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YouTube, die Grippe und Corona

Pinnwand für KW 9/2023
Bilder: Photographee.eu, weyo, Proxima Studio, Jamrooferpix / AdobeStock, Montage: PTAheute

Täglich erreichen uns zahlreiche Meldungen rund um Pharmazie, Gesundheit und Apothekenmarkt. Hier finden Sie eine Übersicht über die News und Pressemeldungen der aktuellen Woche.

SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung läuft Ostern aus – und dann?

Zum 7. April läuft die SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung aus. Das Bundesgesundheitsministerium hat dabei angekündigt, dass eine weitere Verlängerung ausgeschlossen ist – etwa zur Überbrückung bis zum Inkrafttreten des Lieferengpassgesetzes. 

Für Apotheken bedeutet dies, dass sie sich wieder an die deutlich strengeren Vorgaben aus der Vor-Corona-Zeit halten müssen. Das Management von Lieferengpässen, das die Teams aktuell ohnehin schon in Atem hält, wird dann noch deutlich aufwendiger als ohnehin schon. Quelle: daz.online, gbg / mia 

Studie: Antidiabetikum Empagliflozin wirkt auch präventiv

Eigentlich wurden Arzneimittel wie Empagliflozin, sogenannte SGLT2-Hemmer, entwickelt, um Menschen mit Diabetes Typ 2 zu behandeln: Die Hemmung des SGL-Transporters 2 bewirkt insulinunabhängig eine Senkung des Glucosespiegels im Blut, da Glucose vermehrt mit dem Harn ausgeschieden wird. Das bewirkt auch osmotisch eine vermehrte Harnausscheidung. 

Seit dem Jahr 2021 finden einige Vertreter der SGLT2-Hemmer aber auch Anwendung bei der Therapie von Patienten mit Herzinsuffizienz und Niereninsuffizienz. Die Wirkstoffe bewirken außerdem eine Senkung des Blutdrucks und führen zu einer Gewichtsabnahme.

Forscher konnten nun in einem Mausmodell zeigen, dass konkret Empagliflozin auch präventiv die Folgen der sogenannten Diät westlichen Typs abmildern kann – wobei dieser Begriff den in der Regel zu kalorien-, fett- und zuckerreichen westlichen Lebensstil umschreibt. Dementsprechend lasse sich mit Empagliflozin und wohl generell SGLT2-Hemmern bei entsprechendem Risiko einem Diabetes mellitus vorbeugen.

Welchen weiteren Nutzen die Forscher beim SGLT2-Hemmer entdeckten, können Sie im ausführlichen Artikel auf daz.online nachlesenQuelle: daz.online, Budinger / mia 

7.000 Meldungen zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen und Qualitätsmängeln

Laut der jüngst veröffentlichten Jahresstatistik der AMK für das Jahr 2022 haben im vergangenen Jahr Apotheken über 7.000 unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Qualitätsmängel gemeldet. Etwa 96% der Meldungen bezogen sich auf Arzneimittel.

Prof. Dr. Martin Schulz, Vorsitzender der AMK, betont, wie wichtig jede einzelne Meldung einer Apotheke an die AMK ist, um die Arzneimitteltherapiesicherheit aller Bundesbürger zu gewährleisten. „Deshalb möchte ich Patientinnen und Patienten dazu ermuntern, auftretende Probleme mit einem Arzneimittel – egal welcher Art – in ihrer Apotheke anzusprechen.“

Die AMK erfasste im Jahr 2022 unter anderem 153 Verdachtsmeldungen zu Medikationsfehlern. Zum Vergleich: im Jahr 2021 waren es 149. Zudem publizierte die AMK im Jahr 2022 rund 270 Risikoinformationen, unter anderem Rote-Hand-Briefe, und gab zusätzlich über 170 meist chargenbezogene Rückrufe bekannt. Quelle: AMK / mia 

Apokix-Umfrage: Teilzeitkräfte sind in Apotheken unverzichtbar

In der Apokix-Umfrage vom Februar gaben die 162 Teilnehmenden an, dass in ihrer Apotheke mehr als 75 Prozent Teilzeitbeschäftigte angestellt sind. Bei einem Drittel der Befragten liegt der Anteil zwischen 51 und 75 Prozent, bei gut jedem fünften zwischen 26 und 50 Prozent sowie nur bei jedem zehnten darunter. Fast die Hälfte der Apothekenleitenden erwartet sogar, dass die Zahl der Teilzeitkräfte innerhalb der nächsten zwei Jahre noch steigen wird.

Mehr als 90 Prozent könnten den Weiterbetrieb ihrer Apotheke ohne sie nicht sicherstellen, da es zu wenig Vollzeitkräfte gibt. Doch trotz aller Wertschätzung geben fast 70 Prozent der Befragten an, dass sie in ihrer Apotheke gerne mehr Vollzeit- und weniger Teilzeitkräfte beschäftigen würden. 

