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Unsteril? Muss man Wasser für die Nasendusche abkochen?

Besser kein Leitungswasser? Was ist richtig und wichtig bei der Anwendung von Nasenduschen? | Bild: Dan Race / Adobe Stock

Viele Allergiker schwören darauf, und auch Patienten mit chronischer Rhinosinusitis wird sie empfohlen: die Nasendusche. Das Wasser zur Zubereitung der Nasenspüllösung muss mindestens Trinkwasserqualität haben, heißt es in der Packungsbeilage eines gängigen Präparats. Nur bei bestimmten Patienten, zum Beispiel solchen mit cystischer Fibrose oder Frischoperierten in den ersten drei Tagen nach der OP, könne die Verwendung von sterilem oder abgekochtem Wasser notwendig sein, steht dort weiter. Laut einem aktuellen Artikel in der Ärztezeitung könnte es aber grundsätzlich empfehlenswert sein, entkeimtes Wasser zu verwenden. 

Der Übeltäter ist eine Amöbe namens Naegleria fowleri

Hintergrund sind Berichte über tödlich verlaufene primäre Amöben-Meningoenzephalitiden nach Nasenspülungen. Verursacht werden sie durch Naegleria fowleri – eine Wasseramöbe, die in Süßwasserseen vorkommt, speziell während der warmen Monate, aber auch in Biofilmen in Wasserleitungen zu finden ist. Bekannte Risikogebiete sind die USA, Australien, aber auch Frankreich. Das Protozoon hat eine vergleichsweise geringe Infektiosität. Gelangen die Einzeller in die Augen, kommt es zur sklerosierenden Keratitis. Wird kontaminiertes Wasser eingeatmet, gelangt Naegleria entlang von Nervenbahnen in das zentrale Nervensystem und löst eine Amöben-Meningoenzephalitis aus.

Das RKI BERICHTETE 2015 IM EPIDEMIOLOGISCHEN BULLETIN über diese Amöben und erwähnte in diesem Zusammenhang unter Berufung auf die amerikanische Seuchenschutzbehörde auch die Gefahr durch kontaminierte Nasenspüllösungen. Die US-amerikanische Aufsichtsbehörde FDA empfiehlt mittlerweile, entweder destilliertes Wasser oder drei bis fünf Minuten lang abgekochtes Leitungswasser zu verwenden. Alternativ könne man das Wasser auch filtrieren, heißt es bei der FDA – Porengröße 1 µm.

Welche Entkeimungsmethode ist die beste?

Allerdings scheinen nicht alle Methoden gleich gut zu funktionieren. Die Ärztezeitung zitiert eine Untersuchung, die genau diese Frage beantworten sollte – „Was taugt welche Entkeimungsmethode?“ In dieser Untersuchung versetzten Wissenschaftler der University of Mississippi in Jackson steriles Wasser mit verschiedenen Keimen – die meisten davon Bakterien, nämlich Staphylococcus aureus, Pseudomonas aeruginosa, Moraxella catharralis, Acinetobacter baumannii, Klebsiella pneumoniae, Legionella pneumophila sowie der Amöbe Naegleria fowleri. Dann testeten sie drei Methoden zur Entkeimung: einen Kohlenwasserstofffilter, UV-Bestrahlung und Abkochen.

Am schlechtesten schnitt dabei der Filter ab, der in der Untersuchung die Keimzahl lediglich reduzierte. Somit ist das Wasser per Definition nicht steril, denn das bedeutet die Abwesenheit von vermehrungsfähigen Keimen. Dies war nach der UV-Bestrahlung mit einem speziellen Gerät gewährleistet, aber auch nach fünfminütigem Abkochen.

Beratung in der Apotheke

Sollte man nun in der Apotheke jedem empfehlen, das Wasser sicherheitshalber abzukochen, bevor man es für die Nasendusche verwendet? Berichte aus Deutschland über tödliche Naegleria fowleri-Infektionen gibt es bislang nicht. Schaden tut es sicherlich nicht, und für bestimmte Patienten empfiehlt es die Packungsbeilage ja ohnehin. Kocht man das Wasser ab, ist zu bedenken, dass es laut Packungsbeilage zur Herstellung der Spüllösung nicht wärmer als 50 °C sein darf, am besten ist handwarmes Wasser. Wem das zu lästig ist, der kann alternativ steriles Wasser aus der Apotheke zur Herstellung der Spüllösung oder gleich fertige isotone Kochsalzlösung zum Spülen verwenden. Therapieoption bei einer Infektion mit der Amöbe ist übrigens FDA-Angaben zufolge eine hochdosierte systemische und intrathekale Gabe von Amphotericin B in Kombinationen mit Miconazol, Rifampicin und Miltefosin (p. o.) sowie mit Dexamethason, Fluconazol und Chloramphenicol (systemisch und intrathekal) können versucht werden. Allerdings ist wegen des fulminanten Verlaufes, wie das RKI schreibt, eine rechtzeitige und damit effiziente Therapie bisher nur äußerst selten gelungen.