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Was hilft bei Hämorrhoiden?

Ein Hämorrhoidalleiden ist sehr unangenehm und kann je nach Ausmaß die Lebensqualität negativ beeinflussen.
Kunden verlangen in der Apotheke häufig etwas gegen ihre „Hämorrhoiden“, wobei dieser Ausdruck fachlich nicht ganz korrekt ist, denn unter Hämorrhoiden versteht man bei jedem Menschen vorhandene Gefäßpolster, die sich im Enddarm befinden. Sie liegen ringförmig vor dem Schließmuskel des Afters und sorgen im Zusammenspiel dafür, dass der Stuhl nicht unkontrolliert entweicht. Dafür füllt sich das Gefäßpolster mit Blut und schwillt an, was eine Abdichtung zur Folge hat. Beim Stuhlgang entleeren sich dann auch die Schwellkörper.
Im gesunden Zustand machen Hämorrhoiden keine Beschwerden. Problematisch wird es erst, wenn sich das Gefäßpolster krankhaft vergrößert oder entzündet und klinische Symptome verursacht. Man spricht dann von einem Hämorrhoidalleiden.
Hämorrhoidalleiden: Juckreiz und Blutungen sind typisch
Je nach Schweregrad der Erkrankung treten bei einem Hämorrhoidalleiden Symptome wie
- hellrote Blutungen beim Stuhlgang,
- Juckreiz,
- nässende und gereizte Haut,
- Schmerzen bei der Darmentleerung,
- Druckempfindlichkeit sowie
- Brennen auf.
Die nach außen getretenen Hämorrhoiden können dazu führen, dass der Stuhl nicht mehr richtig im Enddarm gehalten wird, was sich auch an Stuhlschmieren und verschmutzter Unterwäsche zeigt.
Hämorrhoiden: Schwaches Bindegewebe und Verstopfung als Risikofaktoren
Die 2019 veröffentlichte S3-Leitlinie „Hämorrhoidalleiden“ stuft die Erkrankung in westlichen Industrienationen als „sehr häufig“ ein, wobei sich lediglich etwa vier Prozent der Patienten deswegen ärztlich behandeln ließen.
Frauen und Männer treffen die Beschwerden mit gleicher Häufigkeit, auch geht man davon aus, dass mehr als die Hälfte aller Menschen im Laufe ihres Lebens mindestens einmal Beschwerden mit den Hämorrhoiden haben. Neuen Untersuchungen zufolge scheint eine genetische Vorbelastung eine Rolle zu spielen.
Häufig erkranken Personen mit einem schwachen Bindegewebe eher an einem Hämorrhoidalleiden, was auch erklärt, warum insbesondere Frauen in der Schwangerschaft sowie ältere Personen oft davon betroffen sind. Tätigkeiten, die hohen Druck auf die Muskeln im Enddarm ausüben, können vergrößerte Hämorrhoiden und deren Heraustreten zusätzlich begünstigen.
Eine chronische Verstopfung stellt einen weiteren Risikofaktor dar, da beim Stuhlgang durch starkes Pressen das Heraustreten der Hämorrhoiden begünstigt wird. Eine Obstipation wird unter anderem durch Bewegungsmangel, eine geringe Trinkmenge und eine ballaststoffarme Ernährung begünstigt.
Gut zu wissen: Schweregrade bei Hämorrhoiden
Hämorrhoidalleiden können unterschiedliche Schweregrade aufweisen:
- Grad 1: hämorrhoidale Schwellkörper sind vergrößert, von außen jedoch nicht sichtbar
- Grad 2: Hämorrhoiden sind beim Pressen zu sehen, sie ziehen sich jedoch nach dem Stuhlgang wieder spontan zurück
- Grad 3: Die Hämorrhoiden rutschen raus, können aber wieder „zurückgeschoben“ werden
- Grad 4: Hämorrhoiden liegen dauerhaft außerhalb und lassen sich auch nicht wieder zurückschieben
Hämorrhoiden: Bei starken Schmerzen und anhaltenden Blutungen Arztbesuch anraten
Viele Betroffene suchen Hilfe in der Apotheke. Optimal ist, wenn zuvor ein Proktologe die Diagnose „Hämorrhoiden“ gestellt, dadurch andere anale Erkrankungen ausgeschlossen hat und kein chronisches Hämorrhoidalleiden vorliegt.