Das Problem liegt dabei in der mangelnden Flexibilität vieler Teilzeitkräfte: So äußern knapp zwei Drittel der Befragten, dass der Anteil an Teilzeitkräften die Personaleinsatzplanung in der Apotheke erschwert. Als Grund nennen 60 Prozent, dass Teilzeitkräfte meist an bestimmte Arbeitszeiten gebunden sind, was unter anderem an der zu leistenden Kinderbetreuung liegt. 

Fast 90 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten mehr Einsatz von der Politik, um die Personalschwierigkeiten zu lösen. Quelle: daz.online, cha / mia 

WHO-Empfehlungen für den Grippeimpfstoff 2023/24

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ihre Empfehlung für die Zusammensetzung des Grippeimpfstoffs für die Grippesaison 2023/24 veröffentlicht.

Die Unterschiede zwischen dem „neuen“ und dem „alten“ halten sich in Grenzen – ausgetauscht wurde jeweils ein Stamm: Bei den eibasierten Impfstoffen wurde der Influenza-A-H1N1-Stamm Victoria 2570 gegen 4897 ausgetauscht. Bei den rekombinanten bzw. aus Zellkultur stammenden Impfstoffen ersetzt der Influenza-A-H1N1 Wisconsin 67 den zuvor enthaltenen 588.

Eine Grippesaison dauert für gewöhnlich von Oktober bis Mai. Für einen Rückblick auf die Saison 22/23 ist es damit noch zu früh. Aber aktuelle Zahlen geben ein interessantes Zwischenbild: Die Zahl gemeldeter Grippefälle der aktuellen Saison (> 266.000 Fälle) ist bereits jetzt vergleichbar mit der aus 2017/18 (> 263.000 Fälle), welche als besonders heftige Grippesaison gilt. 

Die meisten labordiagnostischen Fallmeldungen kamen dieses Mal aus Ostdeutschland und aus Teilen Bayerns. Zudem startete die Grippesaison insgesamt deutlich früher als gewöhnlich. Quelle: daz.online, gg / mia 

Zahl der Autismus-Diagnosen steigt seit Jahren – warum?

Experten geben an, dass die Zahl der diagnostizierten Fälle von Menschen mit Autismus seit Jahren ansteigt. Weltweit liege die Rate mittlerweile bei etwa ein bis drei Prozent. Dementsprechend überraschen die Ergebnisse einer neuen Studie aus den USA auf den ersten Blick zunächst nicht. Sie besagen, dass rund um New York die Diagnosen von Autismus-Spektrum-Störungen um 500 Prozent gestiegen sind. Betroffen seien vor allem Kinder.

Sven Bölte, Leiter des Zentrums für Neuroentwicklungsstörungen und der Abteilung für Neuropsychiatrie am Karolinska-Institut in Stockholm, bemerkt hierzu: „Interessant ist, dass es laut Studie mehr diagnostizierte Fälle in hohen Einkommensschichten gibt. In Schweden ist das genau andersherum. Das hat sicherlich auch etwas mit der Gesundheitsversorgung zu tun und dem Zugang dazu. In den USA ist eine gute medizinische Versorgung viel stärker an das Einkommen gekoppelt als in Schweden.“

„Heute werden auch sehr viele Erwachsene mit Autismus diagnostiziert. Der Autismus hat also die Erwachsenenpsychiatrie erschlossen, was früher nicht so war. Man diagnostiziert heute auch früher als damals“, sagt Bölte. Auch Mädchen würden häufiger diagnostiziert, die früher eher übersehen wurden, da Autismus lange Zeit als Behinderung von Jungen galt.

Dass heutzutage aber insgesamt mehr Diagnosen gestellt werden, hängt auch mit der besseren Schulung der Ärzte zusammen. Quelle: https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/autismus-neurologie-trend-101.html , mia 

YouTube erleichtert Suche nach verlässlichen Gesundheitsinformationen

YouTube baut seine Gesundheitsinitiative aus, um besonders zuverlässige Informationen besser sichtbar zu machen. Zum einen werden bei der YouTube-Suche Inhalte von besonders zuverlässigen Quellen in einem gesonderten Bereich der Suchergebnisse hervorgehoben. Zum anderen erhalten die Videos der teilnehmenden Kanäle selbst ein Health-Label, mit dem beispielsweise transparent gemacht wird, dass ein Video von einem approbierten Arzt stammt. Die Kanäle, die bei YouTube Health mitmachen, können eine höhere Reichweite für ihre Inhalte erwarten, müssen sich dafür aber beim Sponsoring und der Werbung in den Videos zurückhalten.  

In Deutschland richtet sich das Programm an medizinische Fachpublikationen, aber auch einzelne Ärzte oder andere Berufe im Gesundheitswesen. Dabei werde auch eine Prüfung der bislang veröffentlichten Videos vorgenommen. Es gehe aber nicht um die Qualität jedes einzelnen Videos, sondern um die Qualität des Kanals insgesamt.  

