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Zum Weltherztag am 29. September: Mit dem Defibrillator können auch PTA Leben retten!

Manschetten eines Defibrillators kleben auf männlichem Oberkörper
Der Einsatz des Defibrillators – auch durch PTA und Laien – kann Leben retten! | Bild: pixelaway / AdobeStock

Mehr als 30 % der Sterbefälle sind darauf zurückzuführen. Etwa jeder vierte Todesfall in unserem Land wird durch einen Herzinfarkt oder Schlaganfall verursacht. Besonders dramatisch ist der plötzliche Herztod. Dieser trifft jedes Jahr rund 65.000 scheinbar gesunde, junge und alte Menschen in Deutschland. Viele dieser Todesfälle wären vermeidbar, wenn schnelle Hilfe rechtzeitig vor Ort wäre.

Zum Weltherztag am 29. September

Alljährlich findet am 29. September der Weltherztag statt. Unter dem Motto „Schütze Deine Gefäße! Informiere Dich!“ liegt der Fokus in diesem Jahr auf den Gefäßerkrankungen des Herzens wie die koronare Herzerkrankung (KHK), deren Hauptursache die Arteriosklerose ist. Alle Menschen sollen an diesem Aktionstag dazu aufgerufen werden, sich um ihre Gesundheit zu kümmern.

Eingeführt wurde der Weltherztag im Jahr 2000 und ist eine Initiative der World Heart Federation (WHF), in der sich die Herzstiftungen und kardiologischen Fachgesellschaften von mehr als 100 Ländern zusammengeschlossen haben. /vs

Kammerflimmern