Auge

Der Mensch ist ein visuelles Wesen, weshalb gutes Sehen und gesunde Augen sehr wichtig sind. Umwelteinflüsse, Erkrankungen und Genetik können das Sinnesorgan jedoch beeinträchtigen. In diesem Wissen am HV erfahren Sie, welche Tipps Sie Ihren Kunden zu Problemen wie Trockenheit, Gerstenkorn und mehr in der Beratung mitgeben können.

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Gerstenkorn: Wie es entsteht und behandelt wird

weibliches Auge mit Gerstenkorn am inneren Lidrand
Ein Gerstenkorn wird durch Bakterien erzeugt. | Bild: TeamDF / AdobeStock

Ein Gerstenkorn (Hordeolum) tritt typischerweise plötzlich auf. Charakteristisch ist eine akute, teils eitrige Entzündung der Liddrüsen, die entweder äußerlich im Bereich der Lidkanten und Wimpern oder auf der Lidinnenseite auftritt. 

Während die externe Variante die Zeis-Drüsen betrifft, geht die interne Entzündung von den Meibomschen Drüsen aus. Meist bildet sich vor dem Gerstenkorn eine Lidrandentzündung aus, die in der Regel durch bakterielle Erreger wie Staphylokokken verursacht wird. Innerhalb weniger Tage entsteht ein Abszess, der als gelblicher Punkt in der Mitte einer Schwellung erkennbar ist.

Gerstenkorn: Welche Symptome treten auf?

Im Beratungsgespräch schildern die Kunden häufig klassische Entzündungsanzeichen am Augenlid. Dazu gehören

  • Rötung,
  • Schwellung,
  • Schmerzen,
  • Fremdkörpergefühl,
  • Licht- und Berührungsempfindlichkeit sowie
  • ein unangenehmes Druckgefühl.

Leidet der Kunde an einem Gerstenkorn auf der Lidinnenseite, sind die Schmerzen meist deutlich stärker ausgeprägt. Das Eiterbläschen ist nicht immer zwingend erkennbar, insbesondere dann, wenn die Infektion gerade erst begonnen hat. 

Wann mit einem Gerstenkorn zum Arzt?

Sind die Symptome nicht eindeutig oder verteilt sich die Entzündung über das gesamte Augenlid bzw. darüber hinaus, sollte immer ein Besuch beim Hausarzt oder Augenarzt angeraten werden. Dies dient der Abgrenzung anderer Augenerkrankungen. Weitere Auslöser für die Beschwerden können Wundrosen, Phlegmonen oder auch Allergien sein.

Fehlen typische Entzündungsanzeichen und schildert der Kunde zwar ein Spannungsgefühl, aber keine Schmerzen, könnte es sich um ein Hagelkorn (Chalazion) handeln. Dieses kann sich als Folge eines Gerstenkorns entwickeln und ist nicht mehr infektiös. 

Die Knötchenbildung schreitet langsam voran und muss in den meisten Fällen, insbesondere bei starkem Druckgefühl, chirurgisch entfernt werden. Generell sollten feste Knoten ohne Entzündungszeichen im Bereich der Augen immer augenärztlich abgeklärt werden.

Bildet sich das Gerstenkorn trotz bereits eingeleiteter Maßnahmen nicht innerhalb von drei Tagen langsam zurück oder tritt es zum wiederholten Male auf, sollte der Kunde immer an den Arzt verwiesen werden.

Selbstmedikation bei Gerstenkorn mit desinfizierenden Augensalben

Ein Gerstenkorn kann im Rahmen der Selbstmedikation behandelt werden. Eingesetzt werden entzündungshemmende und desinfizierende Augensalben, die den Heilungsprozess beschleunigen und die Ausbreitung der Bakterien verhindern. Die Kunden sollten außerdem das Gerstenkorn nicht ausdrücken, da sich die Infektion so zusätzlich verschlimmert.

Das Antiseptikum Bibrocathol (z. B. Posiformin® 2 % Augensalbe) wirkt desinfizierend sowie zusammenziehend und wird drei- bis fünfmal täglich mit einem Wattestäbchen auf das Gerstenkorn und umliegende entzündete Lidbereiche aufgetragen. 

Alternativ und bei innerem Gerstenkorn sollte ein 0,5 cm langer Strang der Salbe in den unteren Bindehautsack eingebracht werden. Der Wirkstoff ist gut verträglich und kann bei Kindern und Erwachsenen angewendet werden.

