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Rezeptur gegen Strahlfäule: Iodoform-Ether-Lösung

Entwickeln Pferde eine Huffäule, kann eine Iodoform-Ether-Lösung hilfreich sein. Diese kann auf ärztliche Verschreibung hin hergestellt werden. | Bild:  chelle129 /AdobeStock

Aus einer Apotheke erhielten wir folgende Anfrage:

„Wir sollen eine Iodoform-Ether-Lösung 10 % zusammen mit Wasserstoffperoxid 10 % verarbeiten. Dürfen wir diese Zubereitung herstellen und welche weiteren Dinge sind bei der Abgabe zu beachten?“

Anfrage einer Apotheke an die PTAheute-Onlineredaktion

Zur Behandlung von Pferden mit Strahlfäule

Iodoform-Ether-Lösungen kommen typischerweise bei Pferden mit Huffäule (auch Strahlfäule genannt) zum Einsatz. Diese bakterielle Infektion des Pferdehufes entsteht aufgrund von mangelhaften Haltungsbedingungen wie ungenügende Hygiene, feuchter Untergrund und nicht ausreichende Bewegung. Eine Übertragung von Pferd zu Pferd findet nicht statt. 

Die Strahlfäule kann für den gesamten Hufmechanismus gefährlich werden. Charakteristisch ist ein schmierig schwarzer Belag von fauligem Geruch, der sich am Hufstrahl bildet. Wird nicht rechtzeitig behandelt, können die Bakterien auch durchblutetes Gewebe erreichen. Im schlimmsten Fall kann es dann zu einer für das Pferd lebensbedrohlichen Sepsis kommen. 

Gut zu wissen: Was ist der Strahl?

Der Strahl (Hufstrahl) ist ein spezieller Bereich an der Unterseite des Hufes, der dem Pferd als eine Art Stoßdämpfer dient. Da dieser Bereich weniger stark verhornt ist, ist er empfindlicher gegenüber äußeren Einflüssen. /sn

Therapie der Strahlfäule mit Antiinfektiva

Zur Behandlung der Strahlfäule kommen normalerweise desinfizierende Sprays mit Povidon-Iod oder antibiotische Pasten zum Einsatz. Im Krankheitsverlauf der Huffäule gibt es aber Stadien, in denen diese Maßnahmen nicht erfolgreich sind und deshalb auf Iodoform als Antiinfektivum zurückgegriffen wird. Die Substanz wirkt antiseptisch und desinfizierend. Aufgrund der guten Penetration und austrocknenden Wirkung können mithilfe der Iodoform-Ether-Lösung somit gute Behandlungserfolge erzielt werden. 

Mittels einer Spritze werden zweimal täglich zehn Tage lang jeweils 3 ml auf die betroffenen Stellen geträufelt und anschließend mit einem Wattebausch oder Gazestreifen verschlossen. Nekrotisierendes Gewebe muss von einer Fachperson entfernt werden. Die Anwendung ist so lange fortzusetzen, bis die Infektion beseitigt und die normale Funktion des Strahls wiederhergestellt ist.

Zusätzlich zur Behandlung sollten die Haltungsbedingungen dahingehend verbessert werden, dass der Kontakt der Hufe mit feuchten, verschmutzten Stallböden verkürzt wird. 

Gut zu wissen: Anwendung von Iodoform beim Menschen? 

Der Einsatz von Iodoform zur Wundbehandlung auf der menschlichen Haut spielt kaum noch eine Rolle. In der Zahnmedizin wird der Wirkstoff teilweise noch zur Behandlung infizierter Extraktionswunden angewendet. 

Bei der Anwendung beim Menschen ist aufgrund der hohen Toxizität des Iodoforms zwar eine strenge Indikationsstellung nötig, als bedenklich im Sinne des §5 AMG gilt die Substanz aber nicht. Bei einer bestehenden Allergie auf Iod ist der Einsatz kontraindiziert.

