Rezeptur
Praxiswissen
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Tipps zur Verarbeitung von Betamethason-17-valerat

PTA streicht Salbengrundlage in Fantaschale ab
Betamethason-17-valerat gehört in der Wirkstärkeskala der Glucocorticoide und wird in Cremes verarbeitet. | Bild: Gerhard Seybert / AdobeStock

Anwendung und Dosierung von Betamethason-17-valerat

Betamethason-17-valerat gehört in der Wirkstärkeskala der Glucocorticoide zu den stark wirksamen Externsteroiden (Klasse III) und wird in Zubereitungen aufgrund seiner antientzündlichen und juckreizstillenden Wirkung verordnet. Wichtige Indikationen für Dermatika mit Betamethasonvalerat sind Psoriasis und atopische Ekzeme.

Zur Erinnerung: Wirkstärkeskala von Glucocorticoiden

Bei den Glucocorticoiden werden vier Wirkstärken (Klassen I bis IV) unterschieden. Die Einteilung der Wirksamkeit erfolgt nach den vier Abstufungen schwach, mittelstark, stark und sehr stark. Kriterien für die Einstufungen der einzelnen Substanzen sind dabei Prüfungen zur Stärke der entzündungshemmenden (= antiinflammatorischen) und zellteilungshemmenden (= antiproliferatorischen) Wirkung.

Die therapeutische Konzentration in Salben und Cremes liegt üblicherweise zwischen 0,025 bis 0,15%. In der Regel wird Betamethasonvalerat kutan als Kurztherapie verordnet und zu Behandlungsbeginn meist 1- bis 3-mal täglich auf die Haut aufgetragen. Nach dieser Initialphase wird häufig schon nach 2 bis 7 Tagen mit einem schwächer wirksamen Glucocorticoid weiterbehandelt.

Eigenschaften von Betamethason-17-valerat

Betamethason-17-valerat liegt als weißes Pulver vor und ist als mikronisierte Rezeptursubstanz erhältlich. Aufgrund der Arzneibuchspezifikation kann bei der Herstellung von Rezepturen eine Einwaagekorrektur erforderlich sein. Der Wirkstoff ist in Wasser praktisch unlöslich und auch in mittelkettigen Triglyceriden und Paraffin nur schwer löslich. Betamethasonvalerat zählt zu den Gefahrstoffen mit fruchtschädigenden Eigenschaften, bei der Verarbeitung sind daher umfangreiche Arbeitsschutzmaßnahmen nötig.

Verordnungen oft unklar

Bei einer Verordnung des verschreibungspflichtigen Betamethasonvalerats ist unbedingt auf die richtige Bezeichnung des Wirkstoffs zu achten. In der Apothekenpraxis kommt es immer noch vor, dass Betamethason in einer Hautcreme verschrieben wird. Betamethason als Alkoholform wird innerlich unter anderem bei Allergien angewendet, es zeigt dagegen keine Wirksamkeit auf der Haut. Eine Herstellung einer äußerlich anzuwendenden Zubereitung mit Betamethason wäre daher nicht plausibel.

Wird Betamethason dagegen mit Valeriansäure verestert, entsteht der lipophilere Ester Betamethason-17-valerat, der durch die Epidermis penetrieren und dort seine Wirkung ausüben kann. Bei einer ärztlichen Verordnung von Betamethason zur dermalen Anwendung ist deshalb eine Rücksprache mit dem Arzt unerlässlich. Der Austausch von Betamethason gegen Betamethasonvalerat kann dann bei gleichbleibender Wirkstoffkonzentration erfolgen, eine Umrechnung der Alkoholform auf den Ester ist bei dermatologischen Rezepturen nicht nötig.

