Studium für PTA
PTA – Der Beruf
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Als PTA zur Studentin der Humanmedizin

Daniela Wittmann erzählt uns über ihren Werdegang von der PTA zur Studentin der Humanmedizin. | Bild: Privat

Daniela Wittmann kommt aus Landshut und hat acht Jahre lang Vollzeit in der öffentlichen Apotheke als PTA gearbeitet. Danach entschied sie sich, Humanmedizin in Regensburg zu studieren und arbeitet nebenbei weiterhin an den Wochenenden in der öffentlichen Apotheke. Im Interview verrät sie uns, wie es dazu kam und welche Hürden sie bisher erfolgreich gemeistert hat.

Frau Wittmann, Sie sind nun schon einige Jahre als PTA tätig. Was gefällt Ihnen besonders am PTA-Beruf?

Daniela Wittmann:

Ich arbeite gerne mit Menschen zusammen und berate daher auch gerne. Es ist immer wieder ein schönes Gefühl positive Rückmeldungen der Kunden zu bekommen. Rezepturen selber herzustellen wie beispielsweise bei der Salben- und Kapselherstellung, ist für mich auch ein ganz toller Bestandteil, das mache ich mit Begeisterung.

Was hat Sie damals dazu bewegt, die Ausbildung zur PTA anzufangen?

Daniela Wittmann:

Ich wollte eigentlich immer im medizinischen Bereich tätig sein, ursprünglich schwebten mir Berufe wie Krankenschwester oder Altenpflegerin vor. Da ich Neurodermitis habe, war die Verwirklichung allerdings etwas schwierig, denn damals gab es noch nicht genügend schonende Händedesinfektionsmittel oder hypoallergene Handschuhe. Eine ehemalige Kollegin von mir brachte mich auf den PTA-Beruf. Kundenkontakt und medizinische Inhalte sind in einem vereint, also dachte ich, dies sei eine gute Alternative, und habe es auch nie bereut.  

Studieren ohne Abitur – Die ersten Schritte

Sie sagen, der PTA-Beruf bereitet Ihnen auch heute noch viel Freude. Wann und warum entstand dann der Wunsch, ein Studium der Humanmedizin anzugehen? 

Daniela Wittmann:

Ich wollte schon in meiner Schulzeit Ärztin werden oder zumindest im medizinischen Bereich tätig sein. Während der PTA-Ausbildung wurde uns gesagt, dass es in Deutschland möglich sei, auch ohne Abitur Pharmazie zu studieren, dies war zu dem Zeitpunkt allerdings nur in Heidelberg möglich. Da ein Umzug für mich nicht in Frage kam, habe ich den Plan zunächst verworfen und nach der Ausbildung acht Jahre Vollzeit in der öffentlichen Apotheke gearbeitet. Da mein Interesse weiterhin fortbestand, habe ich mich kundig gemacht und herausgefunden, dass mittlerweile mehrere Universitäten ein Studium ohne Abitur anbieten. Ich fand heraus, dass dies ebenso für das Studium der Humanmedizin gilt, und wollte mein Glück versuchen. 

Dritter Bildungsweg eröffnet PTA neue Möglichkeiten:

Seit fast zehn Jahren gibt es deutschlandweit die Möglichkeit, sich über den sogenannten dritten Bildungsweg per Berufspraxis oder mittels Hochschulzugangsprüfung für ein Studium an einer Hochschule zu qualifizieren. So kann etwa die Note der PTA-Prüfung die Abitur-Note bei der Bewerbung um einen Studienplatz ersetzen oder aber die Note der Hochschulzugangsprüfung, wenn diese gefordert wird. Auch in Fächern mit beschränkter Zulassung wie Medizin und Pharmazie ist ein Studium ohne allgemeine Hochschulreife möglich. So haben 700 von insgesamt 107.000 Medizinstudenten kein Abitur.

Gerade für ambitionierte PTA kann ein Pharmaziestudium eine Option sein, sich beruflich weiterzuentwickeln. Eine bundesweit einheitliche Regelung gibt es hierzu nicht. Das Hochschulwesen ist Ländersache und so variieren die Möglichkeiten für PTA von Universität zu Universität. Meist werden verschiedene Voraussetzungen gefordert, wie einige Jahre Berufserfahrung oder das Bestehen einer Hochschulzugangsprüfung. Die Nachfrage bei der zuständigen Fachstudienberatung oder dem Studiendekan für Pharmazie der jeweiligen Universität lohnt sich immer, um genauere Informationen über die entsprechenden Zugangsvoraussetzungen zu erhalten.

