COVID-19-Impfung
Corona-Pandemie
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Neue Studien: Corona-Impfen in der Stillzeit – am besten mit einem mRNA-Impfstoff

Frau in grauem Tshirt stillt Säugling
Nach einer mRNA-Impfung bilden Mütter deutlich mehr Antikörper als nach einer Impfung mit einer Vektor-Vakzine. | Bild: HillLander / AdobeStock

Eine Corona-Impfung in der Stillzeit schützt nicht nur die Geimpfte, sondern versorgt auch den Säugling mit Antikörpern gegen SARS-CoV-2. Grund ist, dass Antikörper muttermilchgängig sind und über das Stillen somit auch das Baby erreichen.

Nach Impfung und Infektion

Neutralisierende Antikörper gegen SARS-CoV-2 lassen sich in der Muttermilch sowohl bei geimpften wie auch bei bereits mit SARS-CoV-2 infiziert gewesenen Frauen nachweisen. Wie hoch die Antikörperspiegel in der Muttermilch sind, hängt laut Robert Koch-Institut (RKI) von der Höhe der Antikörperspiegel im mütterlichen Blut ab: Spitzenwerte finden sich zwei Wochen nach der zweiten Impfdosis.

Mit welchem Impfstoff sollen sich Stillende gegen Corona impfen?

Um Stillende und Gesundheitspersonal bei der Wahl des geeigneten Impfstoffs zu unterstützen, haben Wissenschaftler aus den Niederlanden vier COVID-19-Impfstoffe – Comirnaty (Pfizer/Biontech), Spikevax (Moderna) und die beiden Vektorimpfstoffe von AstraZeneca (Vaxzevria) und Janssen (COVID-19-Impfstoff Janssen) – hinsichtlich ihrer Antikörperwirkung (IgA, IgG) miteinander verglichen. Nachzulesen gibt es die Ergebnisse in einem „Research Letter“ im Fachjournal „JAMA Pediatrics(„Comparing Human Milk Antibody Response After 4 Different Vaccines for COVID-19“) .

Teilnehmen konnten stillende Frauen, die eine vollständige COVID-19-Impfung erhalten hatten. Deren Muttermilch untersuchten die Wissenschaftler insgesamt 17-mal in einem Zeitraum von 100 Tagen (die Studie fand zwischen Januar 2021 und Juli 2021 statt). Ausgeschlossen waren Frauen, bei denen sich bereits zu Studienbeginn SARS-CoV-2-Antikörper nachweisen ließen, sodass die Wissenschaftler insgesamt Daten von 124 Müttern (1.650 Muttermilchproben) auswerten konnten.

Fast alle Stillenden haben Antikörper nach mRNA-Impfung

Bei nahezu allen stillenden Müttern, die Comirnaty oder Spikevax erhalten hatten, ließen sich in der Muttermilch Corona-Antikörper nachweisen: 96 Prozent (25 von 26 Geimpften) der Stillenden hatten Antikörper nach Impfung mit Pfizer/Biontech, 97 Prozent (37 von 38 Geimpften) nach Moderna-Impfung. 

Hingegen war der Anteil der geimpften Mütter, die nach Vektorimpfung SARS-CoV-2-Antikörper in der Muttermilch hatten, deutlich kleiner und lag bei 39 Prozent (13 von 33 Geimpften) nach AstraZeneca-Impfung und 48 Prozent (10 von 21 Geimpften) nach Impfung mit dem COVID-19-Impfstoff Janssen. 

Gut zu wissen: Früh- und Spätantikörper 

Antikörper (Immunglobuline) vom Typ IgA bilden sich rasch nach der Impfung, erst nach einigen Wochen kommen auch IgG-Antikörper dazu. Diesen Wechsel der Antikörperklasse nach Impfung bezeichnet man als Serokonversion. 

Mehr über Antikörper erfahren Sie in unserer Serie Biochemisches Grundwissen.

Alle Stillenden bilden IgG-Antikörper nach der zweiten Impfdosis

Die „späteren“ Antikörper IgG fanden sich bei allen Stillenden, die zwei Dosen eines mRNA-Impfstoffes oder des AstraZeneca-Impfstoffes erhalten hatten. 

IgG ließ sich nach mRNA-Impfung drei bis vier Wochen nach der ersten Impfung nachweisen: an Tag 23 (Comirnaty) und an Tag 32 (Spikevax). Länger dauerte die Serokonversion nach Impfung mit AstraZeneca: Hier fand diese drei Monate (94 Tage) nach der ersten Impfdosis statt, was sich jedoch durch den späteren Verabreichungszeitpunkt der zweiten Dosis erklären lasse, so die Wissenschaftler.

Beim Janssen-Impfstoff, der ursprünglich ein vollständiges Impfschema mit nur einer Dosis vorsah, entwickelten nur 28 Prozent der Stillenden (6 von 28) späte Antikörper vom IgG-Typ.

Stillende sollten sich mit einem mRNA-Impfstoff impfen lassen

Aufgrund dieser Ergebnisse empfehlen die Wissenschaftler Stillenden die Impfung mit einer mRNA-Vakzine: SARS-CoV-2-spezifisches IgA – das eine „Schlüsselrolle in der ersten Verteidigungslinie gegen Viren“ spiele – sei nach mRNA-Impfung häufiger in der Muttermilch nachweisbar als nach Vektorimpfung. 

Allerdings haben die niederländischen Forscher nicht gemessen, wie wirksam die gebildeten Antikörper das Coronavirus neutralisieren. Zudem räumen sie ein, dass bislang keine Studie eindeutig belegt, dass IgA in der Muttermilch den Säugling tatsächlich vor einer Infektion schützt. Sie schreiben IgA hier jedoch eine „entscheidende Rolle“ zu.

STIKO rät zur mRNA-Impfung

Das Ergebnis der niederländischen Studie stützt die derzeitige Empfehlung der STIKO: Sie rät Stillenden zur zweimaligen Impfung mit einem mRNA-Impfstoff gegen COVID-19. Comirnaty wird dafür in einem Abstand von drei bis sechs Wochen geimpft, bei Spikevax beträgt der Impfabstand vier bis sechs Wochen. Stillende Frauen unter 30 Jahren sollten den Pfizer/Biontech-Impfstoff erhalten.

Die STIKO räumt ebenfalls ein, dass die schützende Wirkung der Muttermilch-Antikörper vor COVID-19 bei den Säuglingen nicht belegt sei.

Keine oder kaum mRNA in der Muttermilch nachweisbar

Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es der STIKO zufolge „nur wenige Studien zur Sicherheit von mRNA-Impfungen gegen COVID-19 für das Kind nach Impfung der Mutter in der Stillzeit“. Doch hätten diese Studien gezeigt, dass die Impfstoff-mRNA nicht oder nur in geringen Mengen in der Muttermilch nachweisbar sei. 

Das lässt sich laut STIKO dadurch „plausibel“ erklären, dass sowohl im Magen-Darm-Trakt des Babys wie auch in der Muttermilch sogenannte Ribonukleasen vorkommen – Enzyme, die mRNA abbauen –, sodass die Impfstoff-mRNA dort bereits inaktiviert wird.

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