Aktuelles
7 min merken gemerkt Artikel drucken

Wie man die Lungenerkrankungen unterscheiden kann: Asthma oder COPD – wo ist der Unterschied?

Ein hilfreiches Indiz, ob Asthma oder COPD vorliegt, ist das Alter des Patienten. | Bild: motortion / AdobeStock

Bei Asthma bronchiale handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege, die besonders durch eine Überempfindlichkeit der Bronchien (Hyperreagibilität) und eine variable Verengung der Atemwege gekennzeichnet ist. Zu den typischen Symptomen zählen anfallsartige Luftnot, Hustenreiz und zäh-glasiger Auswurf. 

An diesem Krankheitsgeschehen sind verschiedene entzündungsfördernde Zellen (z. B. Mastzellen, Eosinophile) und Mediatoren (z. B. Histamin, Bradykinin) beteiligt. Durch die Verengung der Atemwege können die Patienten die eingeatmete Luft nicht so gut ausatmen. 

Es gibt einen Wechsel zwischen beschwerdefreien Zeiten und Phasen mit plötzlich auftretenden Atemwegsbeschwerden. Bei guter Therapie können die meisten Asthma-Patienten ein völlig normales Leben führen und mit einer guten Lungenfunktion voll leistungsfähig sein.  

Asthma: Allergische und nicht-allergische Ursachen möglich

Als Ursache von Asthma kommen allergische Auslöser infrage, wie z. B. Pollen, Hausstaubmilben, Schimmelpilze oder Tierhaare. Es scheint aber auch nicht-allergische Asthma-Auslöser zu geben, wie häufig wiederkehrende Atemwegsinfekte. Zudem spielen auch psychische Faktoren, wie Stress oder emotionale Extremsituationen, im Asthmageschehen eine Rolle. 

Stufenplan der Asthmatherapie

Abgestimmt auf das entzündliche Krankheitsgeschehen in den Bronchien, bilden antientzündliche Medikamente die tragende Säule der Asthmatherapie. Die Therapieleitlinien sehen eine stufenweise Medikation vor. 

Dabei wird zwischen Therapieempfehlungen für Erwachsene und für Kinder unterschieden. In beiden Fällen werden rasch wirkende Bedarfspräparate („Reliever“, z. B. kurzwirksame β2-Sympathomimetika) mit langfristig antientzündlichen Dauermedikamenten („Controller“, z. B. Corticoide, Theophyllin, Leukotrien-Rezeptorantagonisten) kombiniert. 

Hierbei macht man sich auch synergistische Effekte zunutze: So werden durch Corticoide nicht nur die Bildung von Entzündungsmediatoren gedrosselt und die Aktivität von Entzündungszellen gebremst, sondern auch die Synthese von β2-Rezeptoren erhöht. Das erklärt, weshalb Corticoide die Wirkung von β2-Sympathomimetika verstärken können. 

Asthma-Basistherapie auch in beschwerdefreien Zeiten anwenden

Das Ziel der modernen Asthmatherapie ist es, mit so wenig Bedarfsmedikamenten wie möglich auszukommen. Daher ist eine kontinuierliche, antientzündliche Basistherapie auch in beschwerdefreien Intervallen wichtig. 

Bei zunehmendem Gebrauch eines Bedarfssprays (Notfallsprays) sollte die Medikamenteneinstellung durch den Arzt überprüft werden. Der übermäßige Gebrauch von schnellwirksamen bronchienerweiternden Medikamenten verursacht Nebenwirkungen wie Herzrasen, Zittern oder Unruhe. 

Häufig eingesetzte Wirkstoffe bei Asthma sind:  

  • kurzwirksame β2-Sympathomimetika (SABA), z. B. Salbutamol,  
  • langwirksame β2-Sympathomimetika (LABA), z. B. Salmeterol, Formoterol,  
  • inhalative Corticoide (ICS), z. B. Budesonid, Beclometason, Fluticason.

COPD: Die „Raucherkrankheit“

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD – chronic obstructive pulmonary disease) entsteht im Gegensatz zu Asthma bronchiale eher schleichend. Die Patienten leiden zunächst häufig unter einer akuten Bronchitis, die dann im weiteren Verlauf chronisch werden kann. 

Dadurch kann das Lungengewebe dauerhaft geschädigt werden. Den Patienten steht dann weniger Atemluft zur Verfügung und sie kommen außer Atem, wenn sie anstrengenden Tätigkeiten wie Treppensteigen oder Bergwandern nachgehen. 

Von der COPD sind am häufigsten langjährige Raucher betroffen. Aber auch weitere Faktoren wie Atemwegsinfekte, berufliche inhalative Stäube (Dämpfe, Gase), Passivrauchen, die allgemeine Luftverschmutzung sowie eine genetisch begründete Anfälligkeit sind hier von Bedeutung.  

Durch die ständige Reizung der Atemwege werden Entzündungsreaktionen ausgelöst, die schleichend fortschreiten. Die Patienten spüren erst nach einiger Zeit Einschränkungen, zunächst höchstens bei Belastung (z. B. beim Treppensteigen). 

