COVID-19-Krankheitsverlauf
Corona-Pandemie
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Bei Geruchsverlust Corona-Test dringend empfohlen

Asiatin mit hellbrauner Wollmütze und Mundschutz hält Hände an die Nase
Untersuchungen zeigen: Bei Geruchsverlust besteht dringender Verdacht auf eine COVID-19-Erkrankung. | Bild: kunio / Adobe Stock

In ihrer Untersuchung haben die Wissenschaftler Daten von Gesundheitszentren in London aus den Monaten April und Mai ausgewertet. Bei fast 78 Prozent der Patienten, die in diesem Zeitraum über einen Verlust von Geruchs- oder Geschmackssinn berichteten, konnten Antikörper auf SARS-CoV-2 gefunden werden. Weiterhin fanden die Forscher heraus, dass vier von zehn dieser Infizierten weder Fieber noch Husten hatten, dabei gelten diese beiden Beschwerden als Leitsymptome einer COVID-19-Erkrankung. Die Ergebnisse zeigen also, dass der Verlust von Geruch und Geschmack ein zuverlässiger Hinweis auf eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus ist.

Dabei scheint es noch einmal eine Unterscheidung zwischen dem Verlust des Geschmackssinns und des Geruchssinns zu geben. Ein reiner Riechverlust scheint ein stärkerer Indikator für eine COVID-19-Erkrankung zu sein als ein Geschmacksverlust. Patienten mit verlorenem Geruchssinn hatten eine dreifach höhere Wahrscheinlichkeit auf Corona-Antikörper als solche mit verlorenem Geschmackssinn.

Teststrategie anpassen

Die Leiterin der Studie Professor Rachel Batterham empfiehlt daher Menschen, die gängige Haushaltsgerüche wie Kaffee, Zwiebeln oder Knoblauch nicht mehr wahrnehmen können, sich zu isolieren und einen Corona-Test durchzuführen. Um eine Ausbreitung der Pandemie besser eindämmen zu können, sollten daher Geruchs- und Geschmacksverlust als wichtiges Kriterium für eine Selbstisolation und einen Anspruch auf einen Test herangezogen werden. Die meisten Länder würden sich nach Meinung der Studienleiterin immer noch zu sehr auf respiratorische Symptome und Fieber konzentrieren.

Verlust des Geruchsinns nur bei milden Verläufen?

Die ersten Symptome einer COVID-19-Erkrankung treten durchschnittlich fünf bis sechs Tage nach der Infektion auf. Bekanntermaßen verläuft die Erkrankung von Person zu Person völlig unterschiedlich und reicht von leichten Symptomen wie trockenem Husten, Fieber und Kopfschmerzen bis hin zu schweren Verläufen, bei denen es zu einem Krankenhausaufenthalt teilweise mit Intensivpflege und Beatmung kommen kann. Bisher durchgeführte Untersuchungen zeigen, dass Riechstörungen vor allem bei milden und moderaten Verläufen auftreten. Ob hier wirklich ein Zusammenhang besteht, ist aber bisher unklar, denn die überwiegende Anzahl von dahingehend durchgeführten Studien basiert auf Erhebungen mittels ausgefüllter Fragebögen. Diese werden vor allem von Patienten mit nur geringer Symptomatik beantwortet. Die genaue klinische Bedeutung von Riechstörungen bei COVID-19-Patienten muss also noch geklärt werden, dazu könnten Studien mit validierten Riechtests beitragen.

Kommen Geruchs- und Geschmackssinn zurück?

Bei COVID-19-Patienten tritt der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns vermutlich durch eine Schädigung entsprechender Sinneszellen durch den SARS-CoV-2-Erreger auf. Die Riech- und Geschmackssinneszellen sterben ab und müssen anschließend erneuert werden. Bei den Sinneszellen für den Geschmack handelt es sich um Hautzellen in der Mundschleimhaut. Diese können sich normalerweise recht schnell erneuern und so kann sich der Geschmackssinn bereits nach ungefähr 2 Wochen wieder regenerieren. Eine Wiederherstellung des Geruchssinns kann dagegen mehrere Monate dauern, da es sich bei den betroffenen Sinneszellen um Nervenzellen handelt.

Und selbst nach einer beschwerdefreien Phase können erneut Störungen auftreten. Betroffene erleben dann ein Phänomen, dass bekannte Dinge plötzlich anders riechen – und zwar regelrecht ekelhaft nach Fäkalien oder Schwefel. Diese sogenannten Parosmien sind zwar sehr belastend, weisen aber auf eine Heilung des Riechsystems hin. Die Wahrscheinlichkeit ist dann also hoch, dass die Riechstörungen nur vorübergehend sind.

Fazit

Um eine Verbreitung des neuartigen Coronavirus erfolgreich einzudämmen, ist eine frühzeitige Erkennung einer Infektion von großer Wichtigkeit. Der Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn gilt dabei als zuverlässiger Hinweis auf eine mögliche Ansteckung. Zwar können diese Riech- und Geschmacksstörungen auch bei schlimmeren Erkältungen oder Influenza auftreten, allerdings treten sie dann meist im Zusammenhang mit einer verstopften Nase auf. Mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infizierte Personen, die nichts mehr riechen oder schmecken können, haben dagegen keine verstopfte Nase. Dieser Umstand kann in der kommenden Erkältungs- und Grippesaison helfen, die einzelnen Krankheiten besser voneinander abzugrenzen. Riech- oder Geschmackstests können selbstverständlich keine Rachenabstriche ersetzen. Zusätzlich eingesetzt können sie aber helfen, möglicherweise mit dem neuartigen Coronavirus infizierte Personen bis zum endgültigen Ergebnis rasch zu isolieren – zumal Riechstörungen ein relativ frühes Symptom einer COVID-19-Erkrankung sind.

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