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Der besondere Rückblick: Apotheker mit anderer Berufung

Der große Dichter Theodor Fontane war Apotheker. | Bild: ArTo / Adobe Stock

Dem Vater zuliebe in die Apotheke

Den Apothekerberuf ergriff Theodor Fontane (1819–1898) nur, weil man das von ihm erwartete. Sein Vater Louis Henri Fontane war ebenfalls Apotheker. Er besaß in Neuruppin, einer Kleinstadt nordwestlich von Berlin, eine eigene Apotheke, musste diese aber noch während Theodors Kindheit verkaufen, um damit seine Spielschulden zu bezahlen. Der ungeliebte Beruf hatte für den jungen Theodor Fontane dennoch sein Gutes.

Queckenextrakt verhalf zum Dichten

Im Alter von 16 Jahren wurde Theodor Fontane Apothekerlehrling in Berlin. Eine seiner Hauptaufgaben war es, Queckenextrakt zu kochen. Dazu saß er tagaus, tagein an einem großen Kessel und rührte. Doch die eintönige Tätigkeit kam ihm sehr zustatten. Denn dabei konnte er wunderbar nachdenken – und dichten. In den Freistunden danach brachte er dann das Erdachte zu Papier. Noch etwas sollte ihm für später zugutekommen: Er konnte intensive Charakterstudien betreiben. Dazu bot das Apothekenpublikum, das aus allen gesellschaftlichen Schichten stammte, beste Möglichkeiten.

Berufsaufgabe – schon mit 30

Während seiner Zeit als Apothekergehilfe in verschiedenen Anstellungen veröffentlichte Fontane in Zeitungen und Zeitschriften eigene Gedichte und Geschichten. Später absolvierte er noch das Apothekerexamen und wurde approbierter Apotheker. Er war gut und tüchtig in seinem Beruf. Doch Erfüllung brachte er ihm nicht. Fontane gab den Apothekerberuf – zum Entsetzen seiner Frau Emilie – schon mit knapp 30 Jahren auf und schlug sich fortan mit journalistischen Tätigkeiten, Übersetzungen, als Auslandskorrespondent und Kriegsberichterstatter durch.

Erfolgreicher Schriftsteller

Erst mit beinahe 60 Jahren begann Fontane damit, wofür er berühmt wurde: Er schrieb Romane und Erzählungen. Zu seinen bekanntesten Werken zählen zum Beispiel „Effi Briest“, „Irrungen, Wirrungen“ und „Der Stechlin“. Theodor Fontane gilt als bedeutendster Vertreter des poetischen Realismus. Typisch sind seine genauen Beschreibungen der Personen, ihrer Seelenzustände, des jeweiligen gesellschaftlichen Umfelds und die Gesellschaftskritik. 

Auch viele Gedichte hat Theodor Fontane verfasst. Das bekannteste ist sicherlich der „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“, der sich eine Birne ins Grab legen lässt, damit der daraus wachsende Birnbaum auch nach seinem Tod noch die Kinder mit Früchten beschenkt. Doch auch zum schönsten Fest des Jahres hat Fontane (im Alter von 70 Jahren) gedichtet: 

Weihnachten 

Noch einmal ein Weihnachtsfest, 

immer kleiner wird der Rest, 

aber nehm ich so die Summe, 

alles Grade, alles Krumme, 

alles Falsche, alles Rechte, 

alles Gute, alles Schlechte – 

rechnet sich aus all dem Braus 

doch ein richtig Leben heraus. 

Und dies können ist das Beste 

wohl bei diesem Weihnachtsfeste. Quellen: Theodor Fontane Gesellschaft e.V.; DAZ Nr. 42/2019; DAZ Nr. 51+52/2009; HTTPS://FONTANE-200.DE/DE