PTA im Porträt – Arbeitsbereiche
PTA – Der Beruf
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PTA in einer easyApotheke

PTA Silke Amann im Handverkauf der Dieburger easyApotheke. | Bild: Cornelia Neth / PTAheute.de

Als die ersten easyApotheken in Deutschland eröffnet wurden, kursierten zunächst einige Vorurteile: easyApotheken seien billig und keine „richtigen Apotheken“. Inzwischen hat sich der Aufruhr um das Apothekenkonzept etwas gelegt.

Von außen betrachtet werden easyApotheken tatsächlich als spezielle Form einer Apotheke mit großem Freiwahlbereich wahrgenommen: Es gibt viele Gänge mit Regalen, weiter hinten einen HV-Tisch für die Beratung zu apotheken- bzw. rezeptpflichtigen Arzneimitteln und am Ende, vor dem Ausgang, eine Kasse zum Bezahlen. 

Hinten im Beratungsbereich befindet sich auch der Hauptarbeitsplatz von PTA Silke Amann. Nach ihrer Ausbildung an der PTA-Schule in Darmstadt war sie in „klassischen“ öffentlichen Apotheken tätig. Zuletzt auch in der ihres heutigen Chefs, Oliver Eichhorn, der irgendwann den Gedanken äußerte, eine easyApotheke als weitere Filiale zu eröffnen. Sie erklärte sich sofort bereit, bei dem neuen Konzept mitzuwirken, und war schon beim Einräumen der neuen Filiale mit dabei.

easyApotheke: Großes Freiwahl-Sortiment

Anfangs, so erzählte sie, kamen viele Kunden nur zum „Schnäppchen gucken“ und waren verwundert, wenn etwas nicht billiger war als in der Apotheke um die Ecke. Außerdem hielt sich anfangs das Gerücht, man könne in der easyApotheke auch schon mal ein verschreibungspflichtiges Präparat ohne Rezept erhalten – günstiger natürlich. Dem konnte nur mit einer guten Beratung und einer sensiblen und konsequenten Herangehensweise entgegnet werden. Das habe sich aber zwischenzeitlich wieder gelegt. Es gebe zwar auf Freiwahl-Artikel in der Regel zwischen fünf und 15 Prozent, manchmal auch 50 Prozent Rabatt, aber die Kunden wüssten inzwischen, dass nicht automatisch alles billiger ist als in anderen Apotheken. 

Die PTA sieht die easyApotheke als große Apotheke mit einem sehr großen Freiwahl-Sortiment. Inzwischen liege der Rezeptanteil in der easyApotheke Dieburg bei circa 35 Prozent, im Schnitt bei über 50 Prozent. Das Publikum sei bunt gemischt von jung bis alt, so Amann. Allerdings finde man nicht das klassische Klientel derjenigen Kunden, die nach einem Arztbesuch ihre Akutmedikation direkt in der Apotheke holen und dann nach Hause gehen. 

„In die easyApotheke Dieburg kommen vielmehr Menschen mit Dauerverordnungen, beispielsweise über Blutdruckmedikamente, Schilddrüsenpräparate oder Schmerzmittel, für die das Rezept beim Arzt gerne „auf Vorrat“ geholt wird. Auch Privatrezepte über Kontrazeptiva kommen häufig vor. Die Kunden sind in der Regel im Einkaufszentrum und kommen dann in die easyApotheke, um ihr Rezept einzulösen.“

Vorurteile gegenüber easyApotheken 

Vielen Kollegen ist das Apothekenkonzept „easyApotheke“ ein Dorn im Auge. Es heißt, easyApotheken seien reine Discounter, die Beratung sei schlecht und man mache den normalen Apotheken das Geschäft kaputt. 

PTA Silke Amann kann diese ablehnende Haltung nicht verstehen. In der easyApotheke Dieburg gäbe es eben ein erweitertes Sortiment an Artikeln, die in kleineren Apotheken gar nicht vorhanden sind –  zu günstigen Preisen. Das läge aber auch daran, dass ihr Chef Inhaber mehrerer Apotheken sei und dementsprechend größere Mengen zu besseren Konditionen einkaufen könne. Es käme durchaus auch einmal vor, dass andere Apotheken bestimmte Artikel günstiger anbieten. 

