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Corona-Pandemie
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Bedeutet positiv getestet gleich ansteckend?: Ct-Wert als Maß für die Infektiosität

Frau wird im Auto auf Corona getestet
Als Maß für die tatsächlich vorhandene Menge an Virus-RNA kann der beim PCR-Test ermittelte Ct-Wert herangezogen werden. | Bild: Alexander Raths / Adobe Stock

Bei der Abklärung eines Verdachts auf eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus gilt nach wie vor der direkte Erregernachweis durch einen PCR-Test als Goldstandard. Das dazu benötigte Untersuchungsmaterial wird aus den oberen Atemwegen als Nasopharynx-Abstrich gewonnen. Beim PCR-Test werden bestimmte Abschnitte des viralen Erbguts, also der RNA, nachgewiesen. Das Vorhandensein von SARS-CoV-2-RNA gilt dabei als Nachweis einer Infektion.

Bei dem Verfahren der Polymerase-Kettenreaktion (engl. polymerase chain reaction) wird das Erbgut so lange vervielfältigt, bis ein Messsignal – meist in Form einer Fluoreszenz – detektiert werden kann. Durch diese Vervielfältigung ist das Testverfahren in der Lage, schon geringe Virenmengen zu erkennen. Und je mehr dieser Schritte zur Vervielfältigung für ein positives Testergebnis nötig sind, desto geringer war die Menge an Virusmaterial in der Ausgangsprobe. Dies führt beim PCR-Test aber auch dazu, dass Menschen ein positives Ergebnis bekommen, obwohl sie nur noch geringe Mengen an Virusmaterial im Körper haben und wahrscheinlich niemanden mehr anstecken können.

Der Ct-Wert

Als Maß für die tatsächlich vorhandene Menge an Virus-RNA kann daher der beim PCR-Test ermittelte Ct-Wert herangezogen werden. Dieser Wert (engl. cycle-threshold-Wert) gibt den Vermehrungszyklus der Polymerase-Kettenreaktion an, bei dem zuerst ein exponentieller Anstieg des Fluoreszenz-Signals beobachtet werden kann. Er ist also ein Maß für die benötigten Schritte zur Vervielfältigung des viralen Erbguts. Dabei gilt, je höher der gefundene Ct-Wert ist, desto niedriger ist die ursprüngliche Viruskonzentration in der untersuchten Probe. Ct-Werte von > 30 gelten dabei als Hinweis auf eine niedrige, Werte von > 35 auf eine sehr niedrige Viruskonzentration. Die ursprüngliche Virenmenge wiederum beeinflusst, wie ansteckend eine infizierte Person ist. Eine hohe Viruskonzentration im Nasen-Rachen-Raum sorgt im Normalfall auch für eine hohe Infektiosität.

Was bedeutet eine niedrige Viruskonzentration?

Eine niedrige Konzentration an Coronavirus im Probenmaterial kann aus verschiedenen Gründen vorliegen. Einmal kann es sich tatsächlich um eine Infektion mit nur geringer Menge an Virus handeln. Die Infektion kann aber auch schon wieder am Abklingen sein, dieser Fall tritt häufig bei Verlaufskontrollen von Patienten ein. Auch eine nicht optimale Entnahme der Probe kann dazu führen, dass nur eine geringe Menge an Virus nachgewiesen werden kann. In einem solchen Fall wird eine zweite Kontrolle empfohlen. Und letztendlich kann auch bei schwer kranken Patienten das Virus bereits vom Rachenbereich in die Lunge gewandert sein.

Korreliert der Ct-Wert mit der Ansteckungsfähigkeit?

Grundsätzlich wird durch das PCR-Testverfahren nur die virale RNA nachgewiesen, nicht das intakte Virus. Ein positiver Nachweis auf SARS-CoV-2-RNA ist deshalb nicht unbedingt mit einer Infektiosität des Patienten gleichzusetzen. Denn bei sehr kleiner Virenlast in der Probe ist eine Vermehrungsfähigkeit des Virus unwahrscheinlich.

Verschiedene Forscher haben sich daher mit einem Zusammenhang der Menge an Virus-RNA im Probenmaterial und einer möglichen Anzüchtbarkeit der enthaltenen Viren in einer Zellkultur als Maß für die Ansteckungsfähigkeit beschäftigt. Und hier konnte tatsächlich ein Zusammenhang zwischen dem Ct-Wert und einer möglichen Anzüchtbarkeit gefunden werden. Bei Ct-Werten im Bereich 31 bis 34 ließ sich das Coronavirus deutlich weniger anzüchten als bei niedrigen Ct-Werten, die Infektiosität der Patienten dürfte daher als geringer einzuschätzen sein.

Ct-Werte nicht unbedingt vergleichbar

Das Robert Koch-Institut weist allerdings darauf hin, dass der Ct-Wert nur einen semiquantitativen Messwert darstellt und von Labor zu Labor nicht unmittelbar verglichen werden kann. Das wäre nur möglich, wenn es einen Bezug auf einen exakt quantifizierbaren Standard gäbe. Der Virologe Christian Drosten schlägt daher vor, die Geräte zur Durchführung der PCR-Reaktion auf eine bestimmte Virenmenge zu kalibrieren. Wenn es also möglich wäre, die ermittelten Ct-Werte besser vergleichen zu können, wäre das zumindest eine Möglichkeit festzustellen, ob positiv getestete Personen auch tatsächlich noch ansteckend sind. Dies hätte dann unter anderem Einfluss auf die Länge der angeordneten Quarantäne. Bisher ist es allerdings so, dass die meisten Labore bei einem positiven PCR-Test den Ct-Wert den Gesundheitsämtern ohnehin nicht mitteilen.

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