Meine PTAheute
6 min merken gemerkt Artikel drucken

mehr wissen: Körperpflege: Ab in die Wanne?

Heutzutage wird es mit der Körperhygiene oft übertrieben. Viele Menschen duschen täglich. Allerdings muss das gar nicht sein, zwei- bis dreimal pro Woche reicht vollkommen aus. Nur bei starkem Schwitzen und hoher Schmutzbelastung ist tägliches Duschen anzuraten. Zudem sollte abends gegebenenfalls der Sonnenschutz entfernt werden. Ansonsten reicht es, täglich lediglich den Intimbereich zu waschen sowie Stellen mit besonders vielen Schweiß- beziehungsweise Talgdrüsen. Das sind vor allem das Gesicht, die Achselhöhlen, Füße und Hände.

Auswirkungen auf die Haut

Zu häufige Hygienemaßnahmen gehen nicht spurlos an der Haut vorbei. Der Haut-pH-Wert steigt an und der Säureschutzmantel wird geschwächt. Wichtige Hautlipide gehen verloren und der transepidermale Wasserverlust steigt. Als Folge kann die Haut trocken und schuppig werden und es können Ekzeme sowie Hautinfektionen entstehen. Umso wichtiger ist es, Duschgele nur sparsam einzusetzen und möglichst pH-neutrale Hautreinigungsprodukte (z. B. Eucerin pH 5 Waschlotion, Eubos Basis Pflege Flüssig Wasch + Dusch, Linola Dusch und Wasch) zu verwenden, die den natürlichen Schutzmantel der Haut aufrechterhalten. Personen mit empfindlicher Haut sollten möglichst Produkte ohne Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe verwenden.

Zudem ist auf die Wassertemperatur zu achten: Es sollte nicht zu heiß geduscht oder gebadet werden. Meist wird eine Temperatur zwischen 32 und 38 °C empfohlen. Die maximale Badedauer für ein Vollbad wird mit zehn bis 20 Minuten angegeben. Generell gilt: Je kälter und kürzer, desto besser für die Haut. Bei trockener Haut ist nach dem Duschen oder Baden unbedingt an rückfettende Pflege zu denken.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Dusch- oder Badehäufigkeit sollte sich nach dem jeweiligen Hauttyp richten sowie nach der Schmutzbelastung während der Arbeit.
  • Personen mit Herzinsuffizienz sollten nicht zu heiß baden, da dies das Herz-Kreislauf-System belasten kann. Bei Herzgesunden kann sich Baden allerdings positiv auf die Herzgesundheit auswirken.
  • Reinigungsprodukte wie Seifen und Duschgele sowie das Wasser selbst interagieren mit dem Hautmikrobiom.
  • Tägliches Baden oder Duschen ist für Patienten mit atopischer Dermatitis kein Problem, vorausgesetzt, es erfolgt direkt im Anschluss eine gute Hautpflege.

Baden – Schutz oder Stress fürs Herz?

Baden kann nicht nur die Haut strapazieren, sondern auch das Herz. Das gilt vor allem für Patienten mit Herzinsuffizienz und anderen kardiovaskulären Erkrankungen. Sie sollten nicht zu heiß baden. Bei Personen ohne kardiovaskuläre Erkrankungen scheint sich regelmäßiges Baden allerdings positiv auszuwirken. Laut den Daten einer japanischen Studie nahm bei häufigen Vollbädern das Gesamtrisiko für kardiovaskuläre Erkrankungen signifikant ab, insbesondere für Schlaganfälle und Hirnblutungen. Diesen Effekt führen die Wissenschaftler auf die Wärme zurück. Sie bewirke eine erhöhte Herzkontraktilität und eine bessere Durchblutung. Zudem könnte es zu einer gesteigerten Bildung des gefäßerweiternden Stickstoffmonoxids kommen.

Baden auf Anordnung – Sitzbäder

Bei einem Sitzbad sind nur das Gesäß und die Geschlechtsorgane mit Wasser bedeckt. Daher eignet es sich bei Erkrankungen des Anal- und Genitalbereichs. Zur Durchführung kann für Kleinkinder ein Waschbecken oder eine große Schüssel genutzt werden. Größere Kinder und Erwachsene können eine spezielle Sitzbadewanne aus Kunststoff, die sich in die Toilette einsetzen lässt, verwenden bzw. eine Duschwanne oder normale Badewanne nutzen. 

Die Schüssel oder Wanne wird bis zu einem Drittel mit Wasser gefüllt, der Badezusatz hinzugegeben und Platz genommen. Gebadet wird bis zu 15 Minuten bei Temperaturen zwischen 37 °C und 40 °C. Ein Sitzbad bei konstanter Wassertemperatur (37 °C) entspannt, hemmt Entzündungen und pflegt. Ein temperaturansteigendes Sitzbad dagegen kann Menstruationsbeschwerden lindern. Während der Anwendung wird dazu langsam warmes Wasser hinzugegeben und die Temperatur von 36 °C auf 40 °C gesteigert. Die Haut wird danach sanft abgetupft, vor allem die Hautfalten. Je nach vorliegenden Symptomen eignen sich folgende Badezusätze mit den jeweiligen Eigenschaften:

  • Kamillenblüten: entzündungshemmend, antibakteriell, wundheilungsfördernd
  • Eichenrindenextrakt: entzündungshemmend, austrocknend, lindert Brennen, Nässen und Juckreiz
  • Hamamelis: zusammenziehend, entzündungshemmend, schmerzlindernd
  • Heublumen: durchblutungsfördernd, muskelentspannend, machen Beckenboden vor der Geburt weich (ab der 38. SSW)

Hautmikrobiom in Gefahr?

