Tierisches Beratungswissen

Auch Tierhalter suchen immer wieder öffentliche Apotheken auf, um nach Rat für ihre Vierbeiner zu fragen. In dieser Serie werfen wir daher einen Blick auf gängige Beschwerden, unter denen Hund, Katze und Co. immer wieder leiden.
Titelbild: chendongshan / AdobeStock

5 min merken gemerkt Artikel drucken

Dysbiose bei Hunden und Katzen erkennen

Hund liegt mit müdem Blick auf dem Boden
Bei Hunden und Katzen kann ein Ungleichgewicht der Bakterienverteilung im Darm vorliegen, die Rede ist dann von einer Dysbiose. | Bild: Seventyfour / AdobeStock

Der Darm ist der Sitz der Gesundheit, nicht nur beim Menschen, sondern auch bei seinen tierischen Begleitern. Das Mikrobiom besteht aus Bakterien, Viren, Pilzen und anderen Mikroorganismen, die entscheidend zur Verdauung, Nährstoffsynthese und Immunabwehr beitragen. Die Aufgabe dieser Keime innerhalb des Darms ist vor allem die Aufschlüsselung der Nährstoffe, die durch die körpereigenen Enzyme bei der Verdauung nicht verarbeitet werden. 

Wie beim Menschen kann es auch bei Haus- und Nutztieren vorkommen, dass sich die Bakterienverteilung im Darm verändert und eine Dysbiose entsteht.

Gut zu wissen: Was ist eine Dysbiose?

Im Darm lebt eine Vielzahl von Bakterien, die auf den Körper gesundheitsfördernd wirken und bei der Verdauung helfen. Außerdem schützen sie den Darm vor möglichen Infektionen, indem sie Krankheitserreger fernhalten und den pH-Wert aufrechterhalten. 

Wird das Verhältnis der Darmflora durch bestimmte Einflüsse gestört, verändert sich diese und man spricht von einer Dysbiose. 

Bakterienvielfalt: Mikrobiom von Mensch und Tier unterscheidet sich

Der Darm von Hunden und Katzen ist von über 500 verschiedenen Arten von Darmbakterien besiedelt. Dabei gibt es einige artspezifische Unterschiede in der Bakterienzusammensetzung einerseits zum Menschen und andererseits zu anderen Tierarten. 

Bestimmte Bakterienarten, die beim Menschen als gesund gelten, sind bei Tieren nicht immer in gleicher Weise vertreten oder relevant. Allgemein betrachtet ist das Mikrobiom von Tieren noch weitaus weniger untersucht als das des Menschen, weshalb zukünftig großer Forschungsbedarf besteht.

Auslöser einer Dysbiose bei Hund und Katze

Bei Hunden und Katzen ist das Mikrobiom hochindividuell und wird durch verschiedene Einflüsse geprägt. Eine Dysbiose entsteht immer dann, wenn die normale Zusammensetzung des Mikrobioms gestört ist. 

Ursachen sind beispielsweise

  • Unverträglichkeiten gegen Futterinhaltsstoffe,
  • Allergien,
  • Alter des Tieres,
  • Medikamente (z. B. Antibiotika),
  • Ernährungsfehler wie plötzliche Nahrungsumstellung oder ein Futterüberangebot,
  • Infektionen z. B. durch Bakterien oder Parasiten sowie
  • Erkrankungen der Stoffwechselorgane, z. B. Magen, Leber und Bauchspeicheldrüse.

Dysbiose: Typische Symptome bei Hund und Katze

Eine Dysbiose tritt häufig in Zusammenhang mit anderen Ursachen auf und kann sich in einer Vielzahl von Symptomen darstellen. Dazu gehören beispielsweise

  • Verdauungsstörungen wie Durchfall und Koliken,
  • Juckreiz mit häufigem Putzen bestimmter Körperstellen,
  • sichtbare Fellveränderungen,
  • übermäßige Müdigkeit und Antriebslosigkeit,
  • Appetitlosigkeit,
  • häufige Infekte sowie 
  • das Fressen von Erde oder Kot.

Diese Symptome sollten immer zuerst mit einem Tierarzt abgeklärt werden, um mögliche Auslöser zu erkennen und zu therapieren. Eine frühzeitige Linderung der Beschwerden trägt maßgeblich dazu bei, dass das Tier nicht unnötig darunter leidet. Dies gilt auch bei Beschwerden, die trotz Behandlung wiederkehren oder sich verschlimmern. 

Neben Laboruntersuchungen wird in einigen Fällen auch eine Stuhlanalyse durchgeführt, die Hinweise auf eine gestörte Darmbarriere und eine Dysbiose geben kann.

Bei Dysbiose: Probiotika mit speziellem Bakterienstamm geeignet

Um die normale Funktion und Zusammensetzung des Darmmikrobioms wieder herzustellen, ist der Einsatz von Probiotika anzuraten. 

Die gängigen Produkte aus der Apotheke enthalten neben präbiotischen Zusätzen in der Regel den Bakterienstamm Enterococcus faecium DSM 10663/NCIMB 10415. Dieser gilt als einer der am besten untersuchten probiotischen Stämme für Tiere, insbesondere für Hunde und Katzen.

Der Bakterienstamm zeigt positive Wirkung bei Durchfällen, auf die Funktion des Immunsystems und wirkt einer fortschreitenden Gewichtsreduktion entgegen. Außerdem stärkt er die Darmbarriere und unterstützt andere nützliche Bakterien beim Wachstum, weshalb er zur Behandlung einer Dysbiose zu empfehlen ist. 

Enthalten ist E. faecium z. B. in Omni-Biotic Cat & Dog (in Kombination mit Lactobacillus acidophilus Cect 4529), Canikur® Pro und Symbio pet® Dog.

Darmgesunde Futtermittel: Gut verträglich und ballaststoffreich

Besteht nach dem Besuch beim Tierarzt der Verdacht auf eine Futtermittelallergie bzw. -unverträglichkeit, sollte in der Praxis zur Stabilisierung der Darmflora ein speziell dafür konzipiertes diätisches Futter ausgewählt werden.

Hunde und Katzen, die keine Allergie oder Unverträglichkeit aufzeigen, sollten regelmäßig mit leicht verdaulichen präbiotisch wirksamen Lebensmitteln gefüttert werden. Dazu gehören beispielsweise gekochte und pürierte Karotten, Kürbis, Pastinake oder Süßkartoffeln. Auch abgekühlte Kartoffeln oder Milchprodukte wie körniger Frischkäse unterstützen das Darmmikrobiom.

Neue Lebensmittel sollten immer langsam in die Ernährung von Tieren integriert werden, da einige sehr empfindlich mit Magen-Darm-Beschwerden auf eine abrupte Umstellung reagieren können. 

Die physiologische Darmflora kann der Tierhalter auch mit der Gabe von Bierhefe unterstützen (z. B. Bierhefe Vet HK von Prodoca), die man auch nach dem Abklingen der Beschwerden zur Gesunderhaltung in regelmäßigen Abständen geben kann. Quellen:
- https://www.advancesinsmallanimalcare.com/article/S2666-450X(24)00006-3/fulltext
- https://www.purinainstitute.com/de/centresquare/therapeutic-nutrition/intestinal-dysbiosis-in-dogs-and-cats
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25213026/
 

Zurück