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Ist der Höhepunkt der Grippewelle doch nicht vorbei?: Grippe zieht wieder an

Die Zahl der Grippefälle in Deutschland ist wieder gestiegen. | Bild: imago images / Christian Ditsch

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) sind in der aktuell noch andauernden Grippesaison 2019/20 bislang insgesamt 119.280 Influenzafälle labordiagnostisch bestätigt. Die Zahl der Menschen, die wegen Influenza eine Haus- oder Kinderarztpraxis aufgesucht haben, schätzen die Grippe-Experten deutlich höher: Die AGI (Arbeitsgemeinschaft Influenza) geht von 2,6 Millionen aus.

Mit 18.862 neuen Grippefällen (labordiagnostisch bestätigt) liegt die Zahl der Neuinfektionen aktuell (Influenza-Wochenbericht Kalenderwoche 9) wieder höher als in der Woche zuvor (17.898 Neuinfektionen in Kalenderwoche 8). Das RKI denkt jedoch offenbar nicht, dass sich durch die etwa 1000 zusätzlichen labordiagnostisch bestätigten Influenzafälle die Grippe-Lage dramatisch verschlimmert hat, sondern bewertet: „Die Influenza-Aktivität ist im Vergleich zur Vorwoche stabil geblieben.“

Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) – was ist das?

Die AGI (Arbeitsgemeinschaft Influenza) überwacht ganzjährig die Aktivität von Atemwegserkrankungen (ARE), unter anderem auch der Grippe. Sie setzt sich aus einem bundesweiten Netzwerk von Arztpraxen (Allgemeinmediziner, Ärzte für Innere Medizin, Kinderärzte) sowie dem Robert Koch-Institut zusammen. Im Rahmen der „Syndromischen Surveillance“ melden diese Ärzte eine Symptomkombination (= Syndrom), die typisch für akute Atemwegserkrankungen ist, an das RKI und geben wöchentlich

  • ihre Anzahl von ARE-Patienten pro Tag und Altersgruppe,
  • die Anzahl all ihrer Patientenkontakte pro Tag als Bezugsgröße und
  • die Anzahl der ARE-bedingten Krankschreibungen, Krankenhauseinweisungen und Todesfälle durch.

An dieser Syndromischen Surveillance der AGI beteiligen sich laut RKI mehr als 1 Prozent der primärversorgenden Ärzte in Deutschland. Bei der „virologischen Surveillance“ werden hingegen Atemwegsproben von Patienten mit akuten Atemwegserkrankungen an das Nationale Referenzzentrum für Influenza (NRZ) geschickt, welches diese Proben auf die unterschiedlichen Erreger untersucht.

Höhepunkt der Grippewelle überstanden?

Noch in der letzten Woche gab sich das RKI optimistisch, dass durch die zurückgehenden Grippefälle der Höhepunkt der Grippewelle für diesen Winter wohl überstanden ist. An dieser Einschätzung halten die Influenza-Experten – trotz erhöhter ARE-Aktivität (Aktivität der akuten Atemwegserkrankungen) – fest: „Die Grippewelle hat in Deutschland in der 2. KW 2020 begonnen und hält seitdem an, der Höhepunkt der diesjährigen Grippewelle scheint überschritten zu sein.“ Denn auch wenn die Zahl der Grippefälle gestiegen ist: Der diesjährige Höchstwert mit 20.629 neuen Grippefällen in der Kalenderwoche 6 (vom 1.2. bis 7.2.2020) wurde nicht überschritten. Mit einer Influenzainfektion sind seither 202 Menschen verstorben, die meisten waren positiv auf Influenza-A-Viren getestet (184).

Keine SARS-CoV-2 in den Atemwegsproben

Aus aktuellem Anlass hat die Arbeitsgemeinschaft Influenza des RKI jüngst ihre virologische Surveillance (Überwachung) um das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 erweitert. Das bedeutet: Eingeschickte Atemwegsproben von Patienten mit Atemwegserkrankungen werden nun nicht nur auf Influenzaviren (und andere Erreger für Atemwegserkrankungen) untersucht, sondern speziell auch auf den Covid-19-Erreger. Bislang sind alle Proben negativ auf SARS-CoV-2 getestet worden, und es gab keinen Nachweis von SARS-CoV-2 in den Proben der virologischen Surveillance der AGI.