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In der Apotheke werden PTA mit den unterschiedlichsten Themen konfrontiert. Lesen Sie hier die tagesaktuellen News aus den Bereichen Pharmazie, Forschung, Ernährung, Gesundheit und vielem mehr. Bleiben Sie informiert, um Ihre Kunden stets kompetent zu beraten.

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PTAheute-Pinnwand KW 40/2022: Impfstoff-mRNA in Muttermilch und die Vogelgrippe in Europa

Bilder: JenkoAtaman, JeanLuc, Jamrooferpix / AdobeStock, ABDA, Montage: PTAheute

Täglich erreichen uns zahlreiche Meldungen rund um Pharmazie, Gesundheit und Apothekenmarkt. Hier finden Sie eine Übersicht über die News und Pressemeldungen der aktuellen Woche. 

Nobelpreis für Medizin und Chemie vergeben

Der Medizin-Nobelpreis geht im Jahr 2022 an den in Leipzig arbeitenden schwedischen Evolutionsforscher Svante Pääbo – für seine Forschung zur Evolution des Menschen und zu dessen ausgestorbenen Verwandten. Die Forschung von Pääbo gilt als bahnbrechend, weil er laut Pressemitteilung etwas scheinbar Unmögliches geschafft hat: die Sequenzierung des Neandertaler-Genoms. Zudem hat er eine neue Gattung unserer Vorfahren entdeckt, den Denisova-Menschen. 

Was der Neandertaler mit unserer Gesundheit zu tun hat, können Sie bei DAZ.online nachlesen.

Der Nobelpreis für Chemie ging in diesem Jahr an die Molekülforscher Carolyn Bertozzi, Morten Meldal und Barry Sharpless für die Entdeckung der „Kupferkatalysierten Azid-Alkin-Cycloaddition“, mit der sich Kohlenhydrate modifizieren lassen. Sharpless erhielt bereits 2001 einmal einen Chemie-Nobelpreis.

Was der Chemie-Nobelpreis für die Pharmazie bedeutet, können Sie ebenfalls bei DAZ.online nachlesen.

Todesfälle vermeiden mit digital unterstützter Arzneimitteltherapie

Die Barmer und die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) haben die digital unterstützte Versorgungsform „AdAM“ („Anwendung für ein digital unterstütztes Arzneimitteltherapie-Management“) entwickelt. Das Projekt soll laut Pressemitteilung Patienten, die gleichzeitig mehrere Arzneimittel benötigen, vor deren unerwünschten Wechselwirkungen schützen. Dazu würden Hausarztpraxen digital mit vollständigen Routinedaten der Krankenkasse zu Vorerkrankungen und Arzneimitteln versorgt und Ärzte auf Risiken durch potenziell gefährliche Wechselwirkungen hingewiesen. 

An AdAM hätten sich von Juli 2017 bis Juni 2021 mehr als 11.000 BARMER-versicherte Patienten und 937 Arztpraxen in Westfalen-Lippe beteiligt. Durch AdAM könne die durch Neben- und Wechselwirkungen bedingte Sterblichkeit von Polypharmazie-Patienten um zehn bis 20 Prozent gesenkt werden. Bei flächendeckender Anwendung könnten mit AdAM jährlich 65.000 bis 70.000 Todesfälle bundesweit vermieden werden, heißt es in der Pressemitteilung.  

Im Oktober soll ein neues Projekt der Barmer und KVWL starten: „eRIKA“. Ziel des Projekts sei es, mit einem digital gestützten Prozess zwischen Versicherten, Arztpraxen und Apotheken auf Basis des E-Rezeptes Medikationsfehler zu vermeiden. Dem Konsortium von „eRIKA“ gehörten neben Konsortialführer Barmer die AOK Nordost, die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe und die Universitäten Bielefeld, Wuppertal und Köln an. Mit an Bord seien die gematik, das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, mehrere Apothekerkammern, weitere Kassenärztliche Vereinigungen und Patientenvertreter. Darüber hinaus arbeite eine Vielzahl weiterer Kooperationspartner mit oder unterstütze das Projekt im wissenschaftlichen Beirat durch ihre Expertise. Quelle: Barmer/mia 

