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Pneumokokken-Impfstoff: Aus Apexxnar® wird Prevenar 20®

Hand zieht Verpackung von Prevenar aus dem Schrank
Prevenar 20® (vorherige Bezeichung Apexxnar®) ist nun auch für Säuglinge ab einem Lebensalter von sechs Wochen zugelassen. | Bild: Jan Dzacovsky / AdobeStock

2022 hat Pfizer einen neuen Impfstoff gegen Pneumokokken auf den Markt gebracht: Apexxnar®. Der konjugierte Impfstoff schützt vor 20 Pneumokokken-Serotypen und hat von den zugelassenen Konjugatimpfstoffen damit die breiteste Abdeckung. 

Zugelassen war Apexxnar® für Erwachsene ab einem Alter von 18 Jahren. Seit dem 12. März ist der 20-valente Pneumokokken-Konjugatimpfstoff Apexxnar® nun auch für Kinder zugelassen.

Mit der Zulassung des Impfstoffs für die Anwendung bei Säuglingen bzw. Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren habe die Europäische Arzneimittelagentur nun die Vereinheitlichung der Handelsnamen bestätigt, meldet Zulassungsinhaber Pfizer. Allerdings kann es noch etwas dauern, bis Apexxnar unter seinem neuen Handelsnamen Prevenar 20 (PCV20) beziehbar ist.

Zur Erinnerung: Was sind Pneumokokken?

Pneumokokken (Streptococcus pneumonia) sind Bakterien. Sie übertragen sich von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion beim Niesen oder Husten und besiedeln den Nasenrachenraum. 

Zumeist verursachen sie keine Symptome. Allerdings genügt diese Besiedlung, um andere Menschen anzustecken, und sie können sich vom Nasenrachenraum ausgehend lokal oder gar invasiv ausbreiten und teils schwere Erkrankungen bedingen. 

Das Spektrum der durch Pneumokokken verursachten Erkrankungen ist breit und reicht von Erkältungskrankheiten, wie einer Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) oder Mittelohrentzündung (Otitis media), über ambulant erworbene Pneumonien (Lungenentzündungen) bis hin zu Sepsis (Blutvergiftung) oder Meningitis (Hirnhautentzündung), wenn die Erreger invasiv in sterile Körperbereiche eindringen. Die möglichen Folgen sind schwer: bleibende Behinderung oder Tod. 

Das Risiko für schwere Pneumokokken-Erkrankungen hängt vom Alter und Gesundheitszustand ab. Das größte Risiko haben Kinder unter zwei Jahren und ältere Menschen sowie Menschen mit Vorerkrankungen (z. B. Herz- oder Lungenerkrankungen, Diabetes, Immunschwäche oder immunsuppressiven Behandlungen).  

Aus diesem Grund rät die Ständige Impfkommission (STIKO) zur Impfung gegen Pneumokokken für Säuglinge ab einem Lebensalter von zwei Monaten, dann wieder für ab 60-Jährige und für Menschen mit bestimmten Grundkrankheiten.

Prevenar 20®: Gleicher Impfstoff, aber anderer Name

„Die Pneumokokken-Konjugatimpfstoffe von Pfizer tragen für die Anwendung als Säuglingsimpfung traditionell den Namen Prevenar, ergänzt um die Angabe zur Anzahl der abgedeckten Serotypen (Prevenar 7® und Prevenar 13®)“, erklärt die Firma Pfizer in einer Pressemitteilung. Da der 20-valente Pneumokokken-Konjugatimpfstoff Apexxnar® zunächst nur für Erwachsene zugelassen war, hatte er extra einen anderen Namen erhalten.

Nun wurde Apexxnar® aber auch für Säuglinge ab sechs Wochen zugelassen, sodass diese Abgrenzung nicht mehr nötig ist: Aus Apexxnar® wird Prevenar 20®. Apexxnar® darf jedoch weiterhin abgegeben werden, auch wenn neue Präparate mit dem Namen Prevenar im Handel sind.

Gut zu wissen: Was ist ein Konjugatimpfstoff?

Bei einem Konjugatimpfstoff oder konjugierten Impfstoff handelt es sich um einen Totimpfstoff. Das Antigen, zum Beispiel ein Teil der Bakterienhülle (Kapsel-Polysaccharide), liegt jedoch nicht „frei“ vor, sondern ist an ein Eiweiß (Trägerprotein) gebunden. Ziel ist, dadurch eine bessere und stärkere Immunantwort auszulösen. 