Häufig wird in erster Linie eine mangelnde Fitness dafür verantwortlich gemacht. Zudem wird ein anhaltender Husten nicht ernst genommen. Typische COPD-Symptome sind: Husten, gesteigerter Auswurf (Schleimproduktion), Atemnot, Verengung der Atemwege und ein eingeschränkter Gasaustausch.  

COPD-Therapie soll Fortschreiten der Krankheit verhindern

Ist die COPD fortgeschritten, bekommen die Patienten auch in Ruhe zu wenig Luft. Dieser Zustand ist nicht umkehrbar. Die Lebensqualität kann aber durch atemwegserweiternde Medikamente gesteigert werden. Eine gute COPD-Therapie hat daher das Ziel, das Fortschreiten der Erkrankung möglichst hinauszuzögern.  

Die Atemwege von COPD-Patienten sind sehr anfällig für Erkältungen oder andere Infekte, extreme Wetterlagen wie Hitze, Kälte und hohe Luftfeuchtigkeit sowie Rauch und Staub. Daher zeigt der Krankheitsverlauf der COPD auch jahreszeitliche Unterschiede. 

Der Erkrankungsgipfel mit akuten entzündlichen Beschwerden wird in den Wintermonaten erreicht. Ein regelmäßiger Impfschutz gegen Infektionen der oberen und unteren Luftwege (Grippe, Lungenentzündung durch Pneumokokken) ist daher wichtig. 
 

Leitliniengerechte COPD-Therapie

Die Medikation bei COPD ähnelt zwar in der Praxis auf den ersten Blick einer Asthmatherapie. Doch insbesondere kurz- und langwirksame Anticholinergika werden schwerpunktmäßig bei COPD eingesetzt. Man unterscheidet: 

  • kurzwirksame Anticholinergika, z. B. Ipratropium, 
  • langwirksame Anticholinergika, z. B. Tiotropium, Aclidinium, Glycopyrronium. 

Inhalative Corticoide spielen in der COPD-Therapie im Gegensatz zum Asthma inzwischen keine große Rolle mehr. Der PDE-4-Hemmer Roflumilast kommt nur bei schweren COPD-Fällen zum Einsatz. 

Auch für COPD-Patienten sind Akutmedikamente, die ihre Atemnot rasch etwas lindern können, wichtig. Hierzu dienen in erster Linie die kurzwirksamen β2-Sympathomimetika wie Salbutamol und andere.   

Generell ist auf jeden Fall Rauchverzicht angezeigt. Nichtraucherschulungen oder Nikotinpflaster können hier hilfreich sein. Ein Umstieg auf E-Zigaretten oder E-Shishas ist keine Alternative. Auch wenn diese Produkte als nikotinfrei beworben werden, beinhalten sie weitere risikoreiche Inhaltsstoffe, denen man sich nicht aussetzen sollte. 

Asthma oder COPD? – Es gibt einen entscheidenden Unterschied

Die ärztliche Diagnose, ob Asthma, COPD oder eine Mischform vorliegt, ist nicht immer einfach. Eine erste Orientierung, was es sein könnte, bietet das Alter des Patienten. Bei Asthma können erste Symptome häufig schon seit dem Kindesalter vorliegen. 

Bei einer beginnenden COPD werden die ersten Symptome von den Patienten meist nicht wahrgenommen. Die Ausprägung des Krankheitsbildes ist ein schleichender Prozess und die Atemwegsbeschwerden treten erst später, im Verlauf von Jahrzehnten, deutlicher hervor. Patienten mit einer neu diagnostizierten COPD sind in der Regel mindestens 40 Jahre, häufig aber älter.  

Wird eine Allergie als Auslöser vermutet, deutet das auf ein allergisches Asthma hin. Asthma kann aber auch nicht-allergisch oder neben einem allergischen Asthma in einer nicht-allergischen Form vorliegen. Häufig stehen dann besonders Infekte als Auslöser im Vordergrund, die aber ebenso bei einer COPD eine Verschlechterung der Erkrankung herbeiführen können. 

Nächtliche Atemnot kommt bei Asthma häufiger vor, COPD-Patienten leiden dagegen besonders in den Morgenstunden unter gesteigerter Schleimproduktion (Auswurf).  

Mischformen von Asthma und COPD

Leiden Patienten unter einer Mischform, können Asthma und COPD ganz unterschiedlich ausgeprägt sein. Steht bei einer Mischform das Asthma im Vordergrund, ist der Einsatz eines inhalativen Cortisons in den meisten Fällen besonders hilfreich. Langwirksame bronchienerweiternde Medikamente sollten bei Asthma auf jeden Fall in Kombination mit einem entzündungshemmenden Wirkstoff verabreicht werden.  

Wenn bei der Behandlung eine COPD im Vordergrund steht, wird in der Regel auf langwirksame inhalative Medikamente zur Erweiterung der Bronchien zurückgegriffen. Diese lindern die Atemnot und sorgen für eine bessere körperliche Belastbarkeit. 

Akute Symptome können bei beiden Lungenerkrankungen durch schnell wirksame  
bronchienerweiternde Medikamente gelindert werden (Bedarfsspray). Die medikamentöse Therapie soll die Erkrankung gut kontrollieren, sodass möglichst keine oder nur geringe Symptome bestehen.