Rezeptur
Praxiswissen
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Tipps zur Verarbeitung von Salicylsäure

Fantaschale und Pistill neben leeren Dosen
Salicylsäure ist in der Rezeptur keine Seltenheit. Doch gibt es bei der Verarbeitung in Lösungen und Cremes ein paar Punkte zu beachten. | Bild: monropic / AdobeStock

Salicylsäure hat konzentrationsabhängig eine ausgeprägte keratolytische Wirkung sowie antiphlogistische, fungizide und antibakterielle Eigenschaften. Rezepturen mit Salicylsäure als alleinigem Wirkstoff sind nicht verschreibungspflichtig, die übliche therapeutische Konzentration liegt im Bereich zwischen 1% und 60%. Bei großflächiger Anwendung beträgt die obere Richtkonzentration 3%.

Eigenschaften und Stabilität

Bei der Rezeptursubstanz handelt es sich um einen weißen, unterschiedlich fein gepulverten oder kristallinen Feststoff. Handelsübliche Pulverware sollte mikroskopisch auf durchgängige Pulverfeinheit beurteilt werden. Salicylsäure ist in Ethanol 90% (V/V) sehr leicht löslich, in Wasser dagegen schwer löslich. Der rezeptierbare pH-Bereich des Wirkstoffs liegt im stark sauren Bereich bei pH-Werten kleiner als 4.

Hydrophile Lösungen

Salicylsäure kann sowohl in hydrophilen als auch in lipophilen Flüssigkeiten gelöst vorliegen. Hydrophile Lösungen lassen sich auf Grundlage alkoholischer Lösungen relativ einfach herstellen. Als Lösungsmittel ist sowohl Ethanol 96% (V/V) oder 2-Propanol geeignet. Diese beiden flüssigen Alkohole werden nach Auflösen der Salicylsäure mit Gereinigtem Wasser verdünnt. 

Beispiel für eine hydrophile Lösung

  • Salicylsäure 5,0 g
  • 2-Propanol 70% (V/V) zu 100,0 g

Als weiteren zusätzlichen Hilfsstoff enthalten entsprechende Lösungen oft den Alkohol Propylenglycol (siehe Salicylsäure-Aknespiritus NRF 11.23.). Propylenglycol bleibt dabei zusammen mit Salicylsäure auf der Haut des Patienten zurück, wenn 2-Propanol und Wasser bereits verdunstet sind. Dies verhindert ein unangenehmes Gefühl auf der Haut, das durch fein auskristallisierte Salicylsäure entstehen kann. Falls eine rückfettende Wirkung vom Arzt gewünscht wird, kann zusätzlich der Alkohol Octyldodecanol dazugegeben werden (siehe Fettender Salicylsäure-Hautspiritus NRF 11.45.). 

Gelöste Salicylsäure besitzt eine antimikrobielle Wirksamkeit. Die Lösungen sind damit vor einer Verkeimung geschützt und müssen nicht zusätzlich konserviert werden.

Lipophile Lösungen

Als ölige Lösung wird Salicylsäure meist zur Anwendung auf der Kopfhaut verordnet.

Beispiel für eine lipophile Lösung

  • Salicylsäure 10,0 g
  • Olivenöl zu 100,0 g

Bei der Herstellung von lipophilen Lösungen muss unbedingt darauf geachtet werden, dass der Wirkstoff tatsächlich vollständig gelöst und nicht teilweise suspendiert vorliegt. Je nach Polarität ist die Löslichkeit in flüssigen Lipiden unterschiedlich:

Löslichkeit von Salicylsäure in Lipiden 

LipidLöslichkeit (g/ 100 ml)
Dickflüssiges Paraffin< 0,1
Olivenöl2,5
Erdnussöl2,5
Octyldodecanol8,0
Rizinusöl12,1
Macrogol-4-lauryletheretwa 20

Die Löslichkeit von Salicylsäure in Olivenöl ist also nicht ausreichend um obige Zubereitung herzustellen, der Wirkstoff würde teilweise ungelöst vorliegen. Keinesfalls darf nun versucht werden die Rezeptur als Suspension abzugeben, denn mit der Zeit bilden sich sonst zentimeterlange Kristalle aus Salicylsäure. Die Herstellung der Lösung unter Verwendung von Olivenöl ist nur möglich, wenn so viel Olivenöl gegen Rizinusöl ausgetauscht wird, dass der Wirkstoff sicher in Lösung bleibt. Häufig wird zu entsprechenden Lösungen noch das Tensid Macrogol-4-laurylether dazugegeben. Neben der Löslichkeit des Wirkstoffs wird dadurch auch die Abwaschbarkeit des Öls von der Kopfhaut verbessert.

