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Der besondere Rückblick: Das „weiße Gold“

Das erste europäische Porzellan wurde mit Hilfe des deutschen Apothekerlehrlings Johann Friedrich Böttger entwickelt. Dies war der Grundstein für die berühmte Meißener Porzellanmanufaktur. | Bild: imago / Artokoloro

Viel Gold musste her

Ein prunksüchtiges Leben war in der Barockzeit verbreitet, jedenfalls in Herrscher- und Adelskreisen. Besonders traf das auf den sächsischen Kurfürsten August den Starken zu. Er war von einer regelrechten Sammelwut ergriffen. Besonders hatten es ihm chinesische Porzellanwaren angetan. Doch die begehrten Kostbarkeiten aus Fernost mussten mit viel Gold bezahlt werden. Davon war in Augusts Staatskasse aber nicht genug enthalten. Wie auch andere Regenten seiner Zeit hoffte er deshalb auf die Fähigkeiten der Alchemisten.

Apothekerlehrling als Gefangener

Da kam August dem Starken zu Ohren, dass ein junger Apothekerlehrling tatsächlich aus unedlen Metallen Gold herstellen könne. Es handelte sich um den 1682 geborenen Johann Friedrich Böttger. Der junge Mann experimentierte schon seit Jahren im Laboratorium einer gut ausgestatteten Berliner Apotheke. Im Jahr 1702 ließ ihn der sächsische Kurfürst kurzerhand nach Dresden bringen, sperrte ihn ein und verlangte von ihm Gold zu machen.

Glückloser Alchemist

Zwei Jahre lang experimentierte Böttger. Doch die Golderzeugung gelang nicht. Er versuchte zu fliehen, wurde gefasst und erneut gefangen gehalten. August der Starke stellte ihn nun unter die Aufsicht des berühmten Naturforschers Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (1651–1708). Dieser experimentierte bereits seit Jahren an der Herstellung von Porzellan. Diese Kunst beherrschte man zu jener Zeit nur in China. Tschirnhaus und Böttger verfolgten nun gemeinsam das Ziel, Porzellan zu brennen.

Erfolgreicher Erfinder

Im Jahr 1707 der erste Durchbruch: Dem Forscherduo gelang die Herstellung eines roten Feinsteinzeuges – „rotes Porzellan“ genannt. 1708 dann der große Erfolg: Indem sie den roten Ton durch weißes Kaolin ersetzten, entstand weißes Porzellan – das erste auf europäischem Boden. Kurze Zeit später starb Tschirnhaus, sodass Böttger den Ruhm alleine erntete. 1710 gründete August der Starke in Meißen die erste europäische Porzellanmanufaktur. Johann Friedrich Böttger wurde nur 37 Jahre alt, vermutlich wegen seiner vielen giftigen Experimente. Er starb am 13. März 1719. 

Quellen: DAZ.Online vom 10.04.2018; www.meissen.com