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gut beraten: Abnehmpräparate: Worauf muss man achten?

von Ulrike Freese

Etwa 54 Prozent der Menschen in Deutschland sind übergewichtig und etwa jeder Fünfte bereits adipös, womit die Deutschen leicht über dem europäischen Durchschnitt liegen. Nicht nur, dass viele mit ihrem Aussehen unzufrieden sind, das hohe Gewicht wirkt sich auch auf die Gesundheit aus. Vor allem bei starkem Übergewicht ist man weniger leistungsfähig und das Herz-Kreislauf-System sowie die Gelenke werden deutlich stärker belastet. Erkrankungen wie das metabolische Syndrom drohen bereits in jungen Jahren.

Weg mit den unerwünschten Kilos

Damit das Gewicht nicht ansteigt, müssen Kalorienzufuhr und -verbrauch im Gleichgewicht sein, was vielen nicht leichtfällt. Lebensmittel mit hoher Energiedichte sind überall verfügbar, einfach zuzubereiten und schmecken gut. Zudem bewegen sich viele Menschen im Alltag zu wenig und verbrauchen nur wenig Energie. Wer die überschüssigen Kilos loswerden möchte, muss über einen langen Zeitraum weniger Kalorien zuführen, als benötigt werden. Ob man Kohlenhydrate oder Fett einspart, ist dabei unerheblich, denn es kommt auf die Gesamtmenge an Kalorien an. 

Doch mit Fasten oder einer (Null-)Diät allein ist das Abnehmen nicht möglich, denn der Körper passt sich an die verringerte Energiezufuhr an, reduziert den Stoffwechsel und baut Muskelgewebe statt Fett ab. Das kann man nur verhindern, indem man zusätzlich zur Diät Sport treibt oder zumindest auf ausreichend Bewegung achtet. 

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt daher eine langfristige Gewichtsabnahme. Pro Tag sollten nicht mehr als 300 bis 500 kcal eingespart und maximal ein halbes Kilogramm pro Woche abgenommen werden, ansonsten kann der Jo-Jo-Effekt die Diäterfolge schnell zunichtemachen. Für dauerhafte Erfolge sind eine Umstellung der Ernährung, eine Veränderung des Verhaltens und täglicher Sport oder Bewegung erforderlich.

Das Wichtigste in Kürze

  • Durch eine Ernährungsumstellung, eine Verhaltenstherapie und regelmäßige Bewegung kann man abnehmen und sein Gewicht dauerhaft halten.
  • Formuladiäten sind ein guter Einstieg in eine Diät, da man damit rasch Gewicht verliert und durch die vorgegebene Zusammensetzung keine Mangelerscheinungen auftreten.
  • Durch Lipasehemmer und Fettblocker werden die Fette im Darm schlechter resorbiert. Allerdings werden auch fettlösliche Vitamine und lipophile Arzneistoffe schlechter aufgenommen.

Zum Einstieg ein Shake

Vor allem bei Menschen mit Adipositas, das heißt einem BMI von 30 kg/m², sind Formuladiäten oder Abnehmshakes ein guter Einstieg und eine Motivationshilfe beim Abnehmen. Diese Shakes, die es von verschiedenen Anbietern gibt (z. B. Almased, Yokebe, Slimfast, Xlim) basieren alle auf demselben Prinzip. Anstatt einer normalen Mahlzeit wird ein kalorienarmer Shake verzehrt, man kann bis zu drei Mahlzeiten pro Tag ersetzen. 

Die Zubereitung der Formuladiät ist einfach, denn man muss nur eine vorgegebene Menge an Pulver mit Wasser oder Milch mischen und gegebenenfalls noch etwas Öl hinzufügen, das ist abhängig vom Produkt. Für die Zubereitung ist ein Shaker gut geeignet, es gibt jedoch auch Varianten für unterwegs, zum Beispiel verzehrfertig als Riegel. Das zubereitete Produkt wird anstatt einer normalen Mahlzeit langsam getrunken oder verzehrt, wobei man zwischen 200 und 400 kcal zu sich nimmt. 