Die Haut ist von einer Vielzahl von verschiedenen Mikroben besiedelt. Sie sind natürlicher Bestandteil des normalen Hautbilds und schädigen den Körper nicht. Vielmehr halten sie den niedrigen Haut-pH-Wert stabil und wehren zudem Pathogene ab. Hautreinigungsprodukte wie Seifen und Duschgele, aber auch Wasser selbst wirken sich auf das Hautmikrobiom aus. Einer gesunden Haut kann das dauerhaft nichts anhaben. Hier findet das Hautmikrobiom innerhalb von ein bis zwei Stunden wieder ins Gleichgewicht. Anders ist das bei trockener Haut, bei der die Hautflora bis zu fünf Stunden benötigt, um sich zu regulieren.

Das Hautmikrobiom positiv beeinflussen

Die Zusammensetzung des Hautmikrobioms kann sich durch regelmäßige Hautreinigung mit gezielt ausgewählten Reinigungsprodukten ändern. Hinweise hierauf zeigt eine Studie mit 30 kaukasischen Frauen. Sie trugen am Unterarm zweimal täglich eine spezielle Waschlotion mit isomerisierten, feuchtigkeitsspendenden Sacchariden auf. Die untersuchten Hautproben zeigten eine Veränderung des Mikrobioms bereits eine Stunde nach der Reinigung. Auf der Haut reicherte sich der potenziell nützliche Erreger Paracoccus marcusii an. Gleichzeitig verringerte sich die Anzahl verschiedener pathogener Bakterien wie Brevibacterium casei und Rothia mucilaginosa, die entscheidend an Hautinfektionen beteiligt sind.

Atopische Dermatitis

Patienten mit atopischer Dermatitis sollten ihre Haut gründlich, aber schonend reinigen. Dazu sollten möglichst keine alkalischen Seifen verwendet werden, da sie die Haut zusätzlich austrocknen. Bessere Alternativen sind Syndets oder milde, allergenfreie Reinigungslotionen (z. B. Physiogel Daily Moisture Therapy Dusch Creme, Benevi Neutral Waschgel). Nach dem Duschen oder Baden die Haut nur trocken tupfen, auf keinen Fall reiben. Topische Emollienzien (wie z. B. Avène Xeracalm A.D Rückfettender Balsam, Symbio Dermal Emulsion, La Roche-Posay Effaclar H Iso-Biome Feuchtigkeitspflege) direkt nach jedem Baden oder Duschen auf die noch leicht feuchte Haut auftragen.

Wie erkläre ich es meinen Kunden?

  • „Tägliches Duschen ist nicht nötig, zwei- bis dreimal pro Woche reicht vollkommen aus. Vor allem zu langes oder zu heißes Duschen oder Baden kann Ihrer Haut schaden.“
  • „Verwenden Sie möglichst pH-neutrale Reinigungsprodukte. Sie lassen den natürlichen Schutzmantel der Haut intakt und verhindern, dass die Haut trocken wird.“
  • „Dieses Sitzbad lindert den Juckreiz im Windelbereich. Geben Sie einen halben Portionsbeutel auf zehn Liter Wasser in eine Babybadewanne. Der Po Ihres Kindes sollte von dem warmem Wasser gut bedeckt sein. Das Ganze machen Sie für circa zehn Minuten.“

Baden oder nicht baden?

Wie häufig bei atopischer Dermatitis gebadet beziehungsweise geduscht werden sollte, ist unklar. Die entsprechenden Leitlinien liefern keine eindeutigen Empfehlungen. Bisher lautete für Neurodermitis-Patienten der Rat: Nicht zu oft baden oder duschen. Aktuelle Daten einer Metaanalyse zeigen jedoch, dass auch tägliches Baden oder Duschen nicht nachteilig ist, vorausgesetzt, die Haut wird im Anschluss mit feuchtigkeitsspendender und rückfettender Basispflege versorgt. Baden hat verschiedene positive Effekte bei Patienten mit atopischer Dermatitis, beispielsweise lindert es den Juckreiz, entfernt Krusten und reduziert die Kolonisation der Haut mit dem pathogenen Keim Staphylococcus aureus. Das Badewasser sollte möglichst niedrige Temperaturen – etwa 30 °C – aufweisen und es sollte möglichst kurz – circa fünf Minuten – gebadet werden. Rückfettende Badeöle (z. B. Balneum Hermal F, Neuroderm Mandelölbad) können verwendet werden. •

Dr. Ines Winterhagen

Fachapothekerin für Offizinpharmazie

Neustadt/Weinstraße

autor@ptaheute.de