Iodoform als Rezeptursubstanz

Iodoform wird auch als Triiodmethan bezeichnet und ist als Rezepturgrundstoff mit Prüfzertifikat erhältlich. Bei der Substanz handelt es sich um ein zitronengelbes, mikrokristallines Pulver, das in Wasser sehr schwer löslich und auch in anderen pharmazeutisch relevanten Bestandteilen eher schlecht löslich ist. Eine gewisse Löslichkeit zeigt Iodoform jedoch in Ether (1 g in 7,5 ml). Diese Flüssigkeit wird chemisch korrekt als Diethylether bezeichnet. 

Beim Abwiegen des Feststoffs ist darauf zu achten, dass aufgrund der Arzneibuch- und Herstellerspezifikation eine Einwaagekorrektur erforderlich sein kann. Die Festlegung dieser Korrektur sollte idealerweise bereits bei der Eingangsprüfung und Freigabe der Rezeptursubstanz erfolgen. Weiterhin ist im DAC/NRF für Iodoform ein Prüfverfahren zur alternativen Identifizierung zu finden.

Rezepturbeispiel für Iodoform-Ether

Derzeit gibt es für die Verarbeitung von Iodoform keine für die Herstellung von Arzneimitteln relevanten NRF-Vorschriften oder Stammzubereitungen. Eine Iodoform-Ether-Lösung kann bei Bedarf frisch hergestellt werden: 

Iodoform-Ether 10 %
Iodoform10,0 g
Diethyletherzu 100,0 g

Bei der Herstellung dieser Lösung ist darauf zu achten, dass auf Grund der grenzwertigen Löslichkeit des Feststoffes in Ether bei niedriger Aufbewahrungstemperatur eine Verarbeitung grundsätzlich nach Massenprozent und nicht nach der Konzentrationsangabe „10 g / 100 ml“ erfolgen soll. 

Eine gemeinsame Verarbeitung von Iodoform mit Wasserstoffperoxid ist wenig sinnvoll, da ätzende Substanzen dem Huf der Pferde eher schaden. Mitunter wirkt Wasserstoffperoxid zu stark und kann beim Pferd zu Schmerzen und Gewebeschäden führen.

Kennzeichnung und Aufbewahrung 

Die fertig hergestellte Iodoform-Ether-Lösung muss vor der Abgabe vorschriftsmäßig beschriftet werden, denn auch bei Rezepturen zur Anwendung am Tier gilt § 14 ApBetrO. 

Lösungen auf Ether-Basis gelten als feuergefährlich, ein entsprechender Hinweis auf dem Etikett ist daher angebracht. Bei unzureichender Verpackung oder undichtem Verschluss kann es zum raschen Verdunsten des Lösungsmittels kommen. Nach Erfahrungen des DAC sind Druckausgleichsstopfen aber nicht sinnvoll.

Weiterhin sollte die fertige Zubereitung bei Temperaturen zwischen 8 °C und 15 °C gelagert werden. Eine Aufbewahrung im Kühlschrank wird aufgrund unklarer Lösungsverhältnisse nicht empfohlen.

Herstellung und Abgabe nur bei tierärztlicher Verordnung möglich

Die Iodoform-Ether-Lösung darf in der Apotheke auch bei nicht zur Lebensmittelgewinnung dienenden Tieren nur auf eine tierärztliche Verschreibung hin hergestellt bzw. abgegeben werden. 

Grundsätzlich ist die Rechtslage bei der Herstellung von Rezepturen für Tiere kompliziert und der Tierarzt muss eine sogenannte Umwidmungskaskade berücksichtigen. Die Herstellung eines Arzneimittels zur Anwendung bei Tieren in der Apotheke ist nämlich nur im Falle eines Therapie-Notstandes zulässig. 

Dieser Notstand setzt neben dem Fehlen eines geeigneten Fertigarzneimittels auch eine ernsthafte Gesundheitsgefahr des Tieres voraus. Diese medizinische Bewertung obliegt in der Regel dem Tierarzt, weshalb es in der Apotheke sinnvoll ist, die Vorlage einer entsprechenden tierärztlichen Verschreibung vorauszusetzen. Quellen: DAC/NRF-Rezepturhinweis Iodoform (10.10.2022)
DAC/NRF-Rezepturhinweis Tierarzneimittel (05.09.2019)
www.tiergesund.de