Arbeitszeit reduzieren: Wie spreche ich das an?
Eine Leserin richtete sich mit folgender Frage an uns:
„Ich bin 29 und merke, dass mir mein 40-Stunden-Job einfach zu viel ist. Ich habe einfach kein Leben mehr neben dem Job. Allerdings habe ich keine Familie und befürchte, meine Chefin und die anderen im Team können den Wunsch nicht nachvollziehen. Wie soll ich ihnen erklären, dass ich trotzdem mehr Freiraum brauche?“
Die Sorge, dass der Wunsch nach mehr Freiraum im Beruf auf Unverständnis stoßen könnte, ist nachvollziehbar. Jedoch: Mit diesem Anliegen sind Sie nicht allein!
Viele Menschen wünschen sich mittlerweile, weniger Zeit auf ihrer Arbeitsstelle zu verbringen, ganz unabhängig von ihrer Lebenssituation. Denken Sie daran, dass Ihr persönlicher Wert nicht davon abhängt, wie viel Sie vor Ort sind, sondern davon, wie Sie sich während dieser Zeit verhalten und einbringen.
Hier sind einige Tipps, wie Sie den Wunsch nach mehr Freizeit ansprechen können:
Persönliche Gründe für Arbeitszeitreduzierung erklären
Im Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten kann es hilfreich sein, wenn Sie Ihre persönliche Situation erklären, warum Sie weniger arbeiten möchten. Dabei sollten Sie jedoch Vergleiche mit anderen vermeiden.
Sie könnten zum Beispiel etwas sagen wie: „Ich habe festgestellt, dass die 40-Stunden-Woche meine Energie und mein Wohlbefinden beeinträchtigt. Ich suche daher nach Wegen, um meine Arbeit und mein Privatleben besser in Einklang zu bringen.“
Stunden kürzen: Vorteile benennen
Betonen Sie gleichzeitig auch die positiven Aspekte, die sich ergeben, wenn Sie Ihre Arbeitszeit verkürzen dürfen. Zum Beispiel könnten Sie erwähnen, dass Sie mit mehr Freiraum Ihre Arbeit produktiver erledigen können.
Hierfür kann es nützlich sein, konkrete Beispiele dafür zu benennen. Machen Sie sich am besten vor dem Gespräch ein paar Notizen dazu.
Weniger Arbeitszeit: Offen bleiben für Vorschläge
Gleichzeitig sollten Sie im Gespräch offen für Vorschläge bleiben. Zeigen Sie, dass Sie trotz Ihres Wunsches nach mehr Freizeit auch das Team im Blick haben und Ihnen eine Lösung wichtig ist, die für alle Betroffenen annehmbar ist.
Das können Sie zum Beispiel so äußern: „Ich bin offen für Vorschläge und möchte gemeinsam mit Ihnen eine Lösung finden, die sowohl meinen Bedürfnissen als auch den Anforderungen unseres Teams gerecht wird.
Ich verstehe, dass diese Änderung eine Anpassung für das Team bedeuten kann. Vielleicht können wir uns in den nächsten Tagen einmal zusammensetzen und überlegen, wie solch eine Lösung aussehen kann.“
Bedürfnis nach Freiraum vermitteln
Wenn Sie eine leitende Position innehaben oder Verantwortung für bestimmte Aufgabenbereiche tragen, kann es jedoch sein, dass Ihre Chefin oder Ihr Chef aufgrund Ihres Wunsches nach Stundenkürzung Ihre Führungsqualitäten anzweifelt.
Es könnte der Eindruck entstehen, Sie seien eine schlechte Führungskraft. Um diesem Missverständnis vorzubeugen, machen Sie im Gespräch deutlich, dass es um Ihren individuellen Wunsch nach mehr Freiraum geht und nicht darum, Aufgaben oder Verantwortung an das Team abzugeben.
Dennoch ist es wichtig, dass Sie sich selbst treu bleiben und für Ihre Bedürfnisse eintreten. Ein offenes Gespräch kann oft zu überraschend positiven Ergebnissen führen.