COVID-19-Impfung
Corona-Pandemie
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EU-Kommission lässt Impfstoff von Biontech/Pfizer zu: Auch die EU darf nun gegen COVID-19 impfen

Europa-Flagge neben Logos von Biontech und Pfizer
Die EU lässt den Impfstoff von Biontech/Pfizer zu. Damit darf auch in Europa gegen SARS-CoV-2 geimpft werden. | Bild: imago images / ZUMA Wire 

Auch in der EU darf fortan gegen COVID-19 geimpft werden. Knapp drei Wochen nachdem Großbritannien am 2. Dezember als weltweit erstes Land dem mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer eine Notfallzulassung erteilte, empfahl auch der Humanarzneimittelausschuss der EMA (CHMP, Committee for Medicines for Human Use) am 21. Dezember eine bedingte Zulassung von BNT162b2. Die Europäische Kommission reagierte schnell und ließ noch am selben Abend den ersten COVID-19-Impfstoff in der EU zu. Biontech/Pfizer werden den Impfstoff unter dem Handelsnamen Comirnaty® vermarkten, der neue Name von BNT162b2 ist Tozinameran. Geimpft werden darf Comirnaty® bereits ab einem Alter von 16 Jahren, eine Impfserie umfasst zwei Dosen (à 30 µg), die im Abstand von mindestens drei Wochen intramuskulär verabreicht werden.

Gut zu wissen: Woher der Arzneimittelname kommt

Der Name Comirnaty vereine laut Biontech die Wörter COVID-19, mRNA, Community (englisch für Gemeinschaft) und „Immunity“ (Immunität). Mit der Bezeichnung will das Unternehmen nach eigenen Angaben die erste Zulassung eines Impfstoffs auf Basis von Messenger-RNA hervorheben. Zudem solle der Name die gemeinschaftlichen Bemühungen unterstreichen, die diese Zulassung jetzt ermöglicht hätten.

COVID-19-Fälle mit und ohne Impfstoff

Die Zulassung von Comirnaty® stützt sich auf Daten einer großen klinischen, Beobachter-verblindeten und Placebo-kontrollierten Studie an etwa 44.000 Menschen, deren Ergebnisse jüngst im NEJM publiziert wurden. Daten zum Nachweis von Wirksamkeit und Sicherheit finden sich auch in der von der EMA veröffentlichten Produktinformation. Zum Nachweis der Wirksamkeit wurden 36.621 Teilnehmer ab zwölf Jahren ausgewertet, 18.242 hatten zwei Dosen BNT162b2 im Abstand von 21 Tagen erhalten, 18.379 Probanden erhielten stattdessen Placebo-Injektionen.

Die Studie hatte zwei primäre Endpunkte: Die Anzahl COVID-19-Fälle in der BNT162b2- und Placebogruppe, wenn die Teilnehmer vor Studienbeginn und während des Impfregimes keinen positiven serologischen oder Virusnachweis auf SARS-CoV-2 hatten (ohne vorherige SARS-CoV-2-Infektion) und die Anzahl COVID-19-Fälle in der BNT162b2- und Placebogruppe bei Probanden mit und ohne vorherige SARS-CoV-2-Infektion (bestimmt sieben Tagen nach Impfung der zweiten Dosis). Als sekundärer Endpunkt interessierte unter anderem, wie viele schwere COVID-19-Verläufe in der Impfstoffgruppe und in der Placebogruppe auftraten.

95 Prozent Impfwirksamkeit und weniger schwere Verläufe

Insgesamt traten 170 COVID-19-Fälle (frühestens sieben Tage nach der zweiten Dosis) auf: Acht COVID-19-Fälle gab es in der BNT162b2-Gruppe, 162 in der Placebo-Gruppe, woraus eine Impfeffektivität von 95 Prozent abgeleitet wird. Nach einer ersten Dosis konnte der Studie zufolge BNT162b2 zu 52 Prozent eine COVID-19-Erkrankung verhindern (39 Fälle in der BNT162b2-Gruppe, 82 unter Placebo im Zeitraum zwischen der ersten und zweiten Dosis). Auch konnte BNT162b2 mehr schwere Fälle an COVID-19 verhindern als Placebo: Von insgesamt zehn schweren COVID-19-Fällen traten neun unter Placebo auf, einen schweren Verlauf gab es in der BNT162b2-Gruppe.