Keine Sicherheitsbedenken bei Impfstoff-mRNA in Muttermilch

Mediziner haben kurz nach der Corona-Impfung bei stillenden Müttern Spuren des mRNA-Präparats in Muttermilch nachgewiesen – sowohl die Forscher selbst als auch deutsche Experten raten aber Stillenden weiterhin zu einer Immunisierung

Ein Team um den Neonatologen Nazeeh Hanna vom NYU Langone Hospital in New York untersuchte mit einem sehr empfindlichen Verfahren insgesamt 131 Milchproben von elf Frauen, die aus einem Zeitraum von bis zu fünf Tagen nach der Impfung mit einem Präparat von Moderna oder von Biontech/Pfizer stammten. Spuren der Impfstoffe fanden die Forscher in insgesamt sieben Proben von fünf Teilnehmerinnen. Dabei war keine der positiv auf mRNA-Spuren getesteten Milchproben mehr als 45 Stunden nach der Impfung genommen worden.  

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) betont auf Anfrage, dass mRNA „nach oraler Aufnahme im Magen degradiert, also zersetzt“ werde und nicht die Blutbahn des Neugeborenen erreiche. Sie verweist darauf, dass die Impfung nicht nur die Mutter vor einem schweren COVID-19-Verlauf schützt, sondern auch beim Kind das Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion senkt. „Aus diesen Überlegungen heraus erscheint es nicht sinnvoll, die Empfehlung für die Vakzination von stillenden Müttern einzuschränken“, betont die Fachgesellschaft. Quelle: dpa / mia 

Rund 4,6 Millionen Corona-Impfdosen verfallen   

Rund 4,6 Millionen Dosen des in Deutschland zentral gelagerten Corona-Impfstoffs sind Ende September abgelaufen. Sie hätten zum 29. September das Verfallsdatum erreicht, bestätigte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums. Unter den verfallenen Impfstoffen sind rund 3,9 Millionen Dosen von Moderna und rund 0,7 Millionen Dosen des später zugelassenen Vakzins von Novavax.  

Das Gesundheitsministerium hält Kritikern entgegen, dass Impfstoff weggeworfen werde, sei „logische Konsequenz aus dem Portfolio-Ansatz“. Dieser beinhalte, dass unterschiedliche Impfstoffe angeschafft würden, um allen Impfwilligen ein Angebot machen zu können.  

RKI: Anstieg schwerer Corona-Fälle

Im Zuge der beginnenden Corona-Herbstwelle hat das Robert Koch-Institut (RKI) auf die schwierige Interpretation bestimmter Daten zur Krankheitsschwere hingewiesen. Bei den schwer verlaufenden Atemwegsinfektionen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, deute sich zwar ein Anstieg der Fallzahlen an, heißt es im Wochenbericht des RKI zu COVID-19. Die Autoren schränken allerdings ein, dass „hier auch Fälle mit aufgeführt werden, die aufgrund einer anderen Erkrankung ins Krankenhaus kommen oder intensivmedizinisch behandelt werden müssen und bei denen die Sars-CoV-2-Diagnose nicht im Vordergrund der Erkrankung bzw. Behandlung steht“.

Unter anderem führt das RKI einen starken Anstieg der Zahl der Intensivpatienten im Zusammenhang mit COVID-19 an, von rund 860 in der vorvergangenen Woche auf rund 1.310 am Mittwoch.

Das RKI blickt im Bericht stets auch noch auf eine weitere Datenquelle, bei der etwa Patienten mit Corona-Zufallsbefund nicht ins Gewicht fallen sollen: Dabei habe sich ein Anstieg bisher nur in der Altersgruppe ab 80 Jahren bis zur vorvergangenen Woche angedeutet, hieß es.

