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Beratung in der Apotheke: Antigen-Schnelltests für alle: Was PTA jetzt wissen sollten

Packung Schnelltest
Worauf müssen Laien bei Schnelltests achten? | Bild: IMAGO / Rene Traut

Das BfArM hat die ersten Antigentests für Laien zum Nachweis von SARS-CoV-2 zugelassen. Die Probenentnahme erfolgt aus der Nase. Seit 3. Februar ist die Abgabe an Privatpersonen bereits erlaubt, allerdings hatten geeignete Schnelltests seither gefehlt. Eine Apothekenpflicht ist zwar nicht vorgesehen, doch werden Privatpersonen sicher auch in Apotheken nach den Schnelltests fragen: Wie lange hat ein Testergebnis Aussagekraft? Ist man bei einem negativen Coronatest sicher nicht infiziert? Und klappt der Abstrich bei Privatpersonen überhaupt so zuverlässig wie bei geschultem Personal? PTAheute hat die wichtigsten Beratungspunkte zusammengefasst.

Antigen-Schnelltests: Was weist man nach?

Mit Antigentests will man eine akute Infektion feststellen oder ausschließen. Jeder Test ist nur eine Momentaufnahme. Ein heute negativer Test kann einen Tag oder zwei Tage später positiv ausfallen. Aus diesem Grund darf ein Testergebnis auch nur eine kurze Zeit zur Bestimmung des Infektionsstatus herangezogen werden.

Wie lange gilt das Testergebnis – 24 Stunden? 48 Stunden?

Wie lange man sich nach einem negativen Antigentest auf das Ergebnis verlassen kann, dazu finden sich keine konkreten Zahlen. Auch das Robert Koch-Institut (RKI) spricht – wenn es um das Ergebnis von PCR-Tests geht – nur von einer „Momentaufnahme“. Wie lange der Moment ist – 24 Stunden oder 48 Stunden beispielsweise – wird nicht näher spezifiziert. Einen Anhaltspunkt könnten aktuelle Einreisebestimmungen in manche Länder liefern. So wird hierfür meist ein negativer Coronatest gefordert, der nicht älter als 48 Stunden ist. Auch sind in Österreich bereits Antigentests zur Selbstanwendung verfügbar, um sich zum Beispiel vor Friseurbesuchen „frei zu testen“. Das dortige Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz nutzt ebenfalls das 48-Stunden-Zeitfenster und erlaubt, dass diese Zutrittstests maximal 48 Stunden – gemessen ab dem Zeitpunkt der Probenentnahme – alt sind. Die Wissenschaftler hinter einer im Stuttgarter Katharinenhospital durchgeführten Studie zur Zuverlässigkeit von Antigen-Schnelltests nennen 24 bis 48 Stunden, bevor bei asymptomatischen Patienten (nach Krankenhausaufnahme) neu getestet werden sollte.

Wann sind die Tests am zuverlässigsten?

Die zuverlässigsten Ergebnisse liefern die Schnelltests, wenn viel Virus vorhanden ist (hohe Viruslast). Wann ist das der Fall? Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) nennt hier die 

  • präsymptomatische Phase der Erkrankung: 1 bis 3 Tage vor Symptombeginn
  • frühe symptomatische Phase der Erkrankung: innerhalb der ersten 5 bis 7 Tage

Zu diesen Zeitpunkten hat der Körper bei einer Infektion noch keine Antikörper gebildet. Liegt der Symptombeginn länger als sieben Tage zurück, sei eine geringe Viruslast zu erwarten und damit falsch negative Ergebnisse wahrscheinlicher, erklärt das PEI.

Negatives Testergebnis: Bin ich sicher nicht infiziert?

Da die Zuverlässigkeit der Antigentests von der vorhandenen Menge an Antigen auf dem Teststäbchen abhängt, liefert – siehe letzte Frage – ein Schnelltest vor allem dann relativ sichere Ergebnisse, wenn die Viruslast hoch ist. Ein negativer Test kann eine Infektion damit nicht hundertprozentig ausschließen. Denn vielleicht ist man infiziert, nur reicht die Virusmenge nicht aus, dass der Antigentest „anspringt“. Wann ist das der Fall, was kann ein negatives Testergebnis alles bedeuten?

Negativ kann bedeuten:

  • Ich bin nicht infiziert.
  • Ich bin infiziert, aber erst am Anfang der Infektion. Das heißt die Antigenmenge genügt (noch) nicht für einen Nachweis. 
    Achtung: Die Viruslast wird steigen; in den nächsten Tagen sind hohe Virusmengen und eine hohe Ansteckungsfähigkeit zu erwarten.
  • Ich bin infiziert, aber im späten Infektionsstadium. Das heißt, die Viruslast liegt bereits unter der Nachweisgrenze des Antigen-Tests und wird noch weiter absinken und damit auch die Ansteckungsfähigkeit.

Positiver Test – was tun?

Fällt beim Selbsttest das Ergebnis positiv aus, sollte der Getestete unverzüglich das Gesundheitsamt telefonisch kontaktieren. Dieses entscheidet, wie weiter vorgegangen wird. Wichtig ist vor allem, dass der Getestete ab dem Zeitpunkt des positiven Tests bedenkt, dass er möglicherweise ansteckend ist (und auch schon war). Deshalb sollte jedes weitere Risiko einer zusätzlichen Verbreitung des Virus verhindert bzw. minimiert werden (Quarantäne).

Welcher Test eignet sich am besten?

