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PTAheute-Pinnwand KW 08/2024: Masern, HIV und Amalgam

PTAheute-Pinnwand KW 8/2024
Bilder, bilanol, nito, Tanapat Lek,jew, Jamrooferpix / AdobeStock; Montage: PTAheute

Täglich erreichen uns zahlreiche Meldungen rund um Pharmazie, Gesundheit und Apothekenmarkt. Hier finden Sie eine Übersicht über die News und Pressemeldungen der aktuellen Woche.

Fünfte Heilung von HIV

Die Transplantation spezieller Stammzellen hat einen weiteren Patienten wahrscheinlich sowohl von Leukämie als auch von seiner HIV-Infektion geheilt. Es sei der älteste Mensch bisher, bei dem dies gelungen sei, teilte die Krebsklinik City of Hope in Duarte (Kalifornien) mit. Der mittlerweile 68-jährige Paul Edmonds aus Desert Springs sei der fünfte Mensch weltweit, bei dem eine kombinierte Therapie sowohl den Blutkrebs als auch das Virus zurückdrängte.  

Der Patient hatte eine Blutstammzell-Transplantation von einem Spender mit einer seltenen Genmutation erhalten, die zu HIV-resistenten Zellen führt. Bis zu der Behandlung war Edmonds demnach über 30 Jahre lang mit dem Virus infiziert.  

Er habe vor fast drei Jahren aufgehört, antiretrovirale Therapien gegen HIV zu nehmen, hieß es weiter. Der Fall zeige, dass es möglich sei, mit dem Stammzell-Ansatz Erfolge auch bei höherem Alter der Patienten und nach einem langjährigen Leben mit HIV zu erreichen. Quelle: dpa / mia 

Organspende-Register startet am 18. März

Das geplante Organspende-Register soll nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am 18. März online gehen. Es werde den Organspende-Mangel nicht sofort beheben, sei aber ein wichtiger Schritt nach vorn. „Die Eintragung erfolgt völlig freiwillig, hilft aber den Kliniken, schneller zu handeln“, sagte Lauterbach.  

Die Einführung des Registers war bereits 2020 beschlossen worden. In dem Register soll man Erklärungen zu seiner Organspendebereitschaft online speichern können. Alle Bürger sollen mindestens alle zehn Jahre direkt auf das Thema angesprochen werden.  

Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation ist Deutschland im internationalen Vergleich Schlusslicht bei der Organspende. Es bestehe ein erheblicher Mangel an Spenderorganen. Mitte Januar warteten demnach rund 8.400 Menschen bundesweit auf ein oder mehrere Organe. Im vergangenen Jahr hätten 965 Menschen nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe gespendet, 96 mehr als im Jahr zuvor.  

Lauterbach sprach sich erneut für die Widerspruchslösung bei der Organspende aus. Diese sei „der einzige Weg, den Mangel wirklich zu beheben“. Damit wäre für die Organentnahme nicht mehr die Zustimmung des Betroffenen oder eines engen Angehörigen beziehungsweise eines Bevollmächtigten erforderlich wie bei der aktuell geltenden erweiterten Zustimmungslösung. 

Vielmehr gälte grundsätzlich jeder Mensch als Organspender, es sei denn, er hat dem zu Lebzeiten widersprochen oder einer der nächsten Angehörigen macht dies nach seinem Tod. Quelle: dpa / mia 

Chargenrückruf von Basiscreme DAC

Die Firma Caesar & Loretz GmbH ruft die Basiscreme DAC 1 kg zurück, da die Konsistenz der Creme dünnflüssiger ist und nicht die Qualitätsnormen des Herstellers erfüllt. Betroffen ist folgende Charge:  

Basiscreme DAC, 1 kg, Ch.-B.: 23001955001, PZN 01096947  

Betroffene Packungen sollen vor Ort vernichtet werden. Zwecks Erstattung soll eine Vernichtungserklärung an die E-Mail-Anschrift info@caelo.de oder via Fax an 02103 4994300 gesendet werden.

Für Rückfragen können sich Apotheken direkt an Caelo wenden, per Telefon unter 02103 49940 oder per E-Mail an info@caelo.de. Der Aktionszeitraum dieses Rückrufes endet am 30. März 2024. Quelle: AMK 

Vermehrt Masern in der EU befürchtet

Fachleute befürchten in der EU einen weiteren Anstieg an Masernfällen. Das geht aus einem Bericht der EU-Gesundheitsbehörde ECDC hervor. Nach mehreren Jahren mit wenigen Fällen habe es 2023 wieder mehr Masern-Meldungen gegeben. 

