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Was ist eigentlich eine multiple Chemikalien-Sensitivität?

Mann mit Schwindel stützt sich an Wand ab
Wer empfindlich auf diverse Chemikalien reagiert, sollte die Auslöser am besten meiden. | Bild: Krakenimages.com / AdobeStock

Menschen mit multipler (vielfacher) Chemikalien-Sensitivität (MCS) weisen eine extreme Empfindlichkeit auf: Sie reagieren auf verschiedene Chemikalien bereits in ganz niedrigen Dosisbereichen, die bei anderen Personen keinerlei spürbare Wirkung haben. 

Viele unspezifische Symptome bei MCS

Bei MCS kommt es zu unterschiedlichsten unspezifischen Symptomen in verschiedenen Organsystemen. Am häufigsten nennen Betroffene Kopfschmerzen, Reizung von Augen und Nase, Atemnot, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Schwindel und Schmerzen im Bewegungsapparat. Typischerweise lassen die Symptome nach oder hören auf, wenn keine Exposition gegenüber den chemischen Auslösern mehr besteht.  

Die Stärke der Beschwerden variiert stark. In manchen Fällen erreicht sie ein als lebensbedrohlich empfundenes Ausmaß. Oft nehmen Intensität und Anzahl der Symptome im Krankheitsverlauf zu. 

Allerdings gibt es auch Berichte über eine allmählich abnehmende Empfindlichkeit. Auffallend sind häufige Begleiterkrankungen, etwa Fibromyalgie, Migräne, Asthma, Allergien und Reizdarmsyndrom.  

Welche Substanzen lösen Chemikalien-Sensitivität aus?

Das Spektrum MCS-auslösender Chemikalien ist groß. Die Stoffe müssen nicht miteinander verwandt sein. Zu häufigen Auslösern zählen zum Beispiel Holzschutzmittel, Lösungsmittel, Insektizide und Duftstoffe. 

Vor allem in Innenräumen befinden sich oft viele flüchtige Chemikalien in der Luft. Sie stammen unter anderem von Möbeln, Bodenbelägen, Lacken und Farben, Reinigungsmitteln oder elektronischen Geräten. Häufig handelt es sich bei den Auslösern um geruchlich wahrnehmbare Substanzen.

MCS: Krankheitsentstehung ungeklärt

Man nimmt an, dass ungefähr neun Prozent der Bevölkerung unter einer Chemikalien-Sensitivität leiden. Über die Ursachen der Erkrankung liegen bisher keine gesicherten Erkenntnisse vor. 

Hypothesen reichen von neurotoxischen Vorgängen über immunologische Prozesse bis hin zu einer rein psychoreaktiven Entstehung. Mittels bildgebender Verfahren wie Magnetresonanztomographie (MRT) und Positronenemissionstomographie (PET) stieß man auf abweichende Aktivitäten bestimmter Hirnareale bei der MCS. 

Auffälligkeiten fanden sich insbesondere bei bestimmten zellulären Ionenkanälen (TRP-Kanäle), welche durch eine Vielzahl an Chemikalien aktiviert werden können. 

Was Betroffene bei Chemikalien-Sensitivität tun können

Derzeit gibt es keinen ursächlichen Therapieansatz. Betroffene sollten die individuellen MCS-Auslöser möglichst meiden, zum Beispiel keine Alltagsprodukte mit Duftstoffen verwenden. 

Auch regelmäßiges, gründliches Lüften ist eine wichtige Maßnahme. Hilfreich kann eine Ernährungsumstellung sein. Begleiterkrankungen sollten behandelt werden. Eine kognitive Verhaltenstherapie kann die Patienten beim Umgang mit den Beschwerden unterstützen. Quellen: DAZ Nr. 31/2023; Umweltbundesamt; DocCheck; www.aerzteblatt.de 

Multiple Chemikalien-Sensitivität (MCS) in Kürze

  • Mehrfache Chemikalien-Überempfindlichkeit, d. h. Beschwerden bei Exposition gegenüber gering konzentrierten, in der Umwelt vorkommenden Chemikalien.
  • Symptomauslösende Dosisbereiche liegen weit unterhalb der jeweils bekannten Wirkschwellen.  
  • Vielfältiges Beschwerdebild, typischerweise verschiedene Organsysteme betreffend, z. B. Kopfschmerzen, Augen- und Nasenreizung, Atemnot, Müdigkeit, kognitive Störungen, Schwindel, muskuloskelettale Beschwerden.
  • Chronisches Leiden; teilweise zunehmende oder abnehmende Symptomatik im Krankheitsverlauf; Begleiterkrankungen häufig, z. B. Fibromyalgie, Allergien, psychische Störungen.  
  • Krankheitsursache ungeklärt.
  • Keine kausale Therapiemöglichkeit, Meiden der auslösenden Chemikalien.