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„Keine Antwort auf offenen Brief“: Pharmaziestudent erhält Abfuhr von CDU-Chefin

Am 21. Februar 2019 schrieb Pharmaziestudent Benedikt Bühler einen offenen Brief an Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und erinnerte sie an die Einhaltung des Koalitionsvertrages. | Bild:Instagram / benediktbuehler

Benedikt Bühler studiert im zweiten Semester an der Semmelweis-Universität in Budapest Pharmazie. Neben seinem Studium ist der angehende Pharmazeut auch politisch tätig: Er engagiert sich seit einigen Jahren bei der Jungen Union und in der CDU. Doch was „seine“ CDU derzeit in Sachen Apothekenpolitik plant (am Mittwoch stellte Jens Spahn seine Reformpläne im Bundestag vor), schmeckt Bühler so gar nicht. Der Student hat kein Verständnis dafür, dass die Union die Erwähnung des Rx-Versandverbotes im Koalitionsvertrag erkämpft, dieses Verbot nun aber aufgegeben hat.

„Nur große Erzählungen“

Seinem Ärger darüber machte er bereits in einem Brief an die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK) am 21. Februar 2019 Luft. Als Einstieg in seinen Brief wiederholt Bühler ein Zitat von „AKK“, das sie bei ihrer Bewerbungsrede für den Parteivorsitz geäußert hat. Die CDU-Politikerin sagte, dass die Regierung dafür sorgen müsse, dass die Menschen nicht nur „große Erzählungen“ sehen, sondern deren Umsetzung auch vor Ort „spüren“. Bühler dazu: „Eine dieser ‚großen Erzählungen‘ unserer Partei ist die Forderung bzw. Umsetzung eines Versandverbotes mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln.“

Bühler erinnert „AKK“ auch daran, dass die CDU während des Bundestagswahlkampfes offensiv für das Rx-Versandverbot warb: „Es war nahezu selbstverständlich, dass das Rx-Versandverbot eines der großen Wahlkampfthemen in 2017 für die Gesundheitspolitik sein sollte. Hiermit wurde dann auch geworben und viele Stimmen für die CDU gewonnen (…)“, heißt es in dem Brief weiter. Den Status quo im Versandhandelskonflikt beschreibt Bühler so: „Zu meiner sehr großen Verwunderung wurde das Rx-Versandverbot nicht nur nicht sofort umgesetzt, sondern auch nahezu totgeschwiegen!“

Nun die „Antwort“

Wie Bühler heute gegenüber PTAheute.de äußerte, hat er keine persönliche Antwort von Frau Kramp-Karrenbauer erhalten. Stellvertretend für sie habe ihm der CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak bereits am 13. März 2019 schriftlich geantwortet. Bühler war bis zum gestrigen Donnerstag nicht klar, dass das die Antwort von Frau Kramp-Karrenbauer auf seinen offenen Brief sein sollte. Ein Bezug, so Bühler, sei für ihn nicht ersichtlich gewesen. Deshalb habe er immer wieder versucht, mit dem Büro von Frau Kramp-Karrenbauer Kontakt aufzunehmen. Am gestrigen 04. April 2019 konnte er endlich eine Büromitarbeiterin erreichen. Sie teilte ihm telefonisch mit, dass die CDU-Chefin seinen Brief erhalten und zur Kenntnis genommen habe, allerdings nicht darauf eingehen werde. „Das mache man im Allgemeinen nicht und es würde auch nichts daran ändern, dass ich CDU-Mitglied sei“, so Bühler. Er müsse sich mit der Antwort von Generalsekretär Ziemiak zufriedengeben. Wenn er allerdings einen nicht-öffentlichen Brief an Frau Kramp-Karrenbauer schreiben würde (als „privates“ CDU-Mitglied an seine Parteivorsitzende), könne er mit einer differenzierteren Antwort rechnen, die dann aber auch nicht öffentlich gemacht werden dürfe, berichtet Bühler.

„Die junge Basis ist der Union nichts wert!“

Diese Antwort sei für ihn „äußerst deprimierend“, so Bühler. Neben seinem Zorn, mache sich auch eine große Enttäuschung von der CDU breit, weil man, so Bühler, ihm so gezeigt habe, dass die „junge Basis“ der Partei nur in großen Reden viel wert sei. Bühler zeigt sich auch enttäuscht davon, dass man in Berlin nicht auf seine Argumente eingehe, sondern nur die Überschrift „Rx-Versandverbot“ gelesen und dann dementsprechend eine vorgefertigte Antwort auswählt und diese dann versendet habe. Von „seiner CDU“ und deren Vorsitzenden hätte er mehr erwartet.

Bühler gibt nicht auf und will weiter kämpfen

Bühler weiter: „Wer aber denkt, ich gebe mich mit dieser Antwort zufrieden, stecke den Kopf, wie so viele aus der Apothekerschaft, in den Sand und sage zum Spahn-Plan „Ja und Amen“, der kennt mich schlecht.“ Im bildungspolitischen Bereich habe er in den letzten Jahren bis zum Schluss für Themen gekämpft, die sich dann für die nachkommenden Generationen positiv auswirkten. Und bei der derzeitigen Apothekenpolitik gehe es auch um seine eigene Zukunft, die seiner Familie und um die Versorgungsstruktur eines ganzen Landes. Die Pläne zur Apotheken-Reform, die Jens Spahn am Donnerstag im deutschen Bundestag vorgestellt hat, habe ihm gezeigt, dass er weiter für das Rx-Versandverbot kämpfen müsse. Denn nicht zuletzt eine nicht geregelte Gleichpreisigkeit für Privatversicherte öffne die Türen für internationale Kapitalgesellschaften, welche seit Jahren nur darauf warten, mit dem deutschen Markt das große Geschäft zu machen.