Die Zusammensetzung von Formuladiäten wird in Deutschland von der Diätverordnung geregelt. Ebenso wie die erlaubte Kalorienzahl ist die Menge an Proteinen, der Fett- und Ballaststoffanteil vorgegeben, außerdem müssen Vitamine und Spurenelemente in einer für den täglichen Bedarf ausreichenden Menge enthalten sein. Unterschiede bestehen jedoch in der Art der Proteine (meist aus Soja oder Milch) und in der Art und Menge des zugesetzten Zuckers. Bestehen Unverträglichkeiten, sollte man darauf in der Beratung hinweisen.

Erst drei, dann zwei, dann eine

Wer rasch abnehmen möchte, kann unter ärztlicher Aufsicht mit einem dreistufigen Verfahren beginnen. Zunächst werden alle drei Hauptmahlzeiten durch je ein Abnehmshake ersetzt. Diese Phase darf maximal zwölf Wochen dauern. Im Anschluss ersetzt der Patient zwei Mahlzeiten durch Shakes und am Schluss nur noch eine. Die letzte Phase kann zur Gewichtserhaltung länger beibehalten oder bei Bedarf wieder begonnen werden. 

Vor allem wenn alle Mahlzeiten ersetzt werden, fällt das Gewicht rasch. Durch den Gewichtsverlust können sich Begleiterkrankungen wie erhöhte Blutzuckerwerte und eine Insulinresistenz bessern, da der Insulinbedarf sinkt. Vor allem zu Beginn der Diät kann es zu Unterzuckerungen kommen. Diabetiker sollten sich ärztlich überwachen lassen, denn es kann erforderlich sein, die Arzneimitteltherapie – insbesondere die Insulinmenge – anzupassen.

Vor- und Nachteile

Zu den Vorteilen der Formuladiäten zählen die schnellen Diäterfolge. Vorteilhaft ist, dass keine Mangelerscheinungen auftreten, was bei vielen anderen Diäten, bei denen die Kalorien ähnlich stark reduziert werden, nicht berücksichtigt wird. 

Die Durchführung der Diät ist extrem einfach, denn wer statt einer normalen Mahlzeit einen Abnehmshake trinkt, benötigt keine zusätzliche Zeit zum Einkaufen und Kochen. Das ist jedoch gleichzeitig ein Nachteil, denn man lernt bei dieser Ernährungsform nur wenig über gesunde Ernährung und ein besseres Essverhalten. Beides ist essenziell, um das Gewicht nach der Diät zu halten.

Hinzu kommt, dass die Produkte auf Dauer recht eintönig sind. Es sind zwar süße und herzhafte Varianten im Handel, doch viele wünschen sich „normales Essen“ mit festerer Konsistenz. Setzen Übergewichtige die Produkte ab und beginnen wieder wie vor der Diät zu essen, ist der Jo-Jo-Effekt vorprogrammiert. 

Trotz dieser Nachteile empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung Formuladiäten nach wie vor für Menschen mit einem BMI über 30 als Einstieg in eine Diät, da man mit ihnen rasch abnehmen kann.

Die Leitlinienempfehlung

Wer abnehmen will, kann auch Tabletten einnehmen, so verspricht es wenigstens die Werbung. Es gibt eine Vielzahl von Präparaten auf dem Markt, die längst nicht alle halten, was sie versprechen. Vor allem im Internet finden sich zahlreiche „schwarze Schafe“ mit nicht deklarierten, verbotenen Inhaltsstoffen von unseriösen Anbietern (mehr dazu erfahren Sie im Artikel auf Seite 70). 

Die Leitlinie für Adipositas aus dem Jahre 2014 empfiehlt als zusätzliche Therapie beim Abnehmen nur einen einzigen Wirkstoff, nämlich Orlistat (z. B. in Xenical, Orlistat Hexal). Dieser kann ab einem BMI von 30 beziehungsweise 28 bei zusätzlichen Risikofaktoren und/ oder Folgeerkrankungen eingesetzt werden.