Bei der bundesweiten Sieben-Tage-Inzidenz setzte sich der Anstieg laut Bericht im Wochenvergleich fort: um 54 Prozent. Besonders auffällig ist die Entwicklung in Bayern, wo laut RKI die stärkste Zunahme mit 86 Prozent beobachtet wurde. Ein möglicher Zusammenhang mit dem Oktoberfest in München wird im Bericht nicht thematisiert. Quelle: dpa / mia 

Immer noch weniger GKV-Rezepte als vor Corona

Die für das Apothekenhonorar bedeutsame Rezeptzahl befindet sich nach wie vor unterhalb des Niveaus in 2019 – also vor Beginn der Corona-Pandemie. 2019 lag die Zahl der GKV-Rezepte von Januar bis August bei 307 Millionen, 2020 waren es dann 269 Millionen und 2021 sogar nur 286 Millionen. In diesem Jahr waren es nun 300 Millionen GKV-Rezepte in den ersten acht Monaten.

Weitere Zahlen und Daten zu den Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen und mehr können Sie auf DAZ.online nachlesen.

Bislang schwerste Vogelgrippe-Epidemie in Europa

Laut einem Bericht der EU-Gesundheitsbehörde (ECDC) wurden während der Vogelgrippesaison 2021/2022 fast 2.500 Ausbrüche in Geflügelhaltungen festgestellt. 48 Millionen Tiere seien in den Haltungen gekeult worden. Es ist damit die schwerste jemals erfasste derartige Epidemie in Europa.

Bei Wildvögeln wurden dem Bericht zufolge mehr als 3.500 Fälle festgestellt. Auch die geografische Ausdehnung des Ausbruchs sei einmalig und erstrecke sich von Spitzbergen bis Portugal sowie bis in die Ukraine. 37 europäische Länder seien betroffen. Bei anderweitig gehaltenen Tieren, etwa in Zoos, seien fast 190 Fälle registriert worden.  

Grippeviren bei Tieren können nach Angaben des ECDC sporadisch zu Infektionen beim Menschen und zu milden bis hin zu schweren Erkrankungen führen. Weltweit habe es nur eine kleine Anzahl Übertragungen auf den Menschen ohne Symptome oder mit milden Verläufen gegeben, im Europäischen Wirtschaftsraum habe es aber keine Übertragung gegeben. Deshalb befinde sich das Risiko für die Bevölkerung auf niedrigem Niveau, wenn auch etwas höher für Menschen, die berufsbedingt infizierten Vögeln ausgesetzt seien.  

Die EU-Behörde verwies auf die Bedeutung von Tests von Menschen mit Atemwegserkrankungen ungeklärten Ursprungs oder solcher, die kurz zuvor Kontakt mit möglicherweise infizierten Tieren hatten. Es sei von größter Wichtigkeit, etwaige Übertragungen früh zu erkennen. Quelle: dpa / mia 

WHO warnt vor verunreinigtem Hustensaft in Gambia

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt nach Dutzenden Todesfällen bei Kindern in Westafrika vor dem Einsatz von vier verunreinigten Medikamenten eines indischen Herstellers. Die in Gambia vertriebenen Husten- und Erkältungssäfte stehen nach WHO-Angaben im Verdacht, akutes Nierenversagen auszulösen und den Tod von mehr als 60 Kindern verursacht zu haben, wie die WHO mitteilte. Die gambischen Gesundheitsbehörden riefen ebenfalls dazu auf, die in Verdacht stehenden Husten- und Erkältungssäfte nicht mehr zu verschreiben. Ihren Angaben zufolge waren die vom Nierenversagen betroffenen Kinder unter fünf Jahre alt.

Die WHO untersucht nach eigenen Angaben den Vorfall in Zusammenarbeit mit der Herstellerfirma Maiden Pharmaceuticals Limited und indischen Behörden. Es sei nicht auszuschließen, dass die infrage stehenden Medikamente auch in weiteren Ländern verwendet wurden. Quelle: dpa / mia