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Schwangerschaftstests: Wie werden sie richtig angewendet?

Bis in die 1960er-Jahre hinein wurde für die Feststellung einer Schwangerschaft Mäusen, Fischen oder Fröschen weiblicher Urin injiziert und anschließend deren körperliche Reaktionen darauf untersucht. Begannen z. B. die Krallenfrösche zu laichen, galt das als sicheres Indiz für eine Schwangerschaft.
Seit 1977 gibt es chemische Schwangerschaftstests, die diskret und schnell zu Hause angewendet werden können. Doch damit das Ergebnis auch aussagekräftig ist, muss bei der Durchführung einiges beachtet werden.
hCG als Indikator für Schwangerschaft
Wie auch die alten Methoden basieren die heutigen Schnelltests auf der Bestimmung des Hormons hCG (humanes Choriongonadotropin). Dieses wird bei einer Schwangerschaft in der Plazenta gebildet, um den Gelbkörper und damit die Schwangerschaft aufrechtzuerhalten.
Da das Hormon über den Harn ausgeschieden wird, kann es circa zehn Tage nach dem Eisprung mit einem Teststreifen im Urin nachgewiesen werden.
Schnelltests bringen frühe Gewissheit über mögliche Schwangerschaft
Schwangerschaftstests sind in Deutschland schnell und einfach zugänglich. Sie helfen dabei, eine mögliche Schwangerschaft frühzeitig festzustellen und sich optimal auf die kommende Lebensphase vorzubereiten.
Damit der Schnelltest auch das richtige Ergebnis anzeigt, sollten die Kundinnen über die richtige Anwendung aufgeklärt werden. Fehler entstehen vor allem dann, wenn
- der Test im Zyklus zu früh angewendet wird,
- zu wenig Urin verwendet wird,
- der Urin nicht sachgerecht aufgebracht wird,
- der Test falsch gelagert wurde,
- das Verfalldatum überschritten ist oder
- das Testergebnis zu einem falschen Zeitpunkt abgelesen wird.
Eine ausführliche Beratung gibt den Frauen Sicherheit bei der Durchführung und schafft Vertrauen in die Richtigkeit des Testergebnisses.
Gut zu wissen: Wie funktioniert ein Schnelltest?
Jeder Schwangerschaftsschnelltest verfügt über zwei Zonen: Eine Test- und eine Kontrollzone. Auf der Oberfläche der Testzone befinden sich fixierte hCG-Antikörper.
Wird eine hCG-haltige Urinprobe auf den Teststreifen aufgebracht, wandert das freie hCG zu den fixierten Antikörpern und wird von diesen gebunden. Die Bindung wird mithilfe von Farbstoffen für die Anwenderin als rosa bzw. blauer Strich sichtbar.
Um sicherzustellen, dass ausreichend Flüssigkeit auf den Teststreifen aufgebracht wurde, verfügt jeder Schnelltest zusätzlich über eine Kontrollregion.
Dort sind spezielle Antikörper lokalisiert, welche den angespülten, überschüssigen Farbstoff binden und so den zweiten farbigen Strich erzeugen.
Schwangerschaftstest: Der richtige Anwendungszeitpunkt
Nach der Befruchtung der Eizelle steigt der hCG-Wert im Blut von Woche zu Woche an. Liegt er in den ersten Tagen noch zwischen 5 und 50 mIU/mL, erreicht er in der neunten Schwangerschaftswoche bereits einen Wert von circa 150.000 mIU/mL.
Möchte die Kundin noch vor dem ersten Fälligkeitstag der Periode einen Schwangerschaftstest durchführen, sollte sie einen speziellen Frühtest (z. B. Clearblue® Schwangerschaftstest Ultra Frühtest Digital bzw. Schwangerschaftstest mit Wochenbestimmung, cyclotest® Schwangerschafts-Frühtest) erhalten. Diese können bereits 5 bis 6 Tage vor Ausbleiben der Menstruation angewendet werden, da sie eine hCG-Konzentration ab 10 mIU/mL im Urin detektieren können.
Ist die Periode bereits ausgeblieben, kann ein herkömmlicher Test (z. B. BE SURE® Schwangerschaftstest, alvita® Schwangerschaftstest, KADE® Schwangerschaftstest) ausgewählt werden, der ein positives Ergebnis ab 25 mIU/mL anzeigt. Die Zuverlässigkeit der Tests liegt ab diesem Zeitpunkt und bei richtiger Anwendung zwischen 95 und 99 %.
Gut zu wissen: Frühtest besser morgens anwenden
Es empfiehlt sich, zur Bestimmung stets Morgenurin zu verwenden. Über die nächtliche Ruhezeit hinweg sammelt sich hCG in der Harnblase an, bevor es beim ersten Toilettengang in erhöhter Konzentration ausgeschieden wird.
Auf diese Weise wird auch bei Frühtests und einer Anwendung vor der eigentlichen Monatsblutung eine ausreichende hCG-Konzentration sichergestellt.
