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Beratungs-Basics: Vorsicht beim Schmerzmittel Flupirtin

Bild: gpointstudio / Adobe Stock

Flupirtin ist wieder im Fokus der Arzneimittelsicherheit: Die europäische Zulassungsbehörde EMA startet erneut ein Risikobewertungsverfahren zum Schmerzmittel Flupirtin. Grund ist abermals das leberschädigende Potenzial des Analgetikums. Dieses ist seit Jahren bekannt und war schon einmal Anlass für den kritischen Blick der Überwachungsbehörden. Diese Prüfung blieb damals nicht ohne Folgen: Flupirtin darf seit 2013 nur unter strenger Indikation eingesetzt werden. Ziel war, die Leberschädigungen unter Katadolon & Co. zu verringern. Doch offenbar haben die damaligen Restriktionen bei Flupirtin nicht ausreichend Früchte getragen – oder sie gehen im Ärzteverordnungs-Alltag schlichtweg unter: Denn ernsthafte Leberschädigungen unter Flupirtin sind nach wie vor ein Problem. Welche zwei Basics sollten Sie als PTA in der Beratung zu Flupirtin parat haben?

Wer darf Flupirtin einnehmen?

Auch wenn Sie als PTA in der Apotheke das Rezept über das Flupirtin-haltige Schmerzmittel natürlich nicht ausstellen – gut zu wissen ist dennoch, dass nur eine sehr überschaubare Patientenklientel überhaupt Ziel einer Schmerztherapie mit Flupirtin ist: Ärzte sollten das Analgetikum nur dann verordnen, wenn Patienten über akute Schmerzen klagen, bei denen andere Schmerzmittel kontraindiziert sind. Dazu zählen sowohl klassische NSAR wie Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen. Aber auch schwache Opioide wie Tilidin oder Tramadol sollte der Arzt bei der Schmerztherapie zunächst bevorzugen. Und er sollte die Leber sorgfältig checken, bevor er für Flupirtin den Rezeptblock zückt.

Wie lange dürfen Patienten Flupirtin einnehmen?

Auch zur Therapiedauer mit dem Wirkstoff in Katadolon, Trancopal oder generischen Präparaten gibt es eine klare Ansage: „Die Behandlungsdauer darf zwei Wochen nicht überschreiten.“ Dieser Hinweis sollte zu jeder Packung Flupirtin, die Sie über den HV-Tisch reichen. Was ist überhaupt so fatal – bis letal – an Flupirtin? Die Leber ist Hauptakteur, wenn es um den Abbau von Flupirtin geht und das macht dem Organ zu schaffen: Flupirtin erhöht die Leberenzyme und kann im schlimmsten Falle zu Leberversagen – mit Transplantations-Indikation oder gar mit tödlichem Ausgang führen. Somit ist auch der Hinweis an die Patienten, regelmäßig die Leberwerte checken zu lassen – sicherlich gut platziert und selten überflüssig.

Wie wirkt Flupirtin?

Flupirtin hat einen etwas exotischen Wirkmechanismus unter den Analgetika. Das zentral wirkende Schmerzmittel ist ein sogenanntes SNEPCO – Selective Neuronal Potassium Channel Opener. Flupirtin öffnet also Kaliumkanäle, stabilisiert so die Nervenzelle in ihrem Ruhe-oder Schlafmodus und verhindert, dass die Nervenzelle den Schmerz weiterleitet. Das Analgetikum hat jedoch noch zwei weitere für Schmerzpatienten willkommene Wirkungen: Flupirtin wirkt muskelrelaxierend und soll laut Fachinformation das „Schmerzgedächtnis“ löschen und somit die Chronifizierung von Schmerzen verhindern.