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Gewittergefahr in Deutschland: Potz Blitz! So wirken Gewitter auf die Gesundheit

Blitze über Hessen
Gewitter in Deutschland: Neben Überflutungen und Sturmschäden gab es auch zahlreiche Blitze, wie unter anderem in Hessen. Dort wurden über dem Rhein-Main-Gebiet 25.289 Blitze registriert. | Bild: IMAGO / Bernd März

Erneut sind schwere Gewitter über Deutschland gezogen – in Hessen mit Starkregen und tausenden Blitzen im Gepäck. Die hr-Wetterredaktion meldete am vergangenen Mittwochabend zwischen 20:00 Uhr und 23:00 Uhr Regenmengen von bis zu 60 Litern pro Quadratmeter, wie etwa am Frankfurter Flughafen. In Raunheim bei Groß-Gerau kamen innerhalb von zwei Stunden etwa 58 Liter pro Quadratmeter runter. Teilweise fielen diese Regenmengen auch innerhalb von 20 bis 30 Minuten. 

Neben Starkregen zogen auch Donner und zahlreiche Blitze am Nachthimmel auf. Die Meteorologen registrierten gestern über dem Rhein-Main-Gebiet 25.289 Blitze im Zeitraum von 20:40 Uhr bis 21:40 Uhr. Als Vergleich: Im Jahr 2022 wurden in ganz Hessen 11.566 Blitze gemessen.

Gewitter als gesundheitliches Risiko

Die vermehrt aufkommenden Gewitter sind auch ein zunehmendes Gesundheitsrisiko für die Menschen. Das zeigte sich z. B. am vergangenen Montag, als ein Blitz in ein Wohnhaus in Bisingen einschlug. Die Feuerwehr konnte den Brand löschen und die Bewohner des Hauses konnten sich rechtzeitig unverletzt ins Freie begeben. 

Die Wahrscheinlichkeit, dass man von einem Blitz getötet wird, steht bei etwa eins zu 20 Millionen. Wird ein Mensch vom Blitz direkt getroffen, steigt die Spannung am Körper auf einige 100.000 Volt an. Dennoch überleben Menschen immer wieder solche Ereignisse. 

Dies ist dem Effekt zu verdanken, dass der größte Teil des Blitzstroms nicht durch den Körper hindurchfließt, sondern auf der Körperoberfläche abfließt. Welche gesundheitlichen Schäden der Betroffene erleidet, hängt davon ab, wo am Körper der Blitz einschlägt.

Mehr Bluthochdruck und chronische Schmerzen

Meistens verursacht der Blitzstrom an den Ein- und Austrittsstellen auf der Haut Verbrennungen ersten bis dritten Grades. Überall im Körper, wo der Strom den Körper durchfließt, drohen Nerven- und Muskellähmungen. In der Regel verschwinden sie nach Stunden oder Tagen ohne Folgeschäden. 

Häufig kommt es zu Seh- und Gehörstörungen sowie zu Bewusstseinsstörungen. Ebenso treten Blutdruckerhöhungen auf. Diese können über Monate anhalten. Fließt der Strom durchs Gehirn, drohen Hirnschädigungen und Schäden am Zentralnervensystem. Lebensgefährlich wird es bei Atemstillstand und wenn der Strom unmittelbar auf das Herz wirkt. Dann sind dauerhafte Herzschädigungen, Kammerflimmern und Herzstillstand möglich. 

Manche Schäden zeigen sich erst Tage oder Monate nach dem Ereignis. Zu solchen Spätfolgen von Blitzunfällen zählen etwa chronische Schmerzen, Bluthochdruck und Beeinträchtigung des Erinnerungsvermögens.

Gut zu wissen: Richtiges Verhalten bei Gewitter

  • Am besten sucht man ein festes Gebäude auf. Auch im geschlossenen Auto ist man geschützt. Aber: Runter vom Fahrrad und vom Motorrad! Raus aus dem Schwimmbad und weg von Gewässern!
  • Nicht der höchste Punkt in der Umgebung sein! Unbedingt zu meiden sind außerdem allein stehende Bäume, hohe Türme und hölzerne Masten. Schlägt der Blitz hier ein, kann es nicht nur zu Bränden oder Explosionen kommen, sondern auch zum Blitzüberschlag. Hierbei springt der Strom auf den Menschen über.
  • Überschläge sind auch zwischen Personen möglich. Deshalb sollte man nicht in einer Gruppe mit anderen Menschen Schutz suchen. Zu anderen Menschen – auch den eigenen Kindern – sowie dem Hund sollte man einen Mindestabstand von einem Meter, besser drei Metern, einhalten.
  • Am besten kauert man sich einzeln in eine Bodenmulde. Dazu in die Hocke gehen, Füße geschlossen halten, die Arme um die Knie legen und den Kopf darauf legen.
  • Die Füße müssen ganz eng beieinander stehen, um eine Schrittspannung zu vermeiden. Bei einem Blitzschlag breitet sich Strom von der Einschlagstelle ausgehend in alle Richtungen im Boden aus. Dann kann eine Schrittspannung auftreten, wenn eine Person die Füße auseinander stehen hat. Dies ist in bis zu circa 30 Metern Entfernung vom Einschlagspunkt möglich.
  • Schutz bieten Metallmasten, wenn man ein bis drei Meter Abstand davon hält, aber höchstens so viel, wie der Mast hoch ist, abzüglich der eigenen Körpergröße. Hierbei unbedingt Füße eng aneinanderstellen.
  • Die Gewittergefahr ist erst vorbei, wenn eine halbe Stunde lang kein Donner mehr zu hören war.

Wo es häufiger blitzt

Im Jahr 2022 ging die Zahl der Blitzeinschläge in Deutschland deutlich zurück, um fast die Hälfte des Vorjahreswerts, und zwar auf rund 242.000. Die meisten Blitze finden innerhalb der Wolken statt, die für uns gefährlichen Erdblitze sind seltener. Am häufigsten schlugen Blitze 2022 im Süden ein: Das bayerische Kempten verzeichnete laut Siemens-Dienst mit 2,45 Einschlägen pro Quadratkilometer die bundesweit höchste Blitzdichte.

Übrigens: In Süddeutschland gewittert es häufiger als in Norddeutschland und in höheren Lagen häufiger als im Flachland. Insbesondere im Monat Juli ist die Gewitterneigung erhöht.

Wie weit das Gewitter entfernt ist

Um abschätzen zu können, wie weit ein Gewitter entfernt ist, macht man sich die Schallgeschwindigkeit zunutze (300 Meter pro Sekunde). Der Donner benötigt für einen Kilometer drei Sekunden. Zählt man daher die Sekunden zwischen Blitz und Donner und teilt diese durch drei, weiß man die ungefähre Entfernung in Kilometern. Bei weniger als neun Sekunden besteht Lebensgefahr. Dann muss man unbedingt Schutz suchen. Quellen: VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V; Deutscher Wetterdienst (DWD); Tagesschau.de