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Zum europäischen Tag des Notrufs am 11. Februar: Schnelle Hilfe durch App für Ersthelfer

Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Sekunde. Um rasch mit der Herzdruckmassage beginnen zu können, ist ein engmaschiges Rettungsnetz notwendig. Durch den Einsatz von Notfall-Apps soll das in Deutschland ermöglicht werden. | Bild: makibestphoto / AdobeStock

Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Sekunde. Doch nicht immer ist der Rettungswagen umgehend vor Ort. Um die wertvolle Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes nicht ungenutzt verstreichen zu lassen, ist der Einsatz von Ersthelfern sinnvoll. Doch wie können diese auch außerhalb von Betrieben im Ernstfall auf die Notlage aufmerksam gemacht werden?

Hier setzt die KATRETTER-App an. Mittels dieser Smartphone-basierten Anwendung sollen bei Herz-Kreislauf-Stillständen nicht nur der Rettungsdienst sondern auch freiwillige ehrenamtliche Ersthelfer in der Umgebung alarmiert werden.

Schneller Beginn der Herzdruckmassage

Wird eine Reanimationssituation an die teilnehmende Leitstelle gemeldet, werden die registrierten Smartphones geortet und anschließend die Ersthelfer in der Nähe per App um ihre Mithilfe gebeten. So soll noch schneller mit Herzdruckmassage und Beatmung begonnen und eine Schädigung des Gehirns durch Sauerstoffmangel vermieden werden. Die Ersthelfer übernehmen die lebensrettenden Sofortmaßnahmen solange, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Zur Erinnerung: Erste Hilfe bei Herzstillstand

Prüfen: Zuerst prüft man, ob die kollabierte Person bewusstlos ist. Dazu spricht man sie an und schüttelt sie kräftig an beiden Schultern. Dann prüft man die Atmung. Dazu überstreckt man den Kopf der bewusstlosen Person und hört bzw. fühlt, ob sie atmet. 
Hinweis: Schnappatmung und Röcheln zählen nicht als normale Atmung. Sie sind typisch für die erste Phase des Herzstillstandes.

Rufen: Dann setzt der Ersthelfer den Notruf (112) ab. Dabei laut und deutlich den eigenen Namen, genauen Standort und Unfallhergang nennen.

Drücken: Im Knien neben der bewusstlosen Person wird ein Handballen auf die Mitte des Brustkorbs gesetzt und die zweite Hand auf den Handrücken der ersten platziert. Mit gestreckten Armen drückt man das Brustbein tief (5 bis 6 cm) und schnell (100- bis 120-mal pro Minute) in Richtung Wirbelsäule. 

Die Herzdruckmassage führt man ohne Unterbrechung so lange durch, bis der Rettungsdienst eintrifft und die notfallmedizinische Versorgung übernimmt. 

Sind zwei Helfer vor Ort und befindet sich in der Nähe ein Defibrillator (AED), kann einer der beiden diesen holen, während der andere die Herzdruckmassage fortsetzt. Quelle: Deutsche Herzstiftung e.V. 

Wer kann mitmachen?

Um am KATRETTER-Projekt teilzunehmen, müssen die freiwilligen Ersthelfer eine spezielle Ausbildung im medizinischen Bereich oder im Rettungswesen absolviert haben. Die nötigen Qualifikationen legt dabei die jeweilige Leitstelle eigenverantwortlich fest.

So müssen z. B. Interessierte bei der Leitstelle Lausitz aktive Mitglieder von Hilfsorganisationen sein bzw. aus dem medizinischen oder rettungsdienstlichen Bereich kommen oder bei der Feuerwehr bzw. Polizei tätig sein. Nach einer Unterweisung zu organisatorischen und medizinischen Fragen erfolgt die Registrierung der Helfer und die Freischaltung in der KATRETTER-App.

Künftig auch Helfer ohne Kenntnisse willkommen

Künftig sollen über die KATRETTER-App auch freiwillige Helfer ohne spezifische Kenntnisse kontaktiert werden können. Auf der Website werden als mögliche Einsatzsituationen das Füllen von Sandsäcken bei Hochwasser und die Betreuung verunsicherter Menschen in Krisensituationen genannt. Momentan ist diese Funktion jedoch noch nicht aktiv.

Zur Erinnerung: Notruf vs. 116117

Für medizinische Hilfe in akuten Situationen existieren in Deutschland zwei Rufnummern: Der Notruf 112 und der Patientenservice 116117. „Die Nummer 112 bleibt lebensbedrohlichen Situationen wie z. B. starker Atemnot, einer akuten Lähmung oder schweren Blutungen vorbehalten“, erklärt Dr. Thomas Lembcke, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes in Cottbus. 

Dagegen sei bei nicht lebensbedrohlichen Zuständen wie beispielsweise Magen-Darm-Problemen oder fieberhaften Infekten der oberen Luftwege der Patientenservice unter 116117 zu kontaktieren. Unter dieser Telefonnummer erhalten Patienten rund um die Uhr eine erste Einschätzung der Dringlichkeit sowie gegebenenfalls Kontaktdaten von Notfallpraxen bzw. dem ärztlichen Bereitschaftsdienst. Außerdem können online unter www.116117.de Ärzte gesucht und Arzttermine gebucht werden.