Möchte die Kundin den Test zu einer anderen Tageszeit durchführen, sollte sie zuvor für circa vier Stunden nicht zur Toilette gehen und in diesem Zeitraum verhältnismäßig wenig trinken.
Schnelltest: Anwendung im Beratungsgespräch erklären
Um ein zuverlässiges Testergebnis zu erhalten, müssen bei der Anwendung einige Dinge beachtet werden. Auch wenn es geringe Unterschiede zwischen den einzelnen Produkten gibt, ist das Testprinzip immer ähnlich.
In der Gebrauchsanweisung sind neben einer Erklärung in Textform häufig auch Bilder abgedruckt, mit denen die Frau die richtige Durchführung schnell erkennen kann und die vor allem beim Ablesen des Testergebnisses helfen.
Folgendes Vorgehen kann den Frauen angeraten werden:
- Schnelltest auspacken und falls vorhanden Schutzkappe entfernen.
- Urin in einem Becher auffangen und Schnelltest eintauchen oder
- Teststreifen direkt in den Urinstrahl halten.
- Urin nur bis zur angegebenen Markierung, welche die Eintauchtiefe definiert, aufbringen.
- Schnelltest flach hinlegen und bis zum angegebenen Ablesezeitpunkt warten.
Je nach Hersteller variieren die Sekunden für den Kontakt mit dem Urin sowie die Minuten bis zum Ablesen des Ergebnisses. Um aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen, sollte der Teststreifen für durchschnittlich fünf Sekunden in Kontakt mit dem Urin stehen. Ein positives Ergebnis kann je nach Anwendungszeitpunkt bereits unter einer Minute sichtbar sein.
Ob der Test funktioniert hat, wird am Strich im Kontrollfenster sichtbar: Hier sollte immer eine Linie auftauchen, sonst muss der Test mit einem neuen Produkt wiederholt werden.
Während bei einem negativen Test ausschließlich die Linie im Kontrollfeld erscheint, zeigen sich bei einem positiven Test zwei Linien. Deren Intensität kann von Test zu Test variieren, denn sie ist abhängig von der Art des Schnelltests und der Menge an hCG in der jeweiligen Urinprobe.
Gut zu wissen: Falsche Ergebnisse durch Medikamente und Erkrankungen
Erhält die Kundin hCG-haltige Medikamente (z. B. Pregnyl®, Pergonal®), kann das Testergebnis dadurch beeinträchtigt werden. Ebenso können das Klimakterium (Wechseljahre) und bestimmte Krankheiten wie z. B. Eierstockzysten oder Keimzelltumoren den Hormonspiegel beeinflussen und so zu falschen Ergebnissen führen.
Schwangerschaftstest: Umgang mit den Testergebnissen
Ist das Ergebnis des Schwangerschaftstests positiv, sollte die Kundin zeitnah einen Termin beim Gynäkologen vereinbaren. Dieser wird das Testergebnis noch einmal überprüfen und Komplikationen wie z. B. eine Bauchhöhlenschwangerschaft ausschließen. Auch das weitere Vorgehen kann nun besprochen werden.
Ist das Testergebnis trotz Einhaltung obiger Maßnahmen negativ, schließt das eine Schwangerschaft nicht zwangsläufig aus. Manche Frauen haben Wochen nach der Befruchtung noch sehr niedrige hCG-Spiegel, wodurch ein Selbsttest erschwert wird. Da die hCG-Werte im Blutserum deutlich höher sind als im Urin, kann auch hier ein Termin beim Gynäkologen Klarheit verschaffen.
Preis bei Schwangerschaftstest kein Indiz für Zuverlässigkeit
Die Preise für Schwangerschaftstests in der Apotheke können stark variieren. Dabei ist die Zuverlässigkeit bei richtiger Anwendung unter den Frühtests bzw. herkömmlichen Tests vergleichbar.
Ein höherer Preis korreliert viel mehr mit
- einer einfacheren Anwendung,
- einem hochwertigen Produktdesign,
- einer verständlichen und übersichtlichen Gebrauchsanweisung in verschiedenen Sprachen und
- einer digitalen Ergebnisanzeige.
Außerdem sind Frühtests aufgrund der höheren Sensitivität meist etwas teurer. Welcher Schwangerschaftstest für die jeweilige Kundin infrage kommt, hängt also eher von den persönlichen Präferenzen sowie dem Zeitpunkt im Zyklus und weniger vom tatsächlichen Preis ab.
Verfallsdatum und Lagerung im Blick behalten
Auch das Verfallsdatum der Teststreifen ist zu beachten, da diese mit der Zeit an Empfindlichkeit verlieren. Im besten Fall empfehlen Sie den Kundinnen, die Teststreifen nur nach Bedarf zu kaufen, da so auch Fehler bei der Lagerung minimiert werden. Literatur:
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2018/09/28/schwangerschaftstests
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34748750/