Dieser Trend dürfte sich dem ECDC zufolge in den kommenden Monaten fortsetzen, unter anderem wegen unzureichender Impfquoten in einigen Ländern, aber auch wegen eines saisonal bedingten Anstiegs sowie Einschleppung von Fällen aus Drittländern.  

Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, empfiehlt die Gesundheitsbehörde den europäischen Ländern, hohe Impfquoten zu erreichen oder beizubehalten und die Impfakzeptanz in der Bevölkerung zu fördern.  

Seit 2023 war ein Anstieg an Masernfällen in der EU beobachtet worden – wenn auch deutlich unter dem Niveau einiger früherer Jahre. So meldeten unter anderem Rumänien, Österreich und Frankreich Ausbrüche. Insgesamt wurden 2.361 Fälle gemeldet. Deutschland war nicht besonders stark betroffen. Quelle: dpa / mia 

Zahnärzte kritisieren Amalgam-Verbot

Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) hat das von der Europäischen Union ab 2025 beschlossene Verbot von quecksilberhaltigen Zahnfüllungen kritisiert. „Ein Wegfall von Dentalamalgam wird die Versorgung insbesondere von vulnerablen Patientengruppen deutlich erschweren“, sagte KZBV-Vorstandschef Martin Hendges. 

Derzeit stünden keine „mit ausreichender Evidenz“ hinterlegten Alternativmaterialien für alle Versorgungsformen zur Verfügung. Um diese Wissenslücke zu schließen, müsse weiter geforscht werden, und Ergebnisse lägen erst in einigen Jahren vor. Quecksilber wird für Amalgam verwendet.  

Unterhändler des Parlaments und der EU-Staaten hatten sich vergangene Woche auf die neuen Vorgaben geeinigt. Demnach sollen in der EU quecksilberhaltige Zahnfüllungen ab 2025 weitgehend verboten werden, um Gesundheit und Umwelt vor den schädlichen Auswirkungen von Quecksilber zu schützen. Ausnahmen soll es geben, wenn ein Zahnarzt oder eine Zahnärztin eine solche Füllung etwa aufgrund von medizinischen Bedürfnissen des Patienten für unbedingt erforderlich hält.  

Hendges sagte, bei fachgerechtem Einsatz gingen von Dentalamalgam keine Gesundheitsgefahren aus. Zudem sei eine Umweltgefährdung in Deutschland nahezu ausgeschlossen, da sich die Sicherungsmaßnahmen etabliert hätten und umfänglich seien. Quelle: dpa / mia 

Chargenrückruf Cinacalcet Ascend Filmtabletten

Die Firma Ascend GmbH ruft alle Chargen ihrer Cinacalcet-haltigen Arzneimittel auf Apothekenebene zurück. Grund dafür sind Werte von N-Nitroso-Cinacalcet, die über dem auf europäischer Ebene derzeit gültigen Grenzwert liegen. Betroffen sind alle Chargen von  

Cinacalcet Ascend 30 mg Filmtabletten, 28 und 84 Stück (PZN 16127292 und 16127300)  

Cinacalcet Ascend 60 mg Filmtabletten, 28 und 84 Stück (PZN 16127317 und 16127323)  

Cinacalcet Ascend 90 mg Filmtabletten, 28 und 84 Stück (PZN 16127346 und 16127352)  

Apotheken sollen ihre Lagerbestände überprüfen und betroffene Packungen mittels APG-Formular über den pharmazeutischen Großhandel zurückschicken. Quelle: AMK 

Studie: Belüftung wichtigster Faktor bei Infektionsrisiko in ÖPNV

Die Infektionswahrscheinlichkeit in Bus und Bahn bei eingeschalteter Lüftung ist deutlich geringer als in einem geschlossenen Raum – das ist das zentrale Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern der Universität Kassel. 

Die Verkehrsforscher untersuchten anlässlich der Corona-Pandemie, wie der öffentliche Nahverkehr resistenter gegenüber Pandemien und Epidemien werden und was die Lüftung im öffentlichen Nahverkehr ausmachen kann. 