Vor allem Schmerzen und helle Blutungen können auch mit Analfissuren, Ekzemen, Abszessen, Thrombosen, einer Pilzinfektion, einem Karzinom oder Blutergüssen zusammenhängen.
Bei bestätigter Diagnose sollten die Kunden einmal jährlich zur Kontrolle den Proktologen aufsuchen. Treten zunehmend und langanhaltend Blutungen auf, sind die Kunden immer direkt an einen Arzt zu verweisen. Bei schweren Formen können auch operative Maßnahmen in Erwägung gezogen werden.
Selbstmedikation: Gerbstoffe bei Hämorrhoidalleiden
Produkte mit Gerbstoffen eignen sich zur Behandlung akuter Beschwerden und lindern entzündliche, nässende und juckende Symptome im Analbereich. Gerbstoffe fällen Eiweiße auf der Schleimhautoberfläche und vernetzen diese quer, wodurch sich eine feste, abdichtende Schutzschicht bildet. Dadurch nässt die Wunde weniger, Bakterien können schwerer eindringen und die Entzündung wird eingedämmt.
Geeignet sind pflanzliche Präparate mit Hamamelis virginiana, der Zaubernuss (z. B. Hametum®, Haenal®, Faktu® lind), die als Zäpfchen oder Salbe angewendet werden können. Die Präparate helfen vor allem bei Hämorrhoiden Grad 1 oder 2, wobei die Salben mehrmals täglich nach dem Stuhlgang aufgetragen werden sollten. Die Zäpfchen eignen sich gut für die Nacht, da sie dann „störungsfrei“ an ihrer Position verblieben. Auch Eichenrinden-Extrakt ist sehr gerbstoffreich und kann in Form eines Sitzbades empfohlen werden.
Synthetische Gerbstoffe wie Bismutgallat oder sulfoniertes Phenol-Methanal-Harnstoff-Polykondensat sind als Salbe (z. B. Tannolact® Fettcreme 0,4 %), Zäpfchen (z. B. Mastu® Zäpfchen) oder Badezusatz (z. B. Tannosynt® flüssig) zur Behandlung empfehlenswert. Mit den flüssigen Zubereitungen können Sitzbäder durchgeführt werden: Die optimale Wassertemperatur liegt zwischen 32 und 35 °C, empfohlene Badedauer sind zehn bis 15 Minuten.
Hämorrhoiden: Lokalanästhetika bei Schmerzen und Juckreiz
Lokal betäubende Stoffe, wie Lidocain (z. B. Posterisan® akut) oder Quinisocain (z. B. Haenal® akut), eignen sich vor allem für Patienten, die in der Apotheke über juckende Hämorrhoiden und Schmerzen berichten.
Die Natriumkanalblocker hemmen Nervenimpulse. Sie werden über die Analschleimhaut aufgenommen und lindern den Juckreiz innerhalb weniger Minuten, wodurch die Patienten weniger kratzen und die Entzündung zurückgeht.
Sie werden zwei- bis dreimal täglich als Salbe oder Zäpfchen angewendet. In der Selbstmedikation dürfen Patienten sie abhängig vom Präparat nur einige Tage auftragen bzw. einführen und anschließend einen Arzt aufsuchen, sollte keine Besserung eintreten.
In schweren Fällen wird der Arzt auch verschreibungspflichtige Präparate mit Glucocorticoiden wie Hydrocortison oder Fluocinonid in Erwägung ziehen.
Gut zu wissen: So funktionieren Applikatoren bei Hämorrhoidensalben
Im äußeren Bereich können Hämorrhoidalsalben einfach mit dem Finger aufgetragen werden. Allerdings sollten Patienten vor allem auch den inneren Bereich des Afters mithilfe eines Fingerlings oder Applikators behandeln, schließlich sitzen da die Hämorrhoiden.
