Aktuelles
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Vererbte Blutgefäßerkrankung: Was ist eigentlich Morbus Osler?

Wenn aber immer wieder und ohne erkennbaren Grund Blut aus der Nase strömt, könnte der Morbus Osler dahinterstecken. | Bild: Orawan / AdobeStock

Nasenbluten ist ja eine durchaus häufige Erscheinung – und in der Regel harmlos. Wenn aber immer wieder und ohne erkennbaren Grund Blut aus der Nase strömt, könnte eine seltene Erkrankung dahinterstecken – der Morbus Osler (benannt nach dem Mediziner Sir William Osler, 1849–1919). 

Dieser Verdacht ist umso naheliegender, wenn sich ein weiteres charakteristisches Symptom zeigt: kleine rote Punkte auf der Haut, vor allem im Gesicht und an den Fingern. Es handelt sich hierbei um permanente Erweiterungen und Aussackungen der kleinen Blutgefäße. Der Fachbegriff für ein solches sichtbares Hautpünktchen lautet Teleangiektasie. 

Der Morbus Osler wird in der Medizin auch als Hereditäre Hämorrhagische Teleangiektasie (HHT) bezeichnet (hereditär = erblich, hämorrhagisch = zu Blutungen führend). 

Morbus Osler: Immer wieder Nasenbluten

Die Teleangiektasien treten nicht nur auf der äußeren Haut, sondern auch an den Schleimhäuten auf. Insbesondere in der Nasenschleimhaut finden sie sich oft in großer Zahl. Da sie hier unmittelbar unter der Oberfläche liegen und zudem mechanisch stark belastet werden, reißen sie leicht auf. Die Folge ist oft starkes und lang anhaltendes Nasenbluten.  

Gefahr für innere Organe

Die Blutgefäßveränderungen können im Laufe der Zeit auch an anderen Stellen im Körper auftreten, zum Beispiel im Magen-Darm-Trakt, in der Leber und der Lunge. Hier bilden sich mitunter Kurzschlussverbindungen zwischen Arterien und Venen. Gefährliche Funktionsstörungen der Organe können die Folge sein. Möglich sind auch Gefäßmissbildungen im Gehirn. Dann drohen Hirnblutungen. 

Behandlung von Morbus Osler: die Nasenatmung blockieren 

Bisher ist der Morbus Osler nicht heilbar. Betroffene müssen ihre Nasenschleimhaut mit Nasensalben und -ölen intensiv pflegen und feucht halten. Immer wieder neu auftretende Blutgefäßfehlbildungen werden verödet. 

In manchen Fällen muss die Nasenatmung mittels Stopfen beschränkt werden. In schweren Fällen wird die Nase operativ dauerhaft verschlossen. Der Patient kann dann nur noch durch den Mund atmen.

Gefäßfehlbildungen in den Organen werden meist durch minimalinvasive Eingriffe behandelt. Bei starken Nasen- und Magen-Darm-Blutungen kann man mit Tranexamsäure (Cyklokapron®) in die Blutgerinnung eingreifen. 

Vererbungswahrscheinlichkeit 50 Prozent

Der Morbus Osler tritt ungefähr bei einem bis zwei von 10.000 Menschen auf. Die seltene Erkrankung wird autosomal-dominant vererbt. Kinder eines betroffenen Elternteils werden also mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit auch erkranken. 

Meist macht sich der Morbus Osler zwischen Pubertät und dem 30. Lebensjahr bemerkbar. Er kann ganz unterschiedlich verlaufen. Manche Betroffenen haben nur ganz schwache Symptome, andere können ihren Alltag nicht bewältigen. Es gibt einige Kliniken und Ärzte, die besondere Erfahrungen im Umgang mit der Erkrankung haben. Quellen: Morbus Osler Selbsthilfe e.V.; Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin; Universitätsklinikum Regensburg; Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen (ACHSE) e.V.  

Morbus Osler in Kürze

  • Seltene erbliche Erkrankung der Blutgefäße, auch als Hereditäre Hämorrhagische Teleangiektasie (HHT) bezeichnet.
  • Punktuelle Erweiterungen kleiner Blutgefäße (Teleangiektasien) führen zu roten Punkten auf Haut und Schleimhäuten mit Blutungsgefahr; außerdem Gefäßmissbildungen an inneren Organen oder im Gehirn möglich, Gefahr von Blutungen und Funktionsstörungen.  
  • Häufigstes Krankheitszeichen: wiederkehrendes starkes Nasenbluten.  
  • Symptomatische Behandlung: Nasenpflege, evtl. operative Eingriffe.
  • Krankheitshäufigkeit: circa 1 bis 2 von 10.000 Personen; autosomal-dominant vererbt; stark variierender Krankheitsverlauf.