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Erkältungstees nicht besser als heisses Wasser?: Stiftung Warentest checkt Umckaloabo® & Co.

Bild: Robert Kneschke / Adobe Stock

Weihnachten scheint nicht nur die Zeit der Besinnung zu sein, sondern gleichermaßen die der kritischen Statements zu Erkältungspräparaten aus der Apotheke. Auch in diesem Jahr hat es sich Stiftung Warentest nicht nehmen lassen, uns pünktlich zum Fest mit seinen Tipps zu Erkältung zu bescheren: „Die besten Helfer gegen Husten, Schnupfen, Fieber“ – allerdings scheint auch bei den Warentestern das heiter-stressige Weihnachtstreiben angekommen zu sein. Denn für ihre aktuellen Ratschläge haben die Verbraucherschützer vor allem ihre bereits 2016 durchgeführten Medikations-Analysen bei Erkältungspräparaten zu Rate gezogen, die sie laufend aktualisieren.

Ein paar Punkte liegen den Verbraucherschützern wohl aber besonders am Herzen – und diese gilt es auch 2017 zu betonen. Was hier nie fehlen darf – Erkältungskombis. Außerdem findet Stiftung Warentest auch nochmals einen kritischen „Reminder“ zu Inhalationen oder Einreibungen mit ätherischen Ölen unverzichtbar, und auch Tees sollten nicht ohne Bewertung in das neue Jahr starten. Umckaloabo widmen sie sich ebenfalls. Was stört am Pelargonium-Extrakt, Erkältungstees ja oder nein, und sind Erkältungskombis noch immer Anführer der „Negativ-Hitliste“?

Noch immer kein grünes Licht für Aspirin complex, Grippostad C und Wick MediNait

Zunächst zu den Erkältungskombis. Hier ist auf Stiftung Warentest Verlass, und ihre Meinung hierzu scheint gefestigt: Noch immer erachten sie Monopräparate als geeigneter als Fixkombis, um Schnupfen oder Husten zu Leibe zu rücken. „Kombipräparate wie Grippostad® C, Aspirin® complex oder Wick® MediNait sind wenig geeignet“, so das klare Fazit. Kritisch sieht Warentest vor allem Ephedrin-Derivate; diese begünstigten Nebenwirkungen wie „Herzrasen, Blutdruckanstieg oder Unruhe“ – im Gegensatz zu rein lokal wirkenden abschwellenden Nasentropfen oder -sprays. Also: Das rote Kreuz der „Nicht-Empfehlung“ bleibt folglich gesetzt.

Heißes Wasser reicht

Auch von Tees mit Lindenblüten als schweißtreibende Droge oder Thymian zum Lösen ist Stiftung Warentest wenig überzeugt. Die Wirkung solcher Erkältungstees sei „nicht ausreichend belegt“, diese Tees damit „mit Einschränkung geeignet“. Womit Patienten aber auf keinen Fall falsch lägen: mit Wärme und Flüssigkeit. Den ätherischen Öl-haltigen Salben zum Einreiben bei Husten oder Schnupfen haftet ebenfalls ein eher nüchternes Resümee der Stiftung Warentest an. Bei Eukalyptus, Pfefferminz und Kampfer sei der Nutzen nicht abschließend nachgewiesen. Außerdem sei die Anwendung bei Asthmatikern und Kindern unter zwei Jahren kritisch. Allerdings vergisst der Verbraucherschutz hier wohl, dass es auch speziell für Babys und Kleinkinder unter zwei Jahren menthol- und campherfreie Zubereitungen gibt (Transpulmin® Babybalsam, Babix® Inhalat N), die auch für diese kleinen Patienten sodann unbedenklich sind.

Ist Stiftung Warentest einerseits bei „Evidenz“ und „belegtem Nutzen“ sehr dogmatisch und scheint der „fehlende Nutzen“ grundsätzlich der Beweis für die „Wirkungslosigkeit“ dieser Arzneimittel oder Therapien zu sein – kommen auch Präparate mit guten Daten nicht ungeschoren davon. Oder werden schlichtweg nicht empfohlen.

Wie findet Stiftung Warentest Umckaloabo®?

Bei Umckaloabo® sollte, laut den Experten bei Stiftung Warentest, „die Wirksamkeit … noch besser belegt werden“. Der Grundton zu Umckaloabo® scheint eher skeptisch – es werde häufig bei Erkältungen eingesetzt, wobei Umckaloabo® jedoch lediglich bei „akuter Bronchitis“ eine Zulassung habe. Stiftung Warentest warnt außerdem vor der leberschädigenden Wirkung des Pelargonium-Extrakts.

Umckaloabo® hat in der Tat nur eine Zulassung zur Behandlung der akuten Bronchitis. Es gibt allerdings auch sehr gute Daten für Umckaloabo bei Nasennebenhöhlenentzündungen. Sogar die Leitlinie Rhinosinusitis berücksichtigt Umckaloabo®. Denn bei Patienten, die dreimal täglich 60 Tropfen einnehmen, besserte sich Symptomatik stärker als bei lediglich Placebo-behandelten Patienten mit akuter Nasennebenhöhlenentzündung. Die Wirksamkeit des Pelargonium-Extrakts war so überzeugend, dass die Untersuchung, die den Nutzen von Pelargonium zutage fördern sollte, sogar wegen Überlegenheit der Pelargonium-Behandlung vorzeitig beendet wurde.

Nun ist es zugegebenermaßen schwierig, in der Apotheke Arzneimittel außerhalb ihrer zugelassenen Therapiegebiete aktiv zu empfehlen. Häufig treten jedoch Bronchitis und Sinusitis nicht völlig unabhängig voneinander auf – sodass bei lebergesunden Patienten ein Pelargonium-Extrakt eher zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte.

Bronchipret fehlt bei Hustenmitteln von Stiftung Warentest

So sehr Stiftung Warentest die alleinige Indikation „akute Bronchitis“ bei Umckaloabo® betont, in ihren Empfehlungen zu Hustenpräparaten findet sich Umckaloabo dennoch nicht. Bei trockenem Husten empfiehlt Stiftung Warentest Dextrometorphan. Spitzwegerich sei verträglicher, allerdings auch hier „sollte die therapeutische Wirksamkeit noch besser belegt werden“. ACC, Ambroxol und auch pflanzliche Präparate – unter anderem Sinuc®, Melrosum®, Hedelix® – erachten die Verbraucherschützer als „mit Einschränkung geeignet“.

Fehlen den Verbraucherschützern einerseits Daten zur Wirksamkeit, mag es PTA und Apotheker überraschen, dass genau die Präparate, bei denen die Wirksamkeit gut belegt ist, im Arzneimittel-Empfehlungs-Topf von Stiftung Warentest fehlen: Bronchipret® zum Beispiel. Bionorica ist es gelungen, in Studien die Effektivität und Verträglichkeit von Bronchipret® zu belegen. Als einziges unter allen pflanzlichen und chemisch-synthetischen Therapieoptionen empfiehlt sogar die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie Bronchipret bei akutem Husten – und zwar mit dem Empfehlungsgrad „stark“.