Der Applikator wird auf die Salbentube gesteckt und durch Drücken der Tube gefüllt, bis eine kleine Menge Salbe an der Öffnung austritt. Diese Salbenmengen können Patienten direkt auf den äußeren Bereich des Applikators verteilen, um das anschließende Einführen in den Darm zu erleichtern.
Besitzt der Applikator seitliche Austrittsöffnungen sollte die Tube während Anwendung gedreht werden, um die Salbe gleichmäßig im Analkanal zu verteilen. Bei einer zentralen Austrittsöffnung führen Patienten den Applikator bis zum Anschlag in den Analkanal ein und drücken während des Herausziehens gleichmäßig die Tube, sodass der Salbenstrang in den gesamten Analkanal gelangt.
Nach Benutzung genügt für den Zeitraum der Behandlung einfaches Abwischen mit Toilettenpapier, und der Applikator kann auf der Salbentube verbleiben. Benutzen die Patienten die Salbe länger nicht, sollten sie den Applikator abschrauben und mit warmen Wasser gründlich reinigen.
Hämorrhoiden: Wundheilung fördern und Haut pflegen
Um den Heilungsprozess zu unterstützen, können pflegende und wundheilungsfördernde Präparate empfohlen werden. Geeignet sind Salben oder Sitzbäder mit Kamillenblütenextrakt (z. B. Kamillosan® Salbe, Kamillin Extern Robugen), die über mehrere Wochen angewendet werden können.
Sinnvoll ist auch eine Kombination aus pflegendem Jojobaöl und Bienenwachs (z. B. Posterisan® protect), welche die Haut vor Reizungen schützt. Zusätzlich haben sich ätherische Öle (z. B. Retterspitz® Wund- und Heilsalbe) bewährt, da sie antimikrobiell wirken und unangenehme Gerüche überdecken.
Heil- und Pflegesalben können die Betroffenen auch vor dem Stuhlgang anwenden. Sie fetten den Analkanal und erleichtern dadurch die Defäkation.
Bei Hämorrhoidalleiden Analhygiene priorisieren
Eine gute Analhygiene fördert das Abheilen von Hämorrhoiden und hilft neuen Beschwerden vorzubeugen, da feuchte Reste im Bereich des Afters zusätzlich reizen können.
Dafür eignen sich mit Wasser oder Reinigungsschaum angefeuchtetes Toilettenpapier sowie vorgetränkte Feuchttücher ohne reizende Zusätze (z. B. Faktu®clean Pflegetücher, Hametum® Medizinischer Reinigungsschaum) um den After nach dem Stuhlgang sorgfältig zu reinigen. Das vermeidet auch, dass man beim Abputzen zu fest reibt und sich die Beschwerden dadurch verschlimmern.
Analvorlagen (z. B. Posterisan® akut Analvorlagen) reduzieren die Reibung zwischen Haut und Unterwäsche und können so einen mechanischen Schutz bieten sowie Verschmutzungen und überschüssige Salben- bzw. Zäpfchenreste auffangen.
Ballaststoffreiche Ernährung und Bewegung in den Alltag integrieren
Studien deuten darauf hin, dass die regelmäßige Einnahme von Flohsamenschalen (z. B. Mucofalk®) einen positiven Einfluss auf das Hämorrhoidalleiden haben könnte. Ballaststoffe regulieren die Verdauung und beugen einer Verstopfung vor, was zusätzlich verhindert, dass man beim Stuhlgang zu viel Druck ausübt. Zu starkes Pressen und eine „längere Sitzung“ auf der Toilette können sich ungünstig auf die Hämorrhoiden auswirken.
Unterstützen kann zudem eine ausreichend große Trinkmenge von circa 1,5 bis 2 Liter pro Tag und regelmäßige körperliche Betätigung, um die Verdauung anzuregen, um einer chronischen Verstopfung vorzubeugen. Quelle:
- Lennecke, Hagen, Selbstmedikation für die Kitteltasche, Leitlinien zur pharmazeutischen Beratung, 7. Auflage, 2021, Deutscher Apotheker Verlag
- https://register.awmf.org/assets/guidelines/081-007k_S3__H%C3%A4morrhoidalleiden_2021-10-abgelaufen.pdf
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/04/18/wie-berate-ich-zu-haemorrhoidalleiden