Bitte erzählen Sie uns doch ein bisschen mehr über Ihre Bewerbung bzw. den Zulassungsprozess. Was war dafür konkret notwendig?

Daniela Wittmann:

Jede Universität legt die Auswahlkriterien selbst fest: München beispielsweise forderte einen Eignungstest. In Regensburg war dies nicht nötig, weshalb ich mich dort bewarb. Ich sollte zwei Beratungsgespräche absolvieren, musste meinen Lebenslauf sowie meine Zeugnisse abgeben und ein Motivationsschreiben verfassen. Bei den Beratungsgesprächen wurde ich darauf hingewiesen, dass es eine schwierige Aufgabe sei, mit 28 ein so langes und aufwändiges Studium zu beginnen – zudem hatte ich auch vor, weiterhin an den Wochenenden in der Apotheke zu arbeiten. 

Studieren ohne Abitur – Die Stolpersteine

Das war bestimmt kein leichtes Vorhaben. Wie erging es Ihnen dann während Ihrer Studienzeit?

Daniela Wittmann:

Die ersten beiden Semester waren für mich Probesemester. Ich musste bestimmte Prüfungskombinationen beim ersten Versuch bestehen, damit ich weiterstudieren durfte – alle anderen hatten jeweils drei Versuche. Anfangs hatte ich die Befürchtung, dass ich einen Nachteil gegenüber meinen Kommilitonen habe, da ich schon lange aus der Schule raus war und auch keine Leistungskurse etc. besucht hatte. Außerdem wurde mir immer wieder gesagt, dass einem ohne Abitur wichtige Grundlagen fehlen würden. Deshalb habe ich die ersten paar Semester fast nur hinter dem Schreibtisch verbracht, 6 Tage die Woche, und samstags weiterhin in der Apotheke gearbeitet. Es war eine wahnsinnig anstrengende Zeit.

Nach dem vierten Semester stand das erste Staatsexamen (Physikum) an, welches ich trotz meiner anfänglichen Befürchtungen mit der Note gut bestand. Danach folgte der klinische Abschnitt. Im Moment befinde ich mich im zehnten Semester und arbeite seit einem halben Jahr an meiner Doktorarbeit. Im Oktober werde ich voraussichtlich das zweite Staatsexamen absolvieren. Danach folgt das praktische Jahr und schließlich das dritte Staatsexamen. Insgesamt beläuft sich die Regelstudienzeit auf 6 Jahre und 3 Monate.

Haben Sie auch schon konkrete Pläne, wie es für Sie nach dem dritten Staatsexamen weitergehen wird? Schwebt Ihnen schon ein Bereich vor, in dem Sie gerne tätig werden würden?

Daniela Wittmann:

Meinen Facharzt würde ich gerne in der Rechtsmedizin absolvieren. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, als Allgemeinmedizinerin in einer Hausarztpraxis tätig zu sein. Da käme mir das PTA-Wissen sicherlich zugute.

Außerdem würde ich mir wünschen, auch nach meinem Studienabschluss weiterhin als PTA in der Apotheke tätig sein zu können. Von Seiten der Apotheker- sowie der Ärztekammer habe ich zum jetzigen Zeitpunkt grünes Licht erhalten, aber man kann nie wissen, ob sich das vielleicht noch ändert. Ich liebe meinen Beruf als PTA und würde ihn ungern aufgeben. Ich denke auch, dass sich die Tätigkeit in der Apotheke gut mit der medizinischen Seite ergänzen könnte.

PTA: Ein vielseitiger und herausfordernder Beruf

Würden Sie jungen Menschen den PTA-Beruf weiterempfehlen?

Daniela Wittmann:

Ich empfehle den Beruf sehr gerne weiter! Ich persönlich finde, es ist ein wahnsinnig schöner Beruf für alle, die gerne mit Menschen Kontakt haben und im Gesundheitswesen tätig sein wollen – und das bei zugleich geregelten Arbeitszeiten. Als PTA steht man den Kunden mit Rat und Tat zur Seite und erhält dafür auch immer wieder positive Rückmeldungen. Leider ist der PTA-Beruf immer noch sehr wenigen bekannt.

Wir bedanken uns bei Daniela Wittmann für das Interview und den Einblick in ihren Weg durch das Studium der Humanmedizin. Weiterhin wünschen wir Daniela Wittmann viel Erfolg und drücken die Daumen für die bevorstehenden Staatsexamen!

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