Es gibt zwei Stärken, die niedrige (60 mg) ist verschreibungsfrei. Der Wirkstoff hemmt Lipasen, also Enzyme, die im Dünndarm die in der Nahrung enthaltenen Triglyceride aufspalten. Durch die Enzymhemmung werden diese nicht vollständig resorbiert, sondern ausgeschieden, was zu einem Gewichtsverlust führt. 

Orlistat sollte nicht häufiger als dreimal täglich zu den Hauptmahlzeiten eingenommen werden. Wird eine Mahlzeit ohne Fett verzehrt, kann auf die Einnahme der Tablette verzichtet werden. Als Nebenwirkungen können Blähungen, Fettstühle und Bauchschmerzen auftreten. Orlistat kann die Resorption von fettlöslichen Vitaminen, oralen Antikoagulanzien, Antiepileptika und anderen lipophilen Arzneistoffen verringern, daher sollten sich die Patienten vitaminreich ernähren und ihre Medikation gegebenenfalls überwachen lassen.

Wie erkläre ich es meinem Kunden?

  • „Dieser Shake wird anstelle einer Mahlzeit getrunken, er enthält deutlich weniger Kalorien.“
  • „Sie werden damit bestimmt schnell abnehmen, gleichzeitig sollten Sie sich regelmäßig bewegen, damit die Muskulatur nicht abgebaut wird.“
  • „Achten Sie bei dem Abnehmpräparat darauf, dass Sie sich ausgewogen ernähren wenn Sie zu viel Fett essen, kann das zu Magen-Darm-Problemen führen.“
  • „Dieser Fettbinder kann auch fettlösliche Vitamine binden, achten Sie auf eine vitaminreiche Ernährung.“

Fett wird gebunden

Ein physikalisches Wirkprinzip haben die Präparate Formoline L112, Formoline L112 Extra sowie Beavita Fettblocker. Die Inhaltsstoffe binden Fett, sodass es nicht mehr resorbiert werden kann. Formoline darf über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, Beavita Fettblocker nur maximal vier Wochen. Um abzunehmen, werden zweimal täglich zwei Tabletten zusammen mit mindestens 250 ml Wasser zu den fettreichsten Hauptmahlzeiten eingenommen. 

Da die Wirkstoffe Ballaststoffe sind, ist eine Trinkmenge von mindestens zwei Litern pro Tag wichtig, ansonsten kann es zu einer Obstipation kommen. Formoline darf bei chronischer Verstopfung nicht angewendet werden. Bei der Beratung ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Präparate nicht nur Fett, sondern auch fettlösliche Vitamine und lipophile Arzneistoffe teilweise binden. Nach der Einnahme der Fettblocker sollte bis zur Einnahme von Arzneimitteln mindestens vier Stunden gewartet werden.

Sättigungskapseln mit Ballaststoffen

Dass man durch die Einnahme schneller satt wird und deswegen weniger isst, versprechen zahlreiche Sättigungskapseln. Sie enthalten zum Beispiel den pflanzlichen Ballaststoff Glucomannan (z. B. in Megamax Sättigungskapseln, Xlim Aktiv Sättigungskapseln). Die Präparate werden mehrmals täglich vor den Mahlzeiten mit ein bis zwei Gläsern Wasser eingenommen. Glucomannan kann eine große Menge an Wasser binden, womit die schnellere Sättigung erklärt wird. 

Auch bei diesen Präparaten ist eine ausreichende Trinkmenge essenziell, da sie sonst bereits in der Speiseröhre quellen und stecken bleiben würden. Sie dürfen zudem nicht von Personen mit Schluckstörungen eingenommen werden. Auch wenn sich das Wirkprinzip plausibel anhört, war die Gewichtsabnahme in Studien nur gering. •

Ulrike Freese

Apothekerin, Fachjournalistin

Lüneburg

autor@ptaheute.de