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Hat die Grippewelle bereits begonnen?

Möglicherweise hat die Grippewelle 2020 bereits begonnen. Darauf deuten aktuelle Zahlen des RKI hin. | Bild: sebra / Adobe Stock

Das Robert Koch-Institut (RKI) überwacht laufend die Grippe-Aktivität im Land. Dabei analysieren die Grippe-Experten der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) am RKI unter anderem, in wie vielen eingesendeten Patientenproben Viren gefunden werden, die Atemwegserkrankungen verursachen, und wie hoch dabei dann der jeweilige Anteil an Influenzaviren ist (Influenza-Positivenrate). Übersteigt diese in zwei aufeinanderfolgenden Wochen eine bestimmte Grenze, ist dies nach Definition der AGI der Startschuss für die Grippewelle, also den Zeitraum mit einer erhöhten Influenza-Aktivität. Die Grippewelle beginnt dann mit der ersten der beiden Wochen.

Startschuss für Grippewelle

Nun meldet das RKI in seinem aktuellen Wochenbericht der Kalenderwoche zwei, dass in dieser Woche die „Grippenwelle-Schwelle“ erreicht wurde. „Dies deutet auf den Beginn der Grippewelle in Deutschland in der zweiten Kalenderwoche 2020 hin“, erklärt die AGI. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass „die Influenza-Aktivität und damit die Influenza-Positivenrate auch in der dritten Kalenderwoche 2020 erhöht ist oder weiter ansteigt“ – es müssen ja stets zwei aufeinanderfolgende Wochen eine stärkere Grippe-Aktivität zeigen. Das bedeutet: Ob die Grippewelle letzte Woche begonnen hat, erfahren wir erst nächste Woche.

Grippewelle beginnt meist im Januar

Ist dies der Fall, fällt der Beginn der Grippewelle, wie auch in der letzten Influenzasaison, in die zweite Kalenderwoche. Nach Erfahrungen des RKI beginnt die Grippewelle meist im Januar und dauert dann drei bis vier Monate an.

Wie viele Grippefälle sind bislang bekannt?

Seit Beginn der Grippesaison (Kalenderwoche 40 im Jahr 2019) haben das RKI 8597 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle erreicht, allein in der letzten Woche waren es 2821. Auch über Todesfälle berichtet das RKI.

Todesfälle bei Grippe

So sind dem RKI bislang 23 Todesfälle mit Influenzavirusinfektion bekannt. Bei 19 Patienten lag eine Infektion mit Influenza-A-Viren vor, bei vier Patienten mit dem Subtyp Influenza B. Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass die Patienten an der Grippe auch verstorben sind, sondern lediglich, dass sie mit dem Virus infiziert waren. Zu welchem Anteil die Influenza zum Tod beigetragen hat, ist nicht bekannt.

Kindergartenkinder: vor allem Influenza A(H3N2)

Insgesamt zirkulierten bislang vor allem Influenza-A(H1N1)-Viren (58 Prozent), gefolgt von Influenza-A(H3N2)-Viren (35 Prozent). Influenza-B-Viren wurden nach Angaben des RKI „bisher nur sporadisch“ nachgewiesen (7 Prozent). Auch altersabhängige Unterschiede zeigen sich.

So finden sich Influenza-A(H3N2)-Viren vor allem bei Kindergartenkindern und bei über 60-Jährigen. Babys (null bis ein Jahr) und Fünf- bis 59-Jährige waren nach Informationen des Robert Koch-Institutes eher mit Influenza-A(H1N1) infiziert. Das ist nicht ungewöhnlich. Aus früheren Grippewintern ist bekannt, dass bei einem Vorherrschen von Influenza-A(H1N1)-Viren insbesondere auch jüngere Erwachsene und Kinder schwere Erkrankungen erleiden.

Jetzt noch impfen?

Das RKI empfiehlt als optimalen Impfzeitpunkt für einen Grippeschutz die Monate Oktober und November. Doch auch zum jetzigen Zeitpunkt ergibt eine Grippeimpfung noch Sinn. Bis nach der Impfung der vollständige Schutz aufgebaut ist, dauert es etwa zehn bis 14 Tage. Die Grippewelle dauert jedoch erfahrungsgemäß bis in den März oder gar noch länger. Das RKI erklärte auf eine frühere Anfrage der Redaktion: „Generell kann auch noch im Verlauf der Grippewelle geimpft werden, auch bis deutlich nach dem Gipfel.“ Es gebe keinen festen Termin, bis zu dem eine Impfung noch empfohlen werde, was daran liege, dass die jeweiligen Höhepunkte der Grippewelle regional unterschiedlich sein können, so eine Sprecherin des Robert Koch-Instituts.

Es gibt noch Grippeimpfstoffe

Anders als im letzten Grippewinter reichen wohl auch die Influenzavakzinen. Das bestätigte jüngst Sanofi Pasteur, der Hersteller von Vaxigrip® Tetra. Man habe noch ausreichend Grippeimpfstoff 2019/20 und sei lieferfähig, so das Unternehmen. Als einziger Hersteller hat Sanofi für Vaxigrip® Tetra Daten zur Impfung von Schwangeren vorgelegt und explizit eine Indikationserweiterung für Schwangere, und damit den passiven Schutz des Säuglings, erhalten.

Vaxigrip® Tetra ist, wie auch Influvac® Tetra (Mylan) und Influsplit® Tetra (GSK), auf Basis von Hühnereiern produziert. Daneben gibt es in dieser Grippesaison 2019/20 erstmals einen tetravalenten Grippeimpfstoff, der in Säugetierzellkulturen hergestellt wurde: Flucelvax® Tetra (Seqirus). Das soll, so zeigen auch Studien, die „Passgenauigkeit“ des Impfstoffes auf die zirkulierenden Viren erhöhen, da bei der Herstellung der Vakzinen sich die Impfviren nicht an das Hühnerei anpassen müssen.