Warum macht man das? Grund dafür ist, dass vor allem das Immunsystem von Säuglingen und Kleinkindern noch nicht vollständig entwickelt ist und auf Antigene, die keine Proteine sind – wie Polysaccharide, Nukleinsäuren oder Lipide –, weniger stark reagiert. Dadurch produziert das Immunsystem auch weniger Antikörper gegen diese Nicht-Eiweiß-Antigene, was bei Impfungen unerwünscht ist. Um diese „Lücke“ auszugleichen, nutzt man den Trick der Konjugation und hängt an das eigentliche Antigen ein Protein an.

Apexxnar®-Vorräte weiterhin aufbrauchen

„Vorrätige Dosen von Apexxnar® können im Rahmen der Haltbarkeit aufgebraucht und – wie gewohnt – ohne ärztliche Absprache an Apotheken-Kundinnen und -Kunden abgegeben werden – auch nach Produktverfügbarkeit von PCV20 unter dem neuen Handelsnamen Prevenar 20®“, erklärt Pfizer. 

Lagerbestände von Apexxnar® dürfen laut Pfizer also auch dann abgegeben werden, wenn auf dem Rezept bereits der neue Handelsname Prevenar 20® vermerkt ist. „In Abstimmung mit den zuständigen Landesbehörden sowie dem Paul-Ehrlich-Institut können die Impfstoffe unabhängig von ihrem Namen bei Kindern und Erwachsenen eingesetzt werden“, heißt es. Zusammensetzung, Dosierung und Handhabung seien identisch.

Prevenar 20® mit neuer PZN

Prevenar 20® werde künftig aber unter anderen Pharmazentralnummern (PZN) bestellbar sein als Apexxnar®. „Sobald Prevenar 20® verfügbar ist, wird Pfizer die neuen PZN mitteilen. Bis dahin kann PCV20 weiter als Apexxnar® in den bekannten Packungsgrößen unter den bekannten PZN bestellt werden.“

Noch keine STIKO-Empfehlung für Kinder

Für den Einsatz bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen wird Prevenar 20® in der bisherigen Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) noch nicht berücksichtigt. „Sie hat aber angekündigt, sich mit der pädiatrischen Zulassungserweiterung von PCV20 zu befassen und zu einer möglichen Impfempfehlung für Kinder zu äußern“, so Pfizer.

„Für die Grundimmunisierung von reifgeborenen Säuglingen <  12 Monate werden ab dem Alter von 2 Monaten 2 Impfstoffdosen Pneumokokken-Konjugat-Impfstoff (PCV13 oder PCV15) im Abstand von 8 Wochen verabreicht.“

Impfempfehlungen der STIKO, Epidemiologisches Bulletin 4/2024 

Wer sollte sich gegen Pneumokokken impfen lassen?

Die STIKO empfiehlt die Pneumokokken-Impfung für

  • alle Säuglinge ab dem Alter von 2 Monaten,
  • alle Menschen ab dem Alter von 60 Jahren,
  • Patienten mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten oder -suppression, mit sonstigen chronischen Krankheiten (chronische Erkrankungen des Herzens, der Atmungsorgane – wie Asthma, Lungenemphysem, COPD –, Stoffwechselkrankheiten – z. B. Diabetes mellitus –, neurologische Krankheiten – wie Zerebralparesen oder Anfallsleiden) und Patienten mit anatomischen und fremdkörperassoziierten Risiken für eine Pneumokokken-Meningitis,
  • berufliche Tätigkeiten wie Schweißen und Trennen von Metallen, die zu einer Exposition gegenüber Metallrauch einschließlich metalloxidischen Schweißrauchs führen.

Übersicht zu den Pneumokokken-Impfstoffen:

 ImpfalterSchutz vorKonjugatimpfstoffAdjuvans
Prevenar 20® (vorherige Bezeichung: Apexxnar®)ab 6 Wochen20 Serotypenjaja
Pneumovax 23®ab 2 Jahren23 Serotypenneinnein
Prevenar 13®ab 6 Wochen13 Serotypenjaja
Synflorix®ab 6 Wochen bis 4 Jahre10 Serotypenjaja
Vaxneuvance®ab 6 Wochen15 Serotypenjaja