Bislang wurden in Deutschland über 100 Institutionen oder individuelle YouTuber aus dem medizinischen Umfeld in das Programm aufgenommen, darunter die Berliner Charité, das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, das Universitätsklinikum Freiburg sowie die Apothekenumschau und NetDoktor. Quelle: dpa / mia 

Dürfen Apotheken Coronatests für Selbstzahler anbieten?

Die kostenlosen Bürgertests sind seit Mittwoch passé. Tatsächlich dürfen Apotheken nun Coronatests aber noch als apothekenübliche Dienstleistung im Rahmen des Apothekenbetriebs anbieten – aber immer gegen ein Entgelt. Diese Tests können nicht mehr abgerechnet werden.

Die Apotheken sollten sich jedoch die jeweiligen Landesverordnungen noch einmal ansehen oder sich im Zweifelsfall mit den zuständigen Behörden in Verbindung setzen: Denn nicht überall dürfen die kostenpflichtigen Coronatests außerhalb der Apothekenräume angeboten werden. Quelle: daz.online, jb / mia 

Fast jeder zweite Corona-Tote lebte im Heim

Eine Auswertung der Barmer Krankenkasse ergab, dass fast jeder zweite Mensch, der an COVID-19 gestorben ist, in einer Pflegeeinrichtung lebte. Der Anteil der an COVID-19-Erkrankten war in der ersten und zweiten Welle bei Pflegebedürftigen in Heimen sieben bis acht Mal so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. 

Die hohe Zahl an Corona-Todesfällen hätte zu einer Übersterblichkeit in Pflegeeinrichtungen geführt, heißt es in dem Bericht. „Im Vergleich zu den Jahren 2017 bis 2019 zeigt sich unter den Heimbewohnenden eine Übersterblichkeit von mehr als 150.000 Personen.“

Der Barmer-Report dokumentierte aber noch mehr: Die Bundesländer, in denen die Akzeptanz der Corona-Regeln größer war, hatten eine sichtlich geringere Zahl an Erkrankten in Heimen. Während im Dezember 2021 in Bremen mit 0,57 Prozent und Schleswig-Holstein mit 1,27 Prozent nur ein sehr geringer Teil der Heimbewohner erkrankt gewesen sei, habe dieser Anteil in Thüringen (9,73 Prozent) und Sachsen (10,3 Prozent) deutlich höher gelegen.

Doch auch die Kontaktbeschränkungen, die sehr früh und sehr lange strikt für Pflegeeinrichtungen galten, hatten negative Auswirkungen. Diese hätten „nicht nur zu einer eingeschränkten medizinischen Versorgung geführt, sondern insbesondere negative Effekte auf die psychische Gesundheit der Heimbewohnenden gehabt, nicht zuletzt durch Einsamkeitserleben“, heißt es in dem Bericht.

Die Pandemie habe zudem tiefe Spuren beim Pflegepersonal hinterlassen. Fast 70 Prozent der Befragten hätten angegeben, dass sie oft körperlich erschöpft sind, vor der Pandemie waren es 43 Prozent. Die Zahl der Pflegekräfte, die nicht mehr durchschlafen kann, ist von 29 Prozent auf 43 Prozent gestiegen. Zudem haben 43 Prozent darüber nachgedacht, ihren Beruf aufzugeben. Vor der Pandemie seien es knapp 20 Prozent gewesen. Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/corona-tote-pflegeeinrichtung-101.html / mia 

WHO: Cholera-Risiko für etwa eine Milliarde Menschen

Die Zahl der Cholera-Ausbrüche weltweit nimmt zu. Allein in den vergangenen Tagen haben drei weitere Länder Cholerafälle gemeldet, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtet. Damit seien aktuell 22 Länder betroffen. „Wir schätzen, dass mehr als eine Milliarde Menschen in 43 Ländern direkt dem Risiko von Cholera ausgesetzt sind“, sagte Philippe Barboza, Leiter des WHO-Cholera-Teams. „Armut, Konflikte und Katastrophen nähren die Ausbrüche, und die Situation wird durch den Klimawandel noch angeheizt.“ 

Cholera ist eine Durchfallerkrankung, die durch Bakterien verursacht wird. Sie kann zu großem Flüssigkeitsverlust und besonders bei jungen und alten oder geschwächten Menschen zum Tod führen. Die Menschen stecken sich meist durch Trinkwasser an, das mit Fäkalien oder Erbrochenem von Erkrankten verschmutzt ist, oder durch den Verzehr verunreinigter Lebensmittel.   

Nach Angaben von Barboza gibt es nicht genügend Impfstoff, um mit so vielen Ausbrüchen gleichzeitig fertig zu werden. Die WHO hatte die Impfempfehlung bereits von zwei auf eine Dosis pro Person gesenkt. Auch Tests und Medikamente seien knapp. Quelle: dpa /mia