Innerhalb der Gruppe aus Probanden mit und ohne vorherige SARS-CoV-2-Infektion wurden neun COVID-19-Fälle in der BNT162b2-Gruppe und 169 Fälle in der Placebo-Gruppe beobachtet, was einem Impfschutz von 94,6 Prozent entspricht (zweiter primärer Endpunkt). Der EMA zufolge traten keine zusätzlichen Nebenwirkungen bei den 545 Personen auf, die Comirnaty® in der Studie erhielten und zuvor COVID-19 hatten.

Impfschutz setzt früh ein

Zwölf Tage nach der ersten Dosis begann die kumulative Inzidenz von COVID-19-Fällen unter Placebo- und Impfstoffempfängern abzuweichen, was auf ein frühes Einsetzen einer teilweise schützenden Wirkung hinweise, erklärten die Wissenschaftler im NEJM.

Auch Patienten mit Vorerkrankungen eingeschlossen

Eingeschlossen waren auch Teilnehmer mit vorbestehender Erkrankung, wenn diese stabil eingestellt war, das bedeutet: In den letzten sechs Wochen vor Aufnahme in die Studie gab es keine signifikante Änderung in der Therapie, auch durfte kein Krankenhausaufenthalt aufgrund einer Verschlechterung der Krankheit vonnöten gewesen sein. Die Studie berücksichtigte demnach auch HIV-Patienten und Patienten mit Hepatitis-B- oder -C-Infektion, so die Infektion stabil war. Wurden die Teilnehmer gegen Influenza geimpft, so musste vor und nach der Grippeimpfung ein Mindestabstand von 14 Tagen eingehalten werden.

Keine Unterschiede aufgrund von Vorerkrankungen

Vorerkrankungen scheinen die Wirksamkeit der Vakzine nicht zu beeinträchtigen. Laut den Daten der EMA gab es keine bedeutsamen klinischen Unterschiede in der Gesamtwirksamkeit des Impfstoffs bei Teilnehmern, die aufgrund von Vorerkrankungen ein erhöhtes Risiko für eine schwere COVID-19-Erkrankung hatten – Asthma bronchiale, chronische Lungenerkrankung, Body-Mass-Index (BMI) ≥ 30, Diabetes mellitus oder Bluthochdruck.

Nebenwirkungen: Schmerzen an der Injektionsstelle, Müdigkeit und Kopfschmerzen

Die häufigsten unerwünschten Wirkungen bei Teilnehmern ab 16 Jahren waren Schmerzen an der Injektionsstelle (> 80 Prozent), Müdigkeit (> 60 Prozent), Kopfschmerzen (> 50 Prozent), Muskelschmerzen und Schüttelfrost (> 30 Prozent), Gelenkschmerzen (> 20 Prozent), Fieber und Schwellungen an der Injektionsstelle (> 10 Prozent). Die Beschwerden waren in der Regel leicht oder mäßig ausgeprägt und klangen innerhalb weniger Tage nach der Impfung ab. Tendenziell traten bei Älteren weniger Nebenwirkungen auf als bei Jüngeren.

Während des bisherigen Sicherheitsnachbeobachtungszeitraums wurde eine akute periphere Gesichtslähmung (Fazialisparese, Bell`s Palsy) bei vier Teilnehmern in der Impfstoffgruppe berichtet (Beginn der Beschwerden Tag 37 nach Dosis 1 und an den Tagen 3, 9 und 48 nach Dosis 2). In der Placebogruppe hingegen wurden keine Fälle von Fazialisparese berichtet. Auch in der Studie von Moderna zu mRNA-1273 kam es zu drei Fällen von Gesichtslähmung nach Impfstoffgabe, dort wurde auch ein Fall in der Placebogruppe berichtet.

Den Studienergebnissen im NEJM zufolge kam es zu zwei Todesfällen in der BNT162b2-Gruppe und vier Todesfällen in der Placebogruppe, keiner der Todesfälle wurde von den Prüfärzten jedoch in Zusammenhang mit der Impfung von BNT162b2 oder Placebo gebracht.

Überempfindlichkeit und Anaphylaxie

Die Produktinformationen zu Tozinameran in Comirnaty® informieren auch zu Überempfindlichkeitsreaktionen und Anaphylaxie. Aus den USA und Großbritannien wurden bereits Fälle von allergischen Reaktionen auf eine Impfung mit BNT162b2 berichtet. Aus diesem Grund sollte eine geeignete medizinische Behandlung und Überwachung für den Fall einer anaphylaktischen Reaktion nach der Verabreichung des Impfstoffs bereit stehen. Nach der Impfung wird eine engmaschige Beobachtung für mindestens 15 Minuten empfohlen. Eine zweite Dosis des Impfstoffs sollte nicht verabreicht werden, wenn Personen auf die erste Dosis von Comirnaty® anaphylaktisch reagierten.

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