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Mit der Genschere gegen die Alkoholsucht

Das Arc-Protein reguliert emotionale sowie suchtrelevante Verhaltensweisen. | Bild: Africa Studio / AdobeStock

Exzessiver Alkoholkonsum (Binge Drinking) in der Jugend ist ein Hauptrisikofaktor für psychiatrische Erkrankungen im späteren Leben – inklusive Alkoholabhängigkeit. Denn das jugendliche Gehirn ist noch Reifungsprozessen unterworfen und deshalb sehr vulnerabel.

Eine besonders kritische Hirnregion ist in dieser Hinsicht die Amygdala (Mandelkern). Sie gehört zum limbischen System – also dem Hirnbereich, der für die Emotionsregulation zuständig ist – und ist auch als Angstzentrum bekannt. Sowohl bei Angsterkrankungen als auch bei Alkoholabhängigkeit spielt die Amygdala eine wichtige Rolle.

Arc-Protein in der Amygdala beeinflusst Suchtverhalten

In der Amygdala kommt einem Protein große Bedeutung zu – dem Arc-Protein (Activity Regulated Cytosceletal Associated Protein). Es ist entscheidend für die synaptische Plastizität und reguliert emotionale sowie suchtrelevante Verhaltensweisen. Die Menge an Arc-Protein ist davon abhängig, wie hoch die Transkriptionsaktivität am Arc-Gen ist. Und diese wiederum unterliegt epigenetischen Einflüssen – also reversiblen Modifikationen an der DNA, zum Beispiel an den Histon-Proteinen. 

Epigenetisch die Protein-Produktion erhöhen 

Jugendlicher Alkoholkonsum bewirkt, dass die Menge an Arc-Protein in der Amygdala im Erwachsenenalter reduziert ist. Das trifft sowohl auf den Menschen als auch auf Ratten zu. Die Tiere dienten daher als Modellorganismen in einem Experiment, das amerikanische Forscher von der University of Illionois in Chicago durchgeführt haben. Sie induzierten bei Ratten durch starke Alkoholexposition im Jugendalter Alkoholabhängigkeit, wenn die Tiere erwachsen waren. Mittels der Genschere CRISPR nahmen die Forscher dann epigenetische Veränderungen an den Histonen vor, sodass die Produktion des Arc-Proteins wieder anstieg. Durch diese Behandlung ließen sich sowohl Abhängigkeit als auch Ängstlichkeit der Ratten reduzieren.

Der Versuch funktionierte auch in umgekehrter Richtung: Normale Ratten, bei denen die Forscher mittels Genschere die Arc-Produktion hemmten, wurden ängstlich und nahmen Alkohol zu sich.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich durch gezielte epigenetische Maßnahmen in der Amygdala die Auswirkungen jugendlichen Alkoholkonsums lindern lassen. Ob diese Methode auch als Therapie für den Menschen geeignet ist, müssen weitere Forschungen zeigen. Quelle: Science Advances Vol. 8, Issue 18, Mai 2022