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BFR bewertet Risiko durch längerfristigen Verzehr: Gesundheitsgefährdung durch Fipronil unwahrscheinlich

Bild: Derkien - iStockphoto.com

Nachdem das Bundesinstitut für Risikobewertung bereits eine akute gesundheitliche Gefährdung der Verbraucher in Deutschland für unwahrscheinlich gehalten hatte, hat es nun eine erste vorläufige Bewertung von gesundheitlichen Risiken durch den längerfristigen Verzehr von Fipronil-belasteten Lebensmitteln durchgeführt. Das Ergebnis ist erfreulich: „Die erste vorläufige Schätzung des Verbraucherrisikos durch den Verzehr von Fipronil-haltigen Hühnereiern und Hühnerfleisch, inklusive allen daraus zubereiteten Lebensmitteln, ergab keine Überschreitungen der lebenslang duldbaren täglichen Aufnahmemengen, sodass eine gesundheitliche Gefährdung unwahrscheinlich ist.", lautet die Aussage des BfR.

Belastung möglicherweise schon seit Monaten

Die Bewertung der Langzeit-Exposition gegenüber Fipronil in Lebensmitteln wurde auf Basis von deutschen Verzehrsdaten für Kinder und Erwachsene sowie auf Basis von europäischen Verzehrsdaten durchgeführt. Die höchste durchschnittliche tägliche Fipronil-Aufnahme haben demnach zwei- bis vierjährige Kinder. Sie schöpfen den „Acceptable Daily Intake“ (duldbare tägliche Aufnahmemenge) bis zu 76 Prozent aus. Bei Erwachsenen sind es im Schnitt 24 Prozent. Folglich sei eine gesundheitliche Gefährdung unwahrscheinlich, so das BfR. Bei der Schätzung wurde unter anderem berücksichtigt, dass davon ausgegangen wird, dass Fipronil seit Monaten illegal in Ställen mit Jung- und Legehennen zur Eierproduktion eingesetzt wird. Es besteht laut BfR die Möglichkeit einer Belastung über einen Zeitraum von Wochen bis Monaten.

Masthähnchen nicht betroffen

Das BfR hat bisher keine repräsentativen Daten zu Eiern, die die tatsächliche Marktsituation und somit die durchschnittlichen Fipronil-Gehalte beschreiben. Dazu sei die Sache zu aktuell, heißt es. Daher basiert die Berechnung der Langzeit-Aufnahme nur auf Messdaten betroffener Betriebe. Bezüglich einer langfristigen Exposition ist das eine sehr konservative Annahme, erklärt das BfR. Es sei nämlich sehr unwahrscheinlich, dass ein Verbraucher über Wochen und Monate ausschließlich Eier aus entsprechenden Betrieben verzehrt hat. Masthähnchen sollen nach aktuellem Kenntnisstand nicht belastet sein. 

EU plant Krisensitzung

Das Bundeslandwirtschaftsministerium geht davon aus, dass rund 10,7 Millionen „möglicherweise mit Fipronil belastete Eier“ aus den Niederlanden nach Deutschland geliefert wurden. Zahlreiche Länder in der EU sind betroffen. Auch in der Schweiz und in Hongkong sind Eier oder Eierprodukte aufgetaucht, die belastet sind. Bislang wurden in Belgien, Frankreich, den Niederlanden und in Deutschland nach EU-Angaben Höfe von Geflügelzüchtern gesperrt, weil dort mutmaßlich Fipronil verwendet wurde. Die Verwendung von Fipronil bei Tieren, die Lebensmittel liefern, ist in der EU verboten. Derzeit wird angenommen, dass ein belgischer Hersteller einem gängigen Reinigungsmittel verbotenerweise Fipronil beigemengt hat und die Mischung an Betriebe in Belgien, den Niederlanden und Deutschland verkaufte. Das Insektizid soll Tiere vor Flöhen, Läusen und Zecken schützen.
Auf Vorschlag Deutschlands hin soll es Anfang September erste politische Gespräche über eine mögliche EU-Reaktion auf den Fipronil-Skandal geben. Quellen: Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR); Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL); DAZ.online