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Antibiotika wirken gegen Viren – denken die Deutschen

Bild: contrastwerkstatt / Adobe Stock

Wogegen wirken Antibiotika? Ist diese Frage für PTA denkbar einfach, kämpfen viele Deutschen immer noch mit den Antwortmöglichkeiten: Waren es Bakterien oder doch Viren? Vielleicht aber auch beide Spezies – oder gar nichts? Zugegeben: PTA und Apotheker als Vergleichskollektiv bei medizinischen oder pharmazeutischen Fragestellungen ins Feld zu führen, ist sicherlich nicht ganz fair. Dennoch erstaunt, dass über die Hälfte der Deutschen die Antwort nicht weiß: Antibiotika helfen ausschließlich bei bakteriell bedingten Infektionen. Denn knapp 60 Prozent der Bundesbürger beantworten die Frage entweder falsch oder gestehen, gar keine Antwort parat zu haben. Bei Resistenzen scheint das Wissen wenig gefestigter: 28 Prozent halten hier die richtige Aussage, dass ein zu früh abgesetztes Antibiotikum beim nächsten Mal unter Umständen nicht mehr wirkt, für falsch. Diese erschreckenden Lücken zu Antibiotika hat eine repräsentative Telefon-Umfrage des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller (BAH) an 1000 Bundesbürgern vor kurzem offenbart.

Wissenslücken bei Antibiotika

Für die Frauen vielleicht ein kleiner Trost: Sie schneiden bei diesen Gesundheitsfragen besser ab als Männer. Immerhin die Hälfte der weiblich Befragten weiß, dass eine Behandlung mit Antibiotika nur bei bakteriellen Infektionen Sinn macht – bei den Männern schafft hingegen nur ein Drittel der Befragten diese richtige Zuordnung. Auch das Bildungsniveau der Umfrageteilnehmer macht einen Unterschied, ob die gegebene – oder getippte Antwort – richtig oder falsch ist. Nur ein Drittel der Befragten mit Hauptschulabschluss gibt richtigerweise an, dass Antibiosen ausschließlich Bakterien treffen. Bei Akademikern nehmen knapp 70 Prozent diese Hürde fehlerfrei.

Bei Antibiotika: restliche Tabletten nach Therapie wegwerfen

Dafür scheinen sich die Bundesbürger auch gern einmal – nach einer Eigendiagnose – selbst mit Antibiotika zu behandeln. Ob mit übrig gebliebenen Tabletten einer früheren Verordnung oder vom Nachbarn geborgt – das bleibt spekulativ. Aber der BAH erfuhr, dass immerhin zehn Prozent der Befragten auch bereits Antibiotika ohne aktuelle Verschreibung eingenommen haben und 25 Prozent der Umfrageteilnehmer gestanden, Antibiotika in ihrer Hausapotheke zu „horten“. Da der Hinweis „Bei Antibiotika immer die Packung zu Ende nehmen“ nicht mehr grundsätzlich zutrifft, sollten PTA und Apotheker ihren Patienten empfehlen, übrige Tabletten zu entsorgen. Das beugt Antibiotika-Missbrauch vor.

Bei Depressionen ist das Wissen auch dünn

Bei Depressionen sieht es beim fundierten Wissen der Deutschen nicht wirklich zuversichtlicher aus. Sind Antibiotika und deren falsche Einnahmen beispielsweise problematisch hinsichtlich Resistenzbildungen, machen Depressionen auf einer anderen Ebene Probleme: Denn kaum ein medizinisches Gebiet ist so von Scham seitens der Patienten gespickt wie depressive Erkrankungen. Noch immer klebt Depressionen ein gesellschaftlicher Makel an. Scham und assozierter gesellschaftlicher Makel – bedingen sich hier wohl unglücklich gegenseitig.

Die Unkenntnis bei medizinischen Themen ist offenbar kein Alleinstellungsmerkmal der Infektionskrankheiten und Antiinfektiva. Doch auch bei Depressionen glänzen die Bundesbürger nicht gerade mit Wissen, und ein Großteil outet sich als eher unwissend hinsichtlich Ursachen und Therapien depressiver Erkrankungen. Die Daten für diese Einschätzung zum Depressions-Unwissen der Deutschen hat jüngst eine Studie der Deutschen Depressionshilfe geliefert. Hier lautete der Grundtenor: Depressive Patienten sollten sich zusammenreißen – und Schokolade essen.