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Blutdrucksenkung über den Darm – durch Intervallfasten

Bluthochdruck wurde in Verbindung mit einer gestörten Darmflora gebracht. Wie kann Intervallfasten hierbei Abhilfe schaffen? | Bild: Yummy pic / Adobe Stock

Ob Darmerkrankungen, Diabetes oder Allergien – die unterschiedlichsten Gesundheitsstörungen können auf einer veränderten Zusammensetzung des Darmmikrobioms beruhen. In den vergangenen Jahren stellte sich heraus, dass eine pathologisch veränderte Darmflora (Dysbiose) auch Ursache für die Entwicklung einer Hypertonie sein kann.

Darmmikrobiom beeinflusst Blutdruck

Der Zusammenhang ließ sich im Tiermodell nachweisen: Erhielten gesunde Ratten das gestörte Darmmikrobiom von an Bluthochdruck leidenden Ratten, entwickelten die gesunden Tiere ebenfalls Bluthochdruck. Unklar war jedoch erstens wie sich die Dysbiose verhindern lässt, zweitens auf welche Weise gestörtes Darmmikrobiom und Hypertonie zusammenhängen. Eine neue Studie aus den USA liefert hierauf mögliche Antworten.

Intervallfasten verändert Darmmikrobiom und Blutdruck

Die beteiligten Wissenschaftler konnten im Tierexperiment zeigen, dass eine diätetische Maßnahme entscheidende Wirkung hat – und zwar das Intervallfasten: Bei sogenannten spontan hypertensiven und zu Schlaganfall neigenden Ratten (SHRSP) konnte durch Intervallfasten (nur jeden zweiten Tag Futter über zehn Wochen hinweg) ein Blutdruckanstieg verhindert werden. Dagegen stieg der Blutdruck beim gleichen Typ Ratte an, wenn die Tiere ganz nach Belieben fressen konnten. Das Intervallfasten war mit signifikanten Veränderungen in der Zusammensetzung des Darmmikrobioms verbunden.

Transplantation zeigt Wirkung

Weitere Erkenntnisse zogen die Forscher aus Transplantationsexperimenten. Dazu benutzten sie keimfreie Ratten, die noch keine eigene Darmflora besaßen. Diesen Tieren wurde Darmmikrobiom der spontan hypertensiven Ratten übertragen. Erhielten die keimfreien Tiere das Mikrobiom von den Ratten, die nach Belieben fressen durften, entwickelten sie hohen Blutdruck. Bekamen die keimfreien Tiere dagegen das Mikrobiom von den intervallfastenden Ratten, war ihr Blutdruck deutlich niedriger.

Gallensäuren als Schaltzentrale

Bei der Frage, über welche Mechanismen die Darmflora den Blutdruck beeinflusst, stießen die Wissenschaftler auf Gallensäuren. Die hypertensiven Ratten wiesen signifikant geringere Konzentrationen einiger Gallensäuren im Plasma auf als die normalen Ratten. Durch eine Supplementierung von Gallensäuren ließ sich der Blutdruck der hypertensiven Tiere senken. Der Gallensäurestoffwechsel stellt demnach einen möglichen Vermittler zwischen Darmmikrobiom und Blutdruckregulation dar.

Die Studie zeigt also, dass eine Beeinflussung des gestörten Darmmikrobioms – hier mittels Intervallfasten – eine nichtmedikamentöse Maßnahme zur Blutdruckbehandlung darstellen könnte. Allerdings gilt es natürlich noch zu klären, ob sich die Ergebnisse tatsächlich auf den Menschen übertragen lassen. Quelle: Circulation Research 2021, 128: 1240–1254 (https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/CIRCRESAHA.120.318155)