Stabilität von Betamethason-17-valerat

Betamethasonvalerat hat ein Stabilitäts- und Wirksamkeitsoptimum bei einem pH-Wert von 3,5. Wasserhaltige Zubereitungen sollten daher auf einen rezeptierbaren pH-Bereich zwischen 2 und 5 eingestellt werden. Zur Korrektur des pH-Wertes ist ein Citrat-Puffer geeignet. Dieser Puffer erzeugt einen für die Stabilität günstigen pH-Wert von etwa 4. Bei einer standardisierten Vorschrift aus dem NRF (Hydrophile Betamethasonvalerat-Creme 0,1% NRF 11.37.) werden 5% Puffer bezogen auf die gesamte Zubereitung verwendet. Der Citrat-Puffer eignet sich auch zur Einstellung des pH-Wertes in Individualrezepturen und ist vor der Verwendung jeweils frisch herzustellen.

Citrat-Puffer

  • Wasserfreie Citronensäure 0,05 g
  • Natriumcitrat-Dihydrat 0,05 g
  • Gereinigtes Wasser zu 10,00 g

Wird Betamethasonvalerat in mit Sorbinsäure vorkonservierte Grundlagen verarbeitet, ist der pH-Wert bereits richtig eingestellt und der Zusatz eines Citrat-Puffers nicht nötig.

Rezepturkonzentrate sinnvoll

Betamethasonvalerat ist in Wasser und Lipiden schlecht löslich und liegt daher in den meisten Dermatika suspendiert vor. Bei der Herstellung dieser Suspensionszubereitungen sollte die Substanz mit mittelkettigen Triglyceriden angerieben werden. Wie bei den meisten Glucocorticoiden handelt es sich auch bei Betamethasonvalerat um eine adhäsive Substanz, die leicht am Kartenblatt oder Spatel festklebt. Neben Problemen bei der Verarbeitung kommt es dadurch auch beim Abwiegen kleiner Mengen leicht zu Wägeungenauigkeiten. Abhilfe kann hier die Verwendung von Rezepturkonzentraten schaffen. Zur Herstellung hydrophiler Cremes sind folgende Verreibungen geeignet:

·       Betamethason-V 1,22% Cordes® RK

·       Betamethasonvalerat-Verreibung 1% mit Basiscreme DAC

Bei der Herstellung von Zubereitungen mithilfe von Rezepturkonzentraten kann auch das Anreiben des Wirkstoffs entfallen, zudem können die nötigen Arbeitsschutzmaßnahmen reduziert werden. 

Kombination mit anderen Wirkstoffen möglich?

Üblich in der dermatologischen Praxis ist die gemeinsame Verordnung von Betamethasonvalerat und Salicylsäure. Bei Cremes und Emulsionen mit diesen beiden Substanzen ist während der ohnehin begrenzten Anwendungsdauer keine relevante Zersetzung zu befürchten. In einer Untersuchung des NRF-Laboratoriums an ethanol-wässrigen Betamethasonvalerat-Lösungen mit Salicylsäure konnten über einen längeren Zeitraum keine Zersetzungen nachgewiesen werden. Eine defekturmäßige Herstellung entsprechender Zubereitungen wird dennoch nicht empfohlen.

Häufig werden auch Betamethasonvalerat und Clotrimazol zusammen in Basiscreme DAC verordnet. Dabei besteht bei wasserhaltigen Zubereitungen ein Konflikt bezüglich der rezeptierbaren pH-Bereiche beider Wirkstoffe. Obwohl neuere Untersuchungen gezeigt haben, dass Clotrimazol bei sauren pH-Werten stabiler als gedacht ist, sollte bei wasserhaltigen Rezepturen zur Stabilisierung Natriumedetat dazugegeben werden.

Beispiel: Hydrophile Creme mit Betamethasonvalerat und Clotrimazol

  • Clotrimazol 1,0 g
  • Betamethasonvalerat 0,1 g
  • Natriumedetat 0,04 g
  • Basiscreme DAC zu 100,0 g

Die Puffersubstanz, die auch als Dinatriumedetat-Dihydrat bezeichnet wird, stellt den pH-Wert der Zubereitung zwischen 4 und 6 ein und schafft so einen Kompromiss zur Stabilität zwischen Clotrimazol und Betamethasonvalerat. 