Dazu erforschten sie anhand von Computersimulationen die Ausbreitung von Aerosolen, also den Übertragungsweg von Viren, in einem virtuellen Bus. Es habe sich gezeigt, dass die Lüftung der wichtigste Faktor ist, so die Wissenschaftler. Selbst bei der Simulation eines sehr ungünstigen Szenarios habe sich die mittlere Ansteckungsgefahr in einem belüfteten Fahrzeug als relativ gering erwiesen. 

Auch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sei sehr hilfreich, erklären die Forscher die Ergebnisse ihrer Studie. So sei die Infektionswahrscheinlichkeit beim Tragen einer entsprechenden Maske 20-fach geringer als ohne. Quelle: dpa / mia 

Warnung vor irreführender Werbung für „Cardio“-Produkte

Packung Cardione
Bild: cardione | peshkova / AdobeStock | DAZ

Die Hersteller der Produkte „CardioBalance“, „CardiOne“, „Cardiotensive“ oder „Cardiotonus“ – Geberich OÜ (Estland) und die Geberich GmbH (Schweiz) – wurden von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (NRW) abgemahnt und Verbraucherinnen und Verbraucher werden vor der Werbung gewarnt. 

Die Nahrungsergänzungsmittel wurden nach Auffassung der Verbraucherzentrale mit rechtswidrigen gesundheitsbezogenen Angaben beworben. Beworben wurden die Supplemente mit Aussagen wie „nährt das Herz, normalisiert den Blutdruck, reinigt die Gefäße“.

Außerdem wurden falsche Prominenten-Zitate verwendet. Die Herstellerfirma dementiert sowohl die rechtswidrigen Werbeaussagen als auch die gefälschten Statements: Sie würden nicht hinter der widerrechtlichen Werbung zu „CardioBalance“ auf den Online-Seiten und den vermeintlichen Statements von Eckart von Hirschhausen stecken. Da die Internetseite kein Impressum besitzt, ist ein Nachweis schwierig. Quelle: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/02/19/verbraucherzentrale-nrw-warnt-vor-werbung-mit-cardio-supplementen 

Sultamicillin in Unacid ist wieder verfügbar

Die Versorgungslage mit Antibiotika insbesondere für Kinder ist nach wie vor angespannt. Zumindest für das Aminopenicillin-Antibiotikum Sultamicillin (Ester aus Ampicillin und dem β-Lactamase-Inhibitor Sulbactam) in dem Präparat „Unacid® PD oral Filmtabletten“ hat der Zulassungsinhaber Pfizer nun aber eine gute Nachricht: Sie „sind wieder vollumfänglich in Deutschland verfügbar“.

Seit dem 10. März 2022 war das Antibiotikum nur mit Einschränkungen lieferbar und konnte nur kontingentiert abgegeben werden.

Allerdings ist der Lieferengpass-Datenbank des BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) zu entnehmen, dass für „Unacid® PD oral“ als Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen – also der für Kleinkinder geeigneten Darreichungsform – weiterhin ein Engpass besteht. Erst Ende Juni 2025 soll dieser Lieferengpass enden, heißt es dort. Quelle: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/02/20/sultamicillin-in-unacid-ist-wieder-verfuegbar 

Adiclair bei Candidose in der Schwangerschaft

Adiclair Filmtabletten
Adiclair Filmtabletten bei Vaginalmykose | Bild: Ardeypharm

Die meisten Frauen sind mindestens einmal von einer Vaginalcandidose betroffen. Symptome sind Juckreiz, Rötungen und weißlicher Ausfluss. 

Tritt eine Vaginalmykose in der Schwangerschaft auf, ist Nystatin das Mittel der Wahl. Nur, wenn eine Medikation mit Nystatin nicht erfolgreich ist, sollte auf alternative Wirkstoffe nach ärztlicher Rücksprache zurückgegriffen werden.

Das Pharmaunternehmen Ardeypharm bietet mit den Adiclair Filmtabletten und der Adiclair Salbe zwei apothekenpflichtige Arzneimittel mit dem Wirkstoff Nystatin. 

Die Tabletten sollen im Darm wirken, die Salbe dagegen topisch auf den betroffenen Hautstellen. Adiclair sei gut verträglich und wirke insbesondere im Darm nicht nur gegen Candida albicans, der für Vaginalmykosen verantwortlich zeichnet, sondern auch gegen andere Candida-Arten.

Adiclair Filmtabletten gibt es in drei Packungsgrößen, die Salbe in zwei. Quelle: PM Ardeypharm