Dennoch werde mehr aus dem Freiwahl-Bereich verkauft, als das in anderen Apotheken der Fall sei. Dies läge aber mitunter nicht nur an den Preisen, sondern auch an der großen Auswahl mit rund 4.000 Artikeln und auch daran, dass sich die Kunden – ähnlich wie in einer großen Drogerie – frei in der Apotheke bewegen und umsehen können. 

Unterschiede zwischen einer „normalen“ und einer easyApotheke

Ein Unterschied zu klassischen Apotheken, so die PTA, sei zunächst das Arbeitsumfeld. Man komme in eine normale Apotheke hinein, orientiere sich aber immer in Richtung HV-Tisch, um bedient zu werden, und wenn man bedient wurde, verlasse man die Apotheke in der Regel auch schnell wieder. In der easyApotheke sei das anders. Die Kunden seien eher in Einkaufslaune. „Sie erledigen gerade ihre alltäglichen Einkäufe, stöbern gerne im großen Freiwahlangebot, interessieren sich zum Beispiel für Kosmetik, sind gesund und wollen gesund bleiben“, so die PTA. Das Beratungsinteresse dieser Kunden sei sehr groß. 

PTA und Apotheker in der easyApotheke haben mehr Zeit für die Beratung, sagt Silke Amann. Sie kassieren nämlich nicht, sondern beraten zu den einzelnen Präparaten, bearbeiten entsprechende Rezepte und händigen den Kunden die Medikamente zusammen mit einem Beleg aus, den die Kassiererin an der Ausgangskasse dann abscannt und kassiert. 

In der easyApotheke Dieburg läuft im vorderen Bereich den ganzen Tag Musik – das unterscheidet sie wohl auch von klassischen Apotheken. Ansonsten, so Amann, seien die Abläufe eigentlich dieselben wie in jeder anderen Apotheke. Auch Rezepturen kämen regelmäßig vor, meist dermatologischer Art.

Rezeptur, Beratung und Weiterbildung

Jede PTA in der easyApotheke Dieburg übernimmt neben ihrer Tätigkeit im HV auch weitere Aufgaben, z. B. die Ausgangsstoffprüfung im Labor, FAM-Prüfung, Dokumentation u. v. m. 

Apothekenleiter Oliver Eichhorn legt viel Wert auf ganzheitliche Beratung zu verschreibungs- und apothekenpflichtigen Präparaten. PTA und Apotheker beraten aber auch zu den Produkten aus der Freiwahl. Insbesondere das große Kosmetik-Sortiment erfordert umfangreiche Kenntnisse der einzelnen Serien und Inhaltsstoffe. 

Um eine qualifizierte Beratung der Kunden zu gewährleisten, sei eine permanente Fort- und Weiterbildung unumgänglich. Um seine Mitarbeiter zu schulen, setzt Inhaber Eichhorn auf Inhouse-Schulungen, aber auch externe Angebote wie Veranstaltungen, Kongresse und nicht zuletzt E-Learnings. Interne Schulungen im Rahmen eines Qualitätsmanagementsystems erweitern das Spektrum. Für PTA Silke Amann ist das Herausforderung und Pluspunkt in einem: Man müsse sehr viel wissen, lerne aber auch unheimlich viel. 

Durch Zufall zum PTA-Beruf

Zum PTA-Beruf kam Silke Amann eher durch Zufall. Eine Freundin hatte sich für den PTA-Beruf entschieden und da sie nicht so genau wusste, was sie machen wollte, bewarb sie sich kurzerhand auch an der PTA-Schule in Darmstadt. Sie hat es nie bereut. Die Ausbildung sei zwar anspruchsvoll, die Aufgabengebiete und Arbeitsbereiche jedoch sehr abwechslungsreich. 

Der PTA-Beruf sei ein vielseitiger Beruf mit vielen Möglichkeiten. Man müsse nur etwas daraus machen. Die latente Unzufriedenheit bei vielen PTA liege meist am Arbeitsumfeld und daran könne jeder etwas ändern. PTA seien heute so gesucht wie nie zuvor, deshalb rät sie jungen Kollegen lieber einmal die Apotheke zu wechseln, als den Beruf dafür verantwortlich zu machen, dass man unzufrieden ist.

Wir bedanken uns bei PTA Silke Amann, ihrem Apothekenleiter Oliver Eichhorn und den Kolleginnen für das nette Interview und die Einblicke in die easyApotheke in Dieburg. 

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