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Mikrobe des Jahres: Bacillus subtilis: wofür ist das Bakterium gut?

Bacillus subtilis in Petrischale
Bacillus subtilis ist ein echter Allrounder. Das Bakterium wurde nun zur Mikrobe des Jahres gewählt. | Bild: Prrrettty / AdobeStock 

Als „Heubazillus“ ist Bacillus subtilis auch bekannt. Denn dieses Bakterium lässt sich gut in Heuaufgüssen anreichern und daraus isolieren. Es kommt verbreitet im Boden und auf Pflanzen vor, ist aber auch in der Luft, im Staub und im Wasser sowie im Darm von Menschen und Tieren anzutreffen. 

Da es Sporen als Dauerform bilden kann, ist es resistent gegenüber Extrembedingungen wie zum Beispiel Hitze oder Säureeinwirkung. Es vermag andere Keime in Schach zu halten und vollbringt verschiedene Exkretionsleistungen. Die Mikrobe des Jahres macht man sich daher auf verschiedenste Weise zunutze. 

Bacillus subtilis für Darmgesundheit und Infektionsschutz

Sogar in der Apotheke findet sich Bacillus subtilis – und zwar als Probiotikum in Form von Nahrungsergänzungsmitteln (z. B. Dr. Jacob’s® Bacillus subtilis plus, Enterobact® Tabletten oder myflora comfort). 

Bacillus subtilis soll das gesunde Darmmikrobiom unterstützen, pathogene Keime hemmen und die Barrierewirkung der Darmschleimhaut stärken. Als Sporen können die Bakterien unbeschadet das saure Milieu des Magens passieren.  

Man kann sie auch dem Tierfutter beigeben, da die Sporen eine Hitzebehandlung überstehen. Damit lässt sich etwa in der Geflügelhaltung der Einsatz von Antibiotika verringern, denn Bacillus subtilis kann die Tiere vor Darminfekten bewahren.

Die Bakterien werden auch als Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Sie schützen die Wurzeln vor Krankheitserregern und fördern das Pflanzenwachstum.  

Für mehr Hygiene: Bacillus subtilis

Bacillus subtilis kann auch in der menschlichen Gesellschaft für bessere hygienische Verhältnisse sorgen. So wird die Mikrobe des Jahres 2023 etwa dem Spülwasser von Toiletten an Autobahnraststätten zugefügt. 

Bacillus subtilis kann schnell auskeimen und sich rasant vermehren. Dadurch verdrängt das harmlose Bakterium andere, meist langsamer wachsende, unerwünschte Mikroorganismen. 

Hilft Bacillus subtilis gegen Alzheimer?

Wie viele andere Bakterien haben auch Bacillus-subtilis-Bakterien die Fähigkeit, sich zu Biofilmen zusammenzuschließen. Solche Biofilme können sich an Oberflächen heften. Möglicherweise könnte es für Bacillus-subtilis-Biofilme einen therapeutischen Einsatz geben: Da die Biofilme im Tiermodell einen Schutz für Nervenzellen darstellen, wäre eine Anwendung bei der Alzheimer-Krankheit denkbar.  

Gut zu wissen: Mikrobe des Jahres

Bacillus subtilis wurde von der Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie (VAAM) zur Mikrobe des Jahres 2023 gekürt. 

Die Wissenschaftsvereinigung wählt seit zehn Jahren eine Mikrobe des Jahres, um auf die Vielfalt der mikrobiologischen Welt aufmerksam zu machen. 

Die Mikrobe des Jahres weist auf die bedeutsame Rolle der Mikroorganismen für Ökologie, Gesundheit, Ernährung und Wirtschaft hin. 

Bacillus subtilis folgt auf die Mikrobe des Jahres 2022: Saccharomyces cerevisiae (Bäckerhefe). 

Bacillus subtilis als Helfer in der asiatischen Küche

Auch in der Ernährung spielt Bacillus subtilis eine Rolle, vor allem in Asien. So wird zum Beispiel gekochten Sojabohnen Bacillus subtilis zugefügt. Durch die Bildung des Enzyms Nattokinase werden die Sojabohnen fermentiert und es entsteht das traditionelle japanische Nahrungsmittel Natto. 

Da Nattokinase fibrinolytische Eigenschaften hat, wird es auch als „natürlicher Blutverdünner“ bezeichnet. Nattokinase ist in Form von Nahrungsergänzungsmitteln erhältlich. 

Einsatz in der Biotechnologie und am Bau

Aufgrund seiner Fähigkeit, Enzyme zu bilden, wird Bacillus subtilis in der biotechnologischen Industrie umfänglich genutzt. Ein wichtiger Anwendungsbereich ist zum Beispiel die Produktion von Amylasen, Proteasen und Lipasen für die Waschmittelherstellung.  

Bacillus-subtilis-Stämme werden biotechnologisch auch für die Synthese anderer Substanzen genutzt. Dazu gehören unter anderem Riboflavin (Vitamin B2), Pantothensäure (Vitamin B5) und Polyglutaminsäure, die zum Beispiel als Feuchtigkeitsspender in Kosmetika eingesetzt wird. Auch das Antibiotikum Batracin wird mithilfe eines Bacillus-subtilis-Stamms produziert.  

In der Bauwirtschaft macht man sich ebenfalls die Fähigkeiten von Bacillus subtilis zunutze: bei alterungsbedingten Rissen im Beton. Das durch die Risse eindringende Wasser lässt die Bacillus-subtilis-Sporen auswachsen. Die Bakterien bilden dann Carbonat-Ionen, welche die Risse schließen. Quelle: Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie e.V. (VAAM)