Suspensionszubereitungen

In halbfesten Zubereitungen, wie Salben und Cremes, liegt Salicylsäure überwiegend ungelöst vor.

Beispiel für eine Suspensionszubereitung

  • Salicylsäure-Verreibung 50% DAC 10,0 g
  • Weißes Vaselin zu 100,0 g

Bei Suspensionszubereitungen sollte die Herstellung nach Möglichkeit durch Verwendung eines geeigneten Rezepturkonzentrates erfolgen. Als lipophiles Konzentrat kann die Salicylsäure-Verreibung 50% DAC auf Basis von Weißem oder Gelbem Vaselin verwendet werden. Diese Stammverreibung kann selbst hergestellt oder auch fertig bezogen werden. 

Wird Salicylsäure dagegen als Pulver zur Herstellung halbfester Darreichungsformen verwendet, so reicht der Zerkleinerungsgrad der einzelnen Teilchen meist nicht aus, um eine homogene Suspensionszubereitung zu erhalten. Aus diesem Grund ist dann noch eine Bearbeitung an der Salbenmühle, auch Dreiwalzenstuhl genannt, nötig.

Neben der ausreichenden Teilchenzerkleinerung ist bei Suspensionssalben weiterhin auf ein Vermeiden von Kristallwachstum zu achten. Gepulverte Salicylsäure darf daher keinesfalls mit Rizinusöl angerieben werden. Der Wirkstoff löst sich in dem fetten Öl und kann bei der Zugabe der Grundlage wieder ausfallen. Dadurch kann es zu unkontrolliertem Kristallwachstum kommen. Als Anreibemittel können stattdessen flüssige Paraffine oder die Grundlage selbst verwendet werden. 

Bei der Herstellung hydrophiler Cremes kann ebenfalls ein Konzentrat eingesetzt werden. Bereits vorgefertigt steht ein 50%iges hydrophiles Suspensionskonzentrat auf Basis der Nichtionischen hydrophilen Creme SR zur Verfügung.

Kombination mit anderen Wirkstoffen

Der rezeptierbare pH-Bereich der Salicylsäure liegt im sauren Bereich bei pH-Werten von kleiner 4. Durch diesen extremen pH-Wert eignen sich nicht viele andere Wirkstoffe zur gemeinsamen Verarbeitung mit Salicylsäure. Säurelabile Wirkstoffe wie Erythromycin werden schon nach kurzer Zeit zersetzt und sind damit wirkungslos.

In lipophilen Lösungen ist aber eine Kombination eines Salicylsäure-Öls mit einem Glucocorticoid möglich. Salicylsäure kann beispielsweise zusammen mit Triamcinolonacetonid verarbeitet werden. Auch eine gemeinsame Verordnung von Salicylsäure und Betamethasonvalerat in Emulsionen und Cremes ist möglich. Da die Behandlung mit einem stark wirksamen Glucocorticoid ohnehin nur kurz erfolgt, ist während der Anwendungsdauer keine signifikante Zersetzung zu befürchten.

Für den Überblick: Verarbeitung von Salicylsäure in Rezepturen

Salicylsäure Ph. Eur.Hinweise
SynonymeAcidum salicylicum
Therapeutische Konzentration
  • 1 bis 60%
  • obere Richtkonzentration 3% (bei großflächiger Anwendung)
Rezeptierbarer pH-BereichpH ≤ 4
StabilitätGefahr der Rekristallisation nach Wärmeanwendung
Herstellung

Alkoholische Lösungen:

  • Salicylsäure ohne Anwendung von Wärme auflösen

Lipophile Lösungen:

  • Lösevermögen unterschiedlicher Öle beachten

Cremes und Emulsionen:

  • Salicylsäure nicht mit Rizinusöl anreiben
  • Anwendung von Wärme vermeiden
  • Einsatz von Rezepturkonzentraten empfehlenswert
KonservierungSalicylsäure ist antimikrobiell wirksam, eine zusätzliche Konservierung ist daher nicht erforderlich. 

Frage aus der Rezeptur?

Sie hatten eine schwer oder gar nicht herstellbare Rezeptur? Die Inhaltsstoffe waren beispielsweise nicht kompatibel? Die Phasen haben sich getrennt oder Ähnliches? Dann schicken Sie uns gerne eine Kopie des Rezepts. Wir greifen interessante Rezepturthemen in unserer Rubrik „Fragen aus der Rezeptur“ auf. Die Anfragen werden von unserer erfahrenen Rezeptur-Expertin Dr. Annina Bergner oder einem anderen kompetenten Ansprechpartner bearbeitet. Hierfür wird Ihre Anfrage per E-Mail weitergeleitet. Ihre persönlichen Daten werden nach der Bearbeitung gelöscht. Bitte beachten Sie, dass wir keine akute Hilfestellung vor der Abgabe leisten können.

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