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Pandemie Fakten-Check: Teil 2: Sind PCR-Tests zum Nachweis von SARS-CoV-2 geeignet?

PCR-Tests werden zum Nachweis von SARS-CoV-2-Infektionen herangezogen. Doch sind sie dafür überhaupt sussagekräftig genug? | Bild: Drazen / AdobeStock

Der PCR-Test zum direkten Erregernachweis von SARS-CoV-2 wird von Gegnern der Corona-Maßnahmen immer wieder kritisiert:

PCR-Tests sind für den Nachweis von SARS-CoV-2 nicht geeignet. Sie stellen keine geeignete Grundlage zur Anordnung von Quarantäne- oder Isolierungsmaßnahmen dar, da ihre Aussagekraft zur Ansteckungsgefahr nur begrenzt ist.“

Behauptung aus den sozialen Medien

Der Verband der Diagnostik-Industrie erklärt dazu, dass PCR-Tests zur Infektionsdiagnostik ausdrücklich zugelassen sind. Die jeweiligen Hersteller müssen nachweisen, dass das Produkt sicher ist und die technischen und medizinischen Leistungen erfüllt werden. Bei einem PCR-Test werden bestimmte Abschnitte der viralen RNA nachgewiesen, ihr Vorhandensein gilt dabei als Nachweis einer Infektion.

Gut zu wissen: Definition einer Infektion

Das Infektionsschutzgesetz definiert eine Infektion als „die Aufnahme eines Krankheitserregers und seine nachfolgende Entwicklung oder Vermehrung im menschlichen Organismus.“

Laut Fachwörterbuch des Robert Koch Institutes (RKI) versteht man darunter den „Vorgang des Eindringens und der Entwicklung oder Vermehrung eines infektiösen Agens in einen Organismus mit der Folge einer symptomatischen oder asymptomatischen (aber nachweisbaren) Reaktion.“

Aussagekraft von PCR-Tests

Das Verfahren der Polymerase-Kettenreaktion ist sehr empfindlich, schon geringe Virusmengen können detektiert werden. Das Erbgut des Virus wird dabei in mehreren Reproduktionszyklen gezielt vervielfältigt. Anhand der Anzahl der Zyklen, die bis zum Erhalt eines Messsignals notwendigen sind, können auch Aussagen über die Konzentration des viralen Erbguts gemacht werden. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom sogenannten Ct-Wert

Je höher dieser Wert ist, desto mehr Wiederholungen waren für ein positives Testergebnis nötig und desto geringer war die Menge an Virusmaterial in der ursprünglichen Probe. Menschen mit einem hohen Ct-Wert sind zwar infiziert, können aber wahrscheinlich niemanden mehr anstecken. Ein fester Grenzwert dafür existiert allerdings nicht. Das liegt unter anderem daran, dass ein schlecht durchgeführter Abstrich zur Probengewinnung dazu führen kann, dass in der Probe auch bei hoher Infektiosität nur wenig Virusmaterial vorhanden ist. Tatsache ist jedoch, dass bei einem positiven Nachweis von SARS-CoV-2 mittels PCR-Test eine Infektion vorliegt. Eine Infektion sagt aber nur aus, dass das Virus im Körper vorhanden ist. Ob diejenige Person tatsächlich erkrankt oder ansteckend ist, kann ein PCR-Test nicht vorhersagen.

Entscheidung des Gesundheitsamts

Welche Maßnahmen aufgrund eines positiven PCR-Test nötig sind, dafür ist das Gesundheitsamt zuständig. Teilweise versehen die Labore Proben mit sehr geringer Viruslast, also hohem Ct-Wert, mit einem entsprechendem Hinweis und das Gesundheitsamt kann dann eine Selbstisolierung auch bei positivem Test aufheben.

WHO hält PCR-Tests für zuverlässig

In sozialen Netzwerken ist oft auch die Behauptung zu finden, dass die WHO (Weltgesundheitsorganisation) PCR-Tests für unzuverlässig hält und die Infektionszahlen durch falsch positive Ergebnisse künstlich erhöht würden. Als Quelle wird ein Dokument der WHO genannt, in der diese Hinweise zur Anwendung der PCR-Tests gibt. Die WHO weist in diesem Text lediglich darauf hin, dass alle Anwender von PCR-Tests bei der Interpretation der Ergebnisse sorgfältig vorgehen müssen. Passt das erhaltene Testergebnis nicht zum Krankheitsbild, sollte zur Bestätigung ein zweiter Test mit einer neuen Probe durchgeführt werden.

Solche Ungereimtheiten können auftreten, wenn ein positives Ergebnis erhalten wird und der Patient keinerlei Krankheitssymptome aufweist. Das Ganze gilt natürlich auch umgekehrt. In dem Dokument ging es also nur darum, dass unerwartete Testergebnisse noch einmal überprüft werden sollen. Auch das RKI fordert seit September 2020 eine Überprüfung von unklaren Ergebnissen.

Fazit

Ein positives Testergebnis weist das Vorhandensein des SARS-CoV-2-Erregers eindeutig nach. Ob eine Erkrankung vorliegt oder ob diejenige Person ansteckend ist, darüber kann ein PCR-Test keine Aussage machen.