Teilweise werden auch noch Rezepturen mit Betamethasonvalerat und Gentamicinsulfat verordnet. Auch hier ergibt sich bei gemeinsamer Verarbeitung der beiden Wirkstoffe wieder ein Konflikt hinsichtlich der rezeptierbaren pH-Werte. Die Wirksamkeit von Gentamicinsulfat ist im Bereich pH 7 bis 8 am besten, unter diesen Bedingungen zersetzt sich das Glucocorticoid jedoch rasch. Beide Wirkstoffe müssen daher in getrennten Zubereitungen verarbeitet werden. Als weitere Möglichkeit kann auch eine schwach basische Creme hergestellt werden und gleichzeitig Betamethasonvalerat gegen das basenstabilere Betamethasondipropionat ausgetauscht werden. Betamethasondipropionat ist kurzfristig bis pH 8 rezeptierbar und gehört der gleichen Wirkstärkeklasse an wie Betamethasonvalerat. Diese Modifikation unter Wirkstoffaustausch ist selbstverständlich mit dem Arzt zu besprechen.

Für den Überblick: Verarbeitung von Betamethasonvalerat in Rezepturen

Betamethasonvalerat Ph. Eur.Verarbeitung in Dermatika
SynonymeBetamethason-17-valerat, Betamethasonum valerianicum, Betamethasoni valeras
Therapeutische Konzentration0,025 bis 0,15%
Rezeptierbarer pH-Bereich pH 2 bis 5, Stabilitätsoptimum bei pH 3,5
Stabilität
  • In wasserfreien Salbengrundlagen sehr stabil.
  • In wasserhaltigen Grundlagen instabil im stark sauren und basischen Milieu. Isomerisierung zum Betamethason-21-valerat (85% Wirkungsverlust) und Hydrolyse zum Betamethason, welches jedoch auf der Haut kaum wirksam ist.
Kompatibilität mit anderen WirkstoffenBetamethasonvalerat sollte grundsätzlich nicht mit anderen Wirkstoffen rezeptiert werden. Ausnahmen sind im Einzelfall möglich (z. B. Salicylsäure, Clotrimazol, Gentamicinsulfat).

Herstellung 

(Betamethasonvalerat liegt wegen schlechter Wasser- und Lipidlöslichkeit in Dermatika überwiegend suspendiert vor)

  • Bei Betamethasonvalerat und dessen Stammverreibungen kann eine Einwaagekorrektur aufgrund der Arzneibuchspezifikation nötig sein.
  • Bei der Herstellung mikronisierte Rezeptursubstanz oder Rezepturkonzentrate verwenden.
Konservierung
  • Kaliumsorbat 0,14% in Kombination mit wasserfreier Citronensäure 0,07%
  • Propylenglycol 20% (bezogen auf die Wasserphase)
  • PHB-Ester

Frage aus der Rezeptur?

Sie hatten eine schwer oder gar nicht herstellbare Rezeptur? Die Inhaltsstoffe waren beispielsweise nicht kompatibel? Die Phasen haben sich getrennt oder Ähnliches? Dann schicken Sie uns gerne eine Kopie des Rezepts. Wir greifen interessante Rezepturthemen in unserer Rubrik „Fragen aus der Rezeptur“ auf. Die Anfragen werden von unserer erfahrenen Rezeptur-Expertin Dr. Annina Bergner oder einem anderen kompetenten Ansprechpartner bearbeitet. Hierfür wird Ihre Anfrage per E-Mail weitergeleitet. Ihre persönlichen Daten werden nach der Bearbeitung gelöscht. Bitte beachten Sie, dass wir keine akute Hilfestellung vor der Abgabe leisten können.

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