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Ökotest: Braucht man After-Sun-Produkte?

Ökotest hat verschiedene After-Sun-Produkte genauer unter die Lupe genommen | Bild: TeamDaf / Adobe Stock

28 After-Sun-Produkte landeten in den Händen von Ökotest zum Check, mit dabei Cremes und Lotionen aus Drogerien, (Bio-)Supermärkten, Discountern und auch Apotheken – elf After-Sun-Produkte sind als zertifizierte Naturkosmetik deklariert. Was interessierte Ökotest? In gewohnter Manier wollte die Verbraucherorganisation weder allergisierende Duftstoffe und Konservierungsmittel noch PEG-Verbindungen, synthetische Polymere, Mineralölbestandteile oder bedenkliche UV-Filter enthalten sehen. Auch die Umweltverträglichkeit bewertete Ökotest – wobei dieser Punkt ein aufgrund von Inhaltsstoffen schlechtes Ergebnis nur verschlechtern konnte: Nutzen die Anbieter recyceltes Plastik für die Tuben und Flaschen? Ist der Umkarton überflüssig? Immerhin konnte Ökotest 11-mal die Bestnote „sehr gut“ verteilen, achtmal „gut“, einmal „ausreichend“ – und je dreimal „mangelhaft“ und „ungenügend“. Was machten welche Hersteller gut – und andere eher nicht ganz so sorgfältig?

Zertifizierte Naturkosmetik: „sehr gut“ bis „gut“ – beim Plastikanteil könnten viele besser sein

Durchweg „sehr gut“ und „gut“ schneiden alle zertifizierten Naturkosmetik-After-Sun-Produkte ab: Für die Inhaltsstoffe vergibt Ökotest Bestnoten, ganz vorne mit dabei sind Alterra Après Sun Lotion Bio-Aloe Vera von Rossmann, Alverde Après-Lotion Bio-Aloe Vera von Dm und Dr. Hauschka After Sun Körperlotion, die es auch in der Apotheke gibt. Einen Kritikpunkt übt Ökotest jedoch: Beim Plastik-Rezyklatanteil könnten sich die meisten Anbieter etwas mehr Mühe geben. Rossmann und Dm setzen bereits 95 Prozent und 71 Prozent recyceltes Plastik ein und sind damit aber fast allein auf weiter Flur. Dr. Hauschka nutzt bislang 0 Prozent Rezyklatanteil – doch soll sich das zumindest ändern. In Kürze will auch Dr. Hauschka 60 Prozent Rezyklatanteil einsetzen. Insgesamt nutzen nur vier der 28 After-Sun-Produkt-Hersteller recyceltes Plastik (drei fallen unter die zertifizierte Naturkosmetik). Das geht besser, findet Ökotest.

Kritikpunkte bei After-Sun: Duftstoffe, Konservierungsmittel und Emulgatoren

Die hauptsächlichen Störfaktoren für Ökotest in den geprüften After-Sun-Produkten sind Duftstoffe, Konservierungsmittel und Emulgatoren. Die Hawaiian Tropic Silk Hydration UltraLight After Sun Lotion duftet durch künstlichen Moschusduftstoff – allerdings reicherte sich diese im menschlichen Fettgewebe an, kritisiert das Verbrauchermagazin. The Ritual of Karma After Sun Hydrating Lotion von Rituals enthält den Duftstoff Lilial (künstlicher Maiglöckchenduft), und Lilial ist laut Ökotest von der EU als fortpflanzungsgefährdend eingestuft. Nicht besser macht ihre Bewertung, dass beide Produkte PEG-Verbindungen enthalten – diese fungieren als Penetrationsförderer in Kosmetika, machen aber die Haut auch durchlässiger für andere Stoffe – erwünscht sind sie folglich nicht. Insgesamt überzeugt weder Hawaiian Tropic noch Rituals Ökotest – sie landen mit einer „ungenügenden“ Zensur auf den hintersten Plätzen.

Paraffine: unerwünscht – bei Vichy, Piz Buin, Garnier und Lancaster

Ökotest stört sich auch stets an Paraffinen – wo Paraffine sind, könnten auch aromatische Kohlenwasserstoffe (MOAH) nicht weit sein. Viermal muss das Verbrauchermagazin Paraffine monieren – bei  Garnier, Lancaster, Piz Buin und Vichy. Zwar ließen sich keine MOAH nachweisen, doch dass es auch ohne Paraffine in After-Sun-Produkten geht, zeigen schließlich genügend andere Hersteller. Alle vier After-Sun-Produkte kassieren die Noten „mangelhaft“ oder „ungenügend“, denn auch auf PEG oder halogenorganische Verbindungen wollten sie nach Analyse von Ökotest nicht verzichten – und das bei teils stolzen Preis, wie Lancaster mit 27 Euro pro 200-ml-Plastiktube.

Wie findet Ökotest Ladival?

Stada hat ein Plastikproblem: Das Ladival Après Allergische Haut Pflege Gel von Stada lobt Ökotest bei den Inhaltsstoffen mit „sehr gut“, es enthält keine Duftstoffe oder bedenklichen Inhaltsstoffe. Allerdings verzichtet Stada nicht auf Plastik in der Rezeptur – und auch in der Verpackung setzt Stada nicht auf recyceltes Plastik. Somit gibt es als Gesamtbewertung ein „gut“. Plastik in der Lotion könne so ins Abwasser gelangen und die Umwelt belasten, argumentiert Ökotest.

Können After-Sun-Produkte Sonnenbrände heilen?

Wie verhält es sich eigentlich mit vollmundig ausgelobten After-Sun-Effekt-Versprechungen? Korrigieren After-Sun-Produkte tatsächlich UV-bedingte Hautschäden und machen sie wieder heil? Nein, sagt Ökotest: „After-Sun-Kosmetika können keinen Sonnenbrand heilen oder lichtbedingte Schäden der Haut reparieren.“ Somit gilt weiter: Vorsicht – mit Sonnencremes, Schatten und geeigneter Kleidung – ist besser als Nachsicht – mit Sonnenbrand, erhöhtem Hautkrebsrisiko und beschleunigter Hautalterung. Dennoch können After-Sun-Produkte angenehm kühlen und die Haut pflegen – wenn sie denn keine bedenklichen Inhaltsstoffe enthalten. Aber da hilft ja Ökotest. Die vollständigen Testergebnisse finden Sie hier.