Ergänzend: Wärmeanwendungen bei Gerstenkorn

Als Ergänzung und bei leichter Symptomatik können Wärmeanwendungen empfohlen werden. Diese erfolgen trocken mithilfe von Rotlicht oder Kompressen (z. B. Posiforlid® Augenmaske, Blepha Eyebag®), die auf die Augen aufgelegt werden. 

Die Wärme beschleunigt die Ausreifung des Abszesses, wodurch der Heilungsprozess verbessert wird und sich die verstopften Poren einfacher öffnen können. Lokale Wärmeanwendungen am Augenlid zeigen eine gute Wirksamkeit, da die Haut in diesem Bereich besonders dünn ist.

Von einer feuchten Behandlung wird abgeraten, da es aufgrund des feuchtwarmen Milieus zur Ausbreitung der Bakterien kommen kann oder Reizungen bzw. allergische Reaktionen (z. B. durch Kamillenextrakt) zu erwarten sind. Die Wärmeanwendung sollte angenehm warm sein und zwei- bis dreimal täglich für fünf bis zehn Minuten durchgeführt werden.

Gut zu wissen: Was ist bei der Anwendung von Augensalben zu beachten?

Bei Produkten, die zur Anwendung am Auge konzipiert sind, sollte immer die kurze Haltbarkeit nach Anbruch des Produktes beachtet werden. 

Viele Salben dürfen nicht länger als vier Wochen im Augenbereich angewendet werden, einige sogar höchstens eine Woche. 

Die Kunden sollten sich das Anbruchsdatum auf der Verpackung notieren und das angefangene Produkt nach der Ausheilung des Gerstenkorns nicht mehr als „Vorrat“ aufheben.

Augensalben können zudem kurzzeitig das Sehvermögen schleierartig beeinträchtigen, was je nach Art der Salbe nach einiger Zeit von allein verschwindet. 

Verwendet der Kunde, beispielsweise aufgrund einer anderen Erkrankung, zusätzlich Augentropfen, sollte ein Mindestabstand von 15 Minuten zwischen den Applikationen eingehalten werden, wobei die Salbe immer als Letztes kommt.

Gerstenkorn: Lidrandpflege zur Vorbeugung einer erneuten Infektion

Sollten nach einem bereits überstandenen Gerstenkorn erneut erste Entzündungsanzeichen am Auge auftreten, ist zur Rezidivprophylaxe eine intensive Lidrandpflege empfehlenswert. 

Pflegende Augensalben mit Dexpanthenol (z. B. Bepanthen® Augen- und Nasensalbe, Corneregel® Augengel) halten den Lidrand geschmeidig und beugen einer Verstopfung der Lidranddrüsen vor. 

Außerdem können Wärmeanwendungen, spezielle Reinigungstücher (z. B. Blephaclean® Reinigungskompressen) oder befeuchtende Augensprays (z. B. Tears again® Sensitive) die Entstehung eines Gerstenkorns verhindern. Literatur:
Lennecke, Hagel, Selbstmedikation für die Kitteltasche, 7. Auflage, 2021, Deutscher Apotheker Verlag
https://augeninfo.de/leit/leit10.pdf
https://www.deutschesapothekenportal.de/download/public/beratungsleitfaeden/dap_beratungsleitfaden_gerstenkorn.pdf
https://europe.ophthalmologytimes.com/view/shining-new-light-on-ocular-surface-care-low-level-light-therapy-for-dry-eye-disease-and-chalazion
https://www.gelbe-liste.de/krankheiten/gerstenkorn#Therapie
 

Gut zu wissen: In schweren Fällen Antibiotika nötig

In einigen Fällen ist eine antibiotische Behandlung des Gerstenkorns notwendig. Zur lokalen Anwendung am Auge werden Augensalben mit den Wirkstoffen Gentamycin, Erythromycin oder Fusidinsäure verordnet. 

Bei Patienten mit einem geschwächten Immunsystem, mit schwerer Symptomatik oder ersten Anzeichen einer Ausbreitung in Richtung Augenhöhle ist manchmal eine Therapie mit oralen Antibiotika (z. B. Cephalosporine wie Cefpodoxim) in Erwägung zu ziehen. 

Ein starker Spannungsschmerz kann zusätzlich eine Entleerung des Gerstenkorns durch einen Arzt erforderlich machen.

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