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Ärzte schlagen Arbeitsminderungs-Bescheinigung für Langzeitkranke vor

Bild: Peter Atkins / Adobe Stock

Um Beschäftigten lange komplette Krankschreibungen zu ersparen, schlägt der Ärzteverband Marburger Bund eine neue Form von Arbeitsminderungs-Bescheinigungen vor. „Viele erkrankte Arbeitnehmer könnten wahrscheinlich schneller genesen und würden weniger lange dem Arbeitsprozess fernbleiben, wenn es nicht nur die Wahl zwischen Arbeitsfähigkeit und Arbeitsunfähigkeit gäbe“, so der Vorsitzende des Ärzteverbands. Bei Gewerkschaften und in der Politik stieß die Idee auf ein unterschiedliches Echo.

Tagesstruktur und Kontakt soll zur Genesung beitragen

Sinnvoll wäre eine Bescheinigung einer vorübergehenden Minderung der Arbeitsfähigkeit, erläuterte der Marburger Bund. Damit könnten Ärzte verordnen, dass Arbeitnehmer - wenn vertretbar - wenige Stunden am Tag arbeiten können. „Tagesstruktur und Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen blieben erhalten, die Gefahr einer sozialen Isolation wäre deutlich gemindert“, meint die Ärzteschaft. Bei psychischen Störungen, besonders bei Depressionen, könnten längere Krankschreibungen Symptome verstärken. Oft komme auch Angst um den Arbeitsplatz dazu. Ärzte sollten daher zum Beispiel verordnen können, dass ein Patient vier oder sechs Stunden Schonung bekommt. Man sei sich sicher, dass durch eine Bescheinigung der Arbeitsminderung viele Fälle von längerer Arbeitsunfähigkeit verhindert werden und Patienten ihre Krankheit besser bewältigen könnten.

Unterschiedliche Meinungen zur Teilkrankschreibung

Beschäftigte müssen ihre Firma laut Gesetz zur Entgeltfortzahlung unverzüglich informieren, wenn sie wegen Krankheit nicht arbeiten können. Dauert dies länger als drei Kalendertage, müssen sie dazu auch eine ärztliche Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigung vorlegen. Die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) befürwortete eine Diskussion über die Idee einer Teilkrankschreibung. „Eine abgestufte Arbeitsunfähigkeit könnte in geeigneten Fällen Gesundheit und Wohlbefinden verbessern und zu einer schnelleren Rückkehr und höheren Rückkehrquote ins Erwerbsleben führen.“ Gefragt für neue Regelungen wäre der Bund. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) reagierte zurückhaltend. „Erst muss die Wiedereingliederung von kranken Menschen in die Arbeit funktionieren. Dann könnte man über ein gestuftes Verfahren für die Arbeitsfähigkeit nachdenken“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Nötig sei unter anderem, dass genügend Ärzte und Psychotherapeuten zur Verfügung stehen und eine Verpflichtung der Arbeitgeber, stufenweise Wiedereingliederungen zu ermöglichen. Insgesamt müsse die völlige Herstellung der Gesundheit der abhängig Beschäftigten im Zentrum der Diskussion stehen. Der baden-württembergische Verdi-Landesbezirksleiter Martin Gross warnte davor, die Entscheidung allein dem Arzt zu überlassen. Wenn überhaupt, sollten Arbeitsminderungs-Bescheinigungen nur auf Wunsch des Arbeitnehmers erstellt werden dürfen, sagte er am Dienstag im Radioprogramm SWR Aktuell. „Ich glaube, dass es gut gemeint ist, aber dass Mediziner oft den arbeitsrechtlichen Aspekt, was Arbeitgeber daraus machen können, nicht berücksichtigen.“ Quelle: dpa / cn