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Krebsfrüherkennung in der Blutprobe?

Die Blutanalyse könnte die Krebsdiagnoserate ungefähr verdoppeln, wenn man sie mit anderen Screeningverfahren kombinieren würde. | Bild: James Thew / Adobe Stock

Bei Krebserkrankungen ist es meist entscheidend für die Prognose, den Tumor frühzeitig festzustellen. Dann kann häufig noch erfolgreich therapiert werden. Doch in vielen Fällen wird Krebs erst dann entdeckt, wenn er bereits Symptome verursacht. Das liegt auch daran, dass die angebotenen Früherkennungsuntersuchungen nicht den erforderlichen Zuspruch finden. Bluttests wären dagegen für Patienten eine deutlich attraktivere, weil minimalinvasive Alternative.

Diagnostik mittels Liquid Biopsy

Bluttests werden bereits bei Krebserkrankungen eingesetzt. Allerdings geschieht dies meist im Rahmen klinischer Studien. Es geht hierbei darum, bei Patienten mit bereits bekannter Krebsdiagnose den Krankheitsverlauf und das Ansprechen auf eine Therapie zu beurteilen. Im Blut werden dabei winzige Mengen von Tumorzell-DNA nachgewiesen. Das Verfahren nennt sich Liquid Biopsy („Flüssigbiopsie“). Ein neues Ziel ist es nun, mittels eines solchen Bluttests eine noch nicht bekannte Krebserkrankung aufzuspüren – im Sinne einer Früherkennung. Dazu haben Forscher von der Johns Hopkins Universität in Baltimore eine große Studie durchgeführt. Sie wurde im Wissenschaftsmagazin Science publiziert.

Bluttest deckt verschiedene Krebserkrankungen auf

In der amerikanischen Studie wurden an rund 10.000 Frauen zwischen 65 und 75 Jahren, die keine Krebsvorgeschichte hatten, Krebs-Bluttests durchgeführt. Im zwölfmonatigen Untersuchungszeitraum dieser Studie traten insgesamt 96 Krebserkrankungen neu auf. Davon wurden 26 zuerst mit dem Bluttest aufgedeckt. Es handelte sich um verschiedene Tumorarten in 10 Organen, unter anderem in Brust, Darm, Lunge, Niere und Uterus. Darunter waren auch Krebsarten, für die es noch keine etablierte Früherkennungsmethode gibt. Weitere 24 Krebsfälle entdeckte man durch konventionelles Screening. Mithilfe der Positronenemissionstomographie-Bildgebung konnten die zunächst mittels Bluttest gestellten Krebsdiagnosen bestätigt und die Tumoren genau lokalisiert werden.

Krebsdiagnoserate verdoppelt?

Die Blutanalyse könnte laut Interpretation der Studienautoren die Krebsdiagnoserate ungefähr verdoppeln, wenn man sie mit anderen Screeningverfahren kombinieren würde. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass es im Rahmen der Studie bei einem Prozent der Patienten zu falsch-positiven Ergebnissen kam. Aufgrund solcher falschen Krebsdiagnosen besteht die Gefahr, dass Betroffene sich unnötiger invasiver Diagnostik oder gar operativer Eingriffe unterziehen. Weitere Studien sind erforderlich, um die Anwendbarkeit und das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Krebs-Bluttests auszuloten. Quellen: www.science.org (DOI: 10.1126/science.abb9601); Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)