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Weltkindertag 2021: Vitaminpräparate für Kinder: was ist vertretbar?

Deckt eine ausgewogene Ernährung alle Bedürfnisse des Kindes ab oder müssen zusätzliche Immunpräparate verabreicht werden? | Bild: sborisov / AdobeStock

Ausgewogene Ernährung ist das A und O

Eine Vitamintablette hier, ein Pulvertütchen dort und schon ist mein Kind optimal mit allen Vitaminen und Spurenelementen versorgt. Oder lieber ein Kombinationspräparat auswählen, damit nichts vergessen wird und keine Mangelerscheinungen entstehen? So einfach ist es leider nicht. Wie auch bei Erwachsenen sollten Kinder nicht dauerhaft prophylaktisch Vitamine erhalten. Hier ist eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, hochwertigen Kohlenhydraten, gelegentlich Fisch, Milchprodukten und Fleisch das Mittel der Wahl. Laut einem Bericht der Verbraucherzentrale von 2021 sind die Kinder in Deutschland weitestgehend ausreichend versorgt, gelegentlich werden die ausgesprochenen Empfehlungen bei Folat, Eisen, Vitamin D oder Jod nicht ganz erreicht. Auch hier kann nicht direkt von einem echten Mangel ausgegangen werden, da die empfohlenen Mengen recht hoch angesetzt sind.

Fluorid und Vitamin D3 zur frühkindlichen Prophylaxe

Wichtig für die kindliche Entwicklung der Knochen und Zähne ist eine Supplementierung mit Fluorid und Vitamin D. Fluorid sollte solange gegeben werden, bis fluoridhaltige Zahnpasten zum Putzen der Zähne verwendet werden. Bei den ersten Zähnchen empfiehlt sich die Gabe von Natriumfluorid (0,25 mg Fluorid) als Fertigarzneimittel, meist direkt in Kombination mit Vitamin D3. Vitamin D3 wird zur Prophylaxe von Rachitis, einem gestörten Knochenstoffwechsel, allen Kindern bis 2 Jahre empfohlen. Da das Vitamin mithilfe von Sonnenlicht im Körper gebildet wird, können Kinder es in diesem Alter noch nicht ausreichend produzieren. Für alle ab 2 Jahren wird eine Vitamin-D3-Ergänzung ausschließlich bei Risikopatienten oder chronischen Erkrankungen empfohlen. Die betreffenden Arzneimittel werden von den Krankenkassen erstattet.

Kombinations-Immunpräparate für Kinder häufig zu hoch dosiert

Für alle anderen Präparate kann eine Empfehlung nur nach einem nachgewiesenen Mangel oder bei bestimmten chronischen Erkrankungen ausgesprochen werden. Kinder, die wenig tierische Produkte zu sich nehmen, sollten auf eine ausreichende Versorgung mit Eisen und Vitamin B12 hingewiesen werden. Vor allem wenn die Eltern im Beratungsgespräch darüber klagen, dass das Kind sehr müde und antriebslos ist, kann die Frage nach der Ernährung helfen. Bei häufig wiederkehrenden Infekten und einer Abklärung durch den Arzt kann auch die Empfehlung für ein Multivitaminpräparat über einen kurzen Zeitraum hinweg erfolgen. Produkte aus der Apotheke sind beispielsweise Vitaldrink Kinder® von Menssana, Sanostol® Lutschtabletten von Dr. Kade oder Aronia+ Kids Vitamindrops® von Ursapharm. Häufig werden die darin enthaltenen Tageshöchstmengen von Vitaminen und Spurenelementen voll ausgeschöpft, weshalb eine Einnahme nur jeden zweiten oder dritten Tag erfolgen sollte. Schließlich kommen ergänzend alle Vitamine aus der normalen Ernährung oben drauf. Bessern sich die Anzeichen nach kurzer Zeit nicht, sollte beim Arzt ein Blutbild erstellt werden, um mögliche Ursachen herauszufinden. 

Ein Marktcheck aus 2017/2018 konnte in Untersuchungen zeigen, dass bei 85% der getesteten Nahrungsergänzungsmittel für Kinder zwischen vier und sieben Jahren mindestens ein enthaltenes Vitamin bei empfohlener Einnahme den Tagesreferenzwert der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGR) überschreitet. Vor allem eine Überdosierung mit fettlöslichen Vitaminen wie A und E kann zu Kopfschmerzen, Übelkeit oder Müdigkeit führen und sollte unbedingt vermieden werden. Eine rein prophylaktische Gabe, beispielsweise zur Stärkung der Abwehrkräfte in der kalten Jahreszeit, wird nicht empfohlen. Quellen:
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/projekt-klartext-nem/calcium-vitamin-d-oder-omega3fettsaeuren-benoetigen-kinder-nahrungsergaenzungsmittel-13322
https://www.zentiva.de/d-flouretten
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/95207/Verbraucherzentralen-Nahrungsergaenzungsmittel-fuer-Kinder-meist-ueberdosiert