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Gelenkentzündung und mediterrane Ernährung: Rheuma und Co.: Hilft die Mittelmeerdiät?

Teller mit Caprese Salat
Eine mediterrane Ernährung lindert möglicherweise entzündliche Aktivitäten einer autoimmunen Gelenkentzündung. | Bild: weyo / AdobeStock

Eine mediterrane Ernährung senkt das Risiko für das Auftreten zahlreicher Beschwerden: Metabolische Erkrankungen wie Diabetes Typ 2, Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und verschiedene Krebserkrankungen, beispielsweise Darmkrebs, treten statistisch seltener bei Menschen auf, die sich nach der Mittelmeerdiät ernähren. Die beobachteten Effekte werden hauptsächlich auf den hohen Gehalt an gefäßprotektiven Omega-3-Fettsäuren, Ballaststoffen und Vitaminen zurückgeführt.

Zur Erinnerung: Was ist eine Mittelmeerdiät?

Bei einer mediterranen Ernährungsweise haben Pflanzen und ungesättigte Fette Vorrang. Fleisch, Wurst und hochverarbeitete Produkte werden sehr selten gegessen. Konkret heißt das:  

  • hoher Anteil an pflanzenbasierter Nahrung: Früchte, Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkorn
  • Pflanzenöle, hauptsächlich Olivenöl, als Fettquelle, niedriger Anteil gesättigter, tierischer Fette (Butter, Schmalz)
  • mäßiger Verzehr von Milchprodukten, wie Käse, Joghurt, Kefir
  • mäßiger Verzehr von Fleisch und Fisch, sehr wenig rotes Fleisch, Fisch gegenüber Fleisch bevorzugen
  • sehr wenig Süßigkeiten und andere hochverarbeitete Produkte verzehren, wie Softdrinks, Tiefkühlpizzen oder Mikrowellenessen
  • Alkohol meiden und wenn, dann in geringen Mengen zum Essen

Mittelmeerdiät unterstützend bei rheumatoiden Erkrankungen

Auch bei entzündlichen Erkrankungen aus dem Formenkreis der Arthritiden werden antientzündliche Diäten propagiert. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. hat in einer Empfehlung festgehalten, wie und ob Ernährung bei der Behandlung von inflammatorischen Gelenkerkrankungen eine Rolle spielen kann: Nur für die mediterrane Ernährungsweise gibt es wissenschaftlich fundierte Hinweise auf eine Wirkung.

Die deutsche Gesellschaft für Rheumatologie hat zusammengefasst, bei welchen rheumatoiden Erkrankungen die Mittelmeerdiät ergänzend zur pharmakologischen Therapie helfen kann. 

Der Großteil der Studien wurde veröffentlicht, bevor Biologika als Therapieoption bei Rheuma eingesetzt wurden, sodass hierbei Ernährungseffekte nur schwer abschätzbar sind.

Mediterrane Ernährung bei rheumatoider Arthritis hilfreich

In einer klinischen Interventionsstudie konnte eine mediterrane Ernährungsweise über drei Monate die entzündliche Aktivität und Lebensqualität von 29 Patienten mit Rheumatoider Arthritis gering, aber signifikant verbessern gegenüber Erkrankten, die eine typisch westliche Diät bekamen (n = 27). Die Menschen aus beiden Gruppen führten ihre pharmakologische Basistherapie fort.

In einem Review von 2018 kam ein Forschungsteam der Universität von Canberra in Australien zu dem Schluss, dass eine Mittelmeerdiät möglicherweise Schmerzen reduzieren und die Lebensqualität von Menschen mit Rheumatoider Arthritis verbessern kann. Die Studienlage sei für eine gesicherte Evidenz jedoch zu dünn.

Mittelmeerdiät: positive Effekte bei Psoriasis-Arthritis möglich

Ob eine Mittelmeerdiät die Psoriasis-Arthritis positiv beeinflusst, kann aufgrund unzureichender Daten nicht abschließend beantwortet werden, wie die Experten der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie zusammenfassen. Die arthritische Aktivität und die Schwere der Hauterscheinungen sind möglicherweise durch die mediterrane Diät positiv beeinflussbar.  

Bei Spondyloarthritiden (entzündlich-rheumatische Erkrankung insbesondere der Wirbelsäule) kann eine mediterrane Diät die Krankheitsaktivität möglicherweise verringern.

Bei Systemischem Lupus erythematodes (Autoimmunerkrankung) könnte durch eine Mittelmeerdiät das gleichzeitige Auftreten von weiteren Erkrankungen (Komorbiditäten), wie kardiovaskuläre Beschwerden oder Nierenschäden, seltener vorkommen.

Pflanzenbasierte Ernährung ausprobieren

Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie sieht die mediterrane Ernährung bei rheumatoiden Erkrankungen als unterstützende Maßnahme zur pharmakologischen Therapie. Der Verein empfiehlt allen, die an autoimmuner Arthritis erkrankt sind, zu einer mediterranen Diät. Sie weist keine Nebenwirkungen auf und ist möglicherweise wirksam.

In der Arztpraxis oder Apotheke können Patienten auf die Mittelmeerdiät aufmerksam gemacht werden: Von Informationsmaterial, Gesprächsangeboten, Schulungsangeboten von Selbsthilfegruppen oder von einer professionellen Ernährungsberatung können Betroffene profitieren. 

Wenn Patienten bereits pflanzenbasiert essen, ist eine Intervention nicht unbedingt notwendig, wie die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie schreibt. Quelle:

Forsyth C et al. The effects of the Mediterranean diet on rheumatoid arthritis prevention and treatment: a systematic review of human prospective studies. Rheumatol Int 2018, doi: 10.1007/s00296-017-3912-1

Keyßer G et al. Empfehlungen zur Mediterranen Ernährung als supportive Maßnahme bei rheumatischen Erkrankungen. Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. 2021, dgrh.de/Start/Publikationen/Empfehlungen/Komplement%C3%A4re-Methoden/Empfehlungen-zur-Mediterranen-Ern%C3%A4hrung.html

Skoldstam L et al. An experimental study of a Mediterranean diet intervention for patients with rheumatoid arthritis. Ann rheum Dis 2003, doi: 10.1136/ard.62.3.208