Bislang (Stand 1. März 2021) sind nur Tests zur nasalen Probenentnahme durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zugelassen worden. Sie sind einfacher durchzuführen als tiefe Nasen-Rachenabstriche und zudem weniger unangenehm. Doch gibt es auch andere Methoden der Probenentnahme – einen „Lolli“ oder Spucktest –, die hierzulande jedoch (noch) nicht verfügbar sind.

Mit einer größer werdenden Auswahl der Testmethoden kann zunehmend auch auf individuelle Bedürfnisse der zu testenden Person eingegangen werden, wie z. B. bei Kindern, Menschen mit Grunderkrankungen oder Einschränkungen. So sind Lollis sicher eine wenig invasive Methode, die bei Kindern oder Demenzpatienten schnell durchführbar ist, weil sie lediglich über den Mundinnenraum gestrichen werden. Bei Speicheltests muss eine Speichelprobe des hinteren Mundteiles des Rachens oder eine Sputumprobe als Sekret der tiefen Atemwege, das beim Husten in den Rachen gelangt, entnommen werden. Vor allem Spucktests und Lollis könnten bei Menschen, die unter Schluckstörungen oder Mundtrockenheit leiden, nur eingeschränkt funktionieren.

Wird das Testergebnis überall akzeptiert?

Unter Umständen werden bei Tests für Grenzkontrollen die Ergebnisse von Selbsttests nicht anerkannt, sodass in offiziellen Testzentren wie Apotheken getestet werden muss. Die EU hat mittlerweile eine Liste von Antigentests erstellt, deren Ergebnisse die Länder untereinander anerkennen. Bislang ist hierfür jedoch ein Begleitschreiben vorgesehen, welches vom Testzentrum ausgefüllt werden muss, sodass derzeit der Verdacht naheliegt, dass zumindest das Reisen auf Basis eines Selbsttests nicht möglich ist.

Testen Laien so zuverlässig wie geschultes Personal?

Um zu verhindern, dass in großem Maße Fehler bei der Probenentnahme passieren, müssen Laientests einfacher zu handhaben sein – kein tiefer Nasen-Rachenabstrich – als Tests, die geschultes Personal durchführt. Auch gibt es bereits Studien, die die Ergebnisse von Antigentests vergleichen, die parallel von Laien und Fachpersonal durchgeführt wurden. Wissenschaftler der Berliner Charité veröffentlichten im Januar 2021 ein Preprint ihrer Studie zu dieser Frage. 146 symptomatische Erwachsene führten nach grafischer und schriftlicher Anweisung einen Antigenschnelltest mit Selbstabstrich der vorderen Nase durch, gleichzeitig entnahm medizinisches Personal einen tiefen Nasopharynxabstrich (ebenfalls für einen Schnelltest) und einen kombinierten Mund-Nasen-Rachenraumabstrich zur PCR-Kontrolle. Das Ergebnis: Die Antigentests lieferten vor allem dann zuverlässige Ergebnisse, wenn die Viruslast hoch war – und zwar unabhängig von der Art der Probennahme. Die Übereinstimmung lag bei 91,4 Prozent. Die professionell abgestrichenen Tests entdeckten „nur“ eine SARS-CoV-2-Infektion mehr (40 von 146 Patienten waren PCR-positiv, durch Selbstabstrich wurden 33 erkannt, durch professionellen Abstrich 34).

Auch in einer weiteren Arbeit zeigten Laien- und professionelle Abstriche gut übereinstimmende Ergebnisse, nachdem 500 symptomatische Patienten entweder von Fachpersonal abgestrichen worden waren oder sie sich selbst Nasenabstriche entnommen hatten. Ausgewertet wurden die Proben nicht mittels Schnelltest, sondern PCR. Die Studie wurde im Juli 2020 im Fachjournal „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht.

Antikörpertests – nicht zum Nachweis einer akuten Infektion

Neben dem Nachweis einer akuten Infektion mittels Antigentest lassen sich auch durchgemachte Infektionen durch Antikörpertests nachweisen. Allerdings kann ein Antikörpertest bereits positiv sein und der Getestete ist dennoch ansteckend, weil sich die Ereignisse – Infektiosität und beginnende Antikörperbildung – überschneiden können. Ein Nachweis von SARS-CoV-2-Antikörpern schließe eine Infektiosität des Patienten nicht aus, erklärt das Robert Koch-Institut. Meist finden sich zwei Wochen nach Symptombeginn Antikörper im Blut, für eine Akutdiagnostik eignen sich Antikörpertests folglich nicht. 

Positiver Antikörpertest: Ist man sicher immun?

Auch lässt der Nachweis von SARS-CoV-2-spezifischen Antikörpern laut RKI keine eindeutige Aussage zum Immunstatus des Getesteten zu. Ob also nach einem positiven Antikörpertest die vorhandenen Antikörper vor einer zweiten Infektion und einer erneuten Erkrankung schützen, ist derzeit nicht abschließend geklärt. Somit müssen auch nach positivem Antikörpertest Abstand- und Hygieneregeln (AHA + L) eingehalten werden.

Darüber hinaus lässt sich aktuell nicht sagen, wie gut bereits vorhandene Antikörper vor den zunehmend zirkulierenden SARS-CoV-2-Varianten aus Großbritannien (B.1.1.7), Südafrika (B.1.351) und Brasilien (P.1) schützen. Auch ist unklar, ob die derzeit verfügbaren Antikörpertests auch durchgemachte Infektionen mit einer dieser Virusmutante erfassen können.

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