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Tarifverhandlungen – wie funktioniert das eigentlich?

Bild: BrianAJackson - iStockphoto.com

Das Jahr 2017 ist für viele Apothekenangestellte ein erfreuliches: Nachdem die Apothekengewerkschaft Adexa und der Arbeitgeberverband ADA im Juni ein Gehaltsplus von 2,5 Prozent ausgehandelt hatten, erhielten Apothekenmitarbeiter im Kammerbezirk Nordrhein vergangene Woche Freitag die frohe Botschaft, dass auch sie ab Januar 2018 mit einer Gehaltserhöhung von im Schnitt 3 Prozent rechnen können. Wir haben bei Tanja Kratt, ADEXA-Vorstand und Leiterin der ADEXA-Tarifkommission nachgefragt, wie solche Tarifverhandlungen ablaufen.

Wie lange dauern Tarifverhandlungen im Schnitt?

„Die Vorbereitungen für einen Tarifabschluss dauern in der Regel mehrere Monate. Das kommt zum einen auf den Tarifpartner an: Bei der TGL Nordrhein verhandeln wir nur mit den Vertretern eines einzigen Kammerbezirkes.  Im ADA sind dagegen Arbeitgeber aus 15 Kammerbezirken organisiert, da ist es meist schwieriger, alle Meinungen aus Nord, Süd, Ost und West unter einen Hut zu bekommen. Auch weil die wirtschaftlichen Bedingungen nicht überall gleich sind.

Überhaupt muss man bei den Tarifabschlüssen bedenken, dass sie einen Mindeststandard darstellen, den auch die weniger belastbaren Apotheken umsetzen können. Bei Apotheken, denen es gut oder richtig super geht, sind daher übertarifliche Gehälter möglich – und dürfen auch von den Mitarbeitern gefordert werden."

Wer genau vertritt die Interessen der Angestellten bei den Verhandlungen?

"Die ADEXA-Tarifkommission ist – neben dem Vorstand – mit acht ehrenamtlichen Mitgliedern aus dem ganzen Bundesgebiet und allen Berufsgruppen besetzt. Sie kennen die Situation der Apotheken durch ihre Arbeit aus eigener Anschauung und verhandeln für ihre Kolleginnen und Kollegen das Machbare. Denn natürlich spielen die politischen Rahmenbedingungen auch eine Rolle bei den Tarifverhandlungen. Und derzeit herrscht gerade wieder Unsicherheit wegen des EuGH-Urteils und des (noch nicht erreichten) Rx-Versandverbots, wegen des unveröffentlichten Gutachtens aus dem Wirtschaftsministerium zur Apothekenhonorierung und auch wegen der verzögerten Regierungsbildung."

Wie laufen die Tarifverhandlungen ab?

"Generell gilt: Ein Tarifvertrag hat eine bestimmte Laufzeit, meist ein oder zwei Jahre, bevor er – in der Regel von uns als Gewerkschaft – gekündigt werden darf. Rechtzeitig vorher trifft sich unsere Tarifkommission und legt fest, mit welchen Forderungen wir an die Arbeitgeber herantreten. Dann gibt es günstigenfalls eine oder meist mehrere Tarifrunden, zu denen üblicherweise alle Mitglieder der Tarifkommission anreisen. Auf denen wird verhandelt und ein Kompromiss gesucht. Denn die Vorstellungen von Gewerkschaft und Arbeitgeberverband liegen ja in der Regel auseinander. Wenn ein für beiden Seiten akzeptables Ergebnis erzielt wurde, muss die Tarifkommission diesem zustimmen. Es folgt ein Unterschriftenverfahren und die Eintragung in das Tarifregister. 
Anschließend löst der neue Tarifvertrag den vorangehenden Vertrag ab bzw. tritt zeitnah in Kraft; manchmal wird auch rückwirkend abgeschlossen.“

Wir bedanken uns bei Frau Kratt für die ausführlichen Informationen.