverletzen und Binnenflüchtlingen überlastet, berichtet die Apothekerin. 

AoG: Weiterhin auf Spenden angewiesen

Zu der Überlastung des Systems kommt, dass die Hilfslieferungen aus dem Ausland offenbar immer mehr abnehmen. AoG führt dies auf den Rückgang der zunächst überwältigend starken Spendenbereitschaft zurück. „Wir können zwar weiterhin noch vereinzelte Spendeneingänge verzeichnen, diese sind allerdings deutlich weniger geworden. Dies berichten auch unsere Partner, mit welchen wir eng zusammenarbeiten. Dazu zählen auf der einen Seite langjährige Partner wie German Doctors oder die Johanniter, zum anderen können wir unser Netzwerk immer weiter ausbauen und auch neue Partner gewinnen: So zum Beispiel Blau-gelbes Kreuz oder Mission Lifeline“, berichtet Zinser. Daher sei man weiterhin enorm auf die Unterstützung von Spendern angewiesen.

Wie können Apotheken helfen?

Spendenboxen: Es besteht die Möglichkeit, Spendenboxen in der AoG-Geschäftsstelle zu bestellen. Diese können zum Beispiel an HV-Tischen platziert werden. So kann auch in der breiten Bevölkerung auf die Arbeit der Hilfsorganisation aufmerksam gemacht werden.

AoG-Schaufensterdeko kann bei der Geschäftsstelle gegen eine Kaution ausgeliehen werden. Zudem kann weiterhin gespendet werden. 

Auch Noweda liefert Medikamente und Verbandsmaterial

Doch nicht nur Hilfsorganisationen wie AoG engagieren sich nach wie vor für die Ukraine. Auch Unternehmen der Privatwirtschaft bringen sich ein, so zum Beispiel der genossenschaftliche Großhändler Noweda. Am 30. August geht ein zusätzlicher Hilfskonvoi von Essen in Richtung Riwne. Die Noweda unterstütze diesen mit Medikamenten im Wert von rund 5.000 Euro, erklärt ein Sprecher. 

Und das ist nicht die erste Lieferung, die Noweda unterstützt. Den ersten Transport mit Arznei- und Verbandmitteln im Wert von 80.000 Euro habe man noch selbst durchgeführt, in Zusammenarbeit mit der Ukrainehilfe Berlin. Ende März habe sich der Großhändler dann einem großen Hilfskonvoi angeschlossen, den ein breites Essener Bündnis initiiert hatte. Dank der großzügigen Spendenbereitschaft konnte die Noweda-Stiftung rund 100.000 Euro zur Verfügung stellen, mit denen dringend benötigte Medikamente, Verbandsmaterial und weitere pharmazeutische Produkte beschafft wurden.

120.000 Euro Spenden an die Noweda-Stiftung

Von der Spendenbereitschaft sei man überwältigt gewesen, sagt der Sprecher. 120.000 Euro seien zusammengekommen. Dadurch konnte man zusätzlich zu dem Transport im März im Juni noch einmal 20.000 Euro an die Organisation Apotheker helfen spenden und so deren Arbeit vor Ort unterstützen. Die Hilfsorganisation wolle die Spende ebenfalls für die Arzneimittelversorgung der ukrainischen Bevölkerung einsetzen.

Hier können Sie spenden:

Die Hilfsorganisationen sind weiterhin auf Geldspenden angewiesen. Wer sie unterstützen möchte, kann das beispielsweise hier tun:

Apotheker ohne Grenzen

Hilfswerk der baden-württembergischen Apothekerinnen und Apotheker

  • IBAN DE51 3006 0601 0006 4141 41
  • BIC: DAAEDEDD
  • Verwendungszweck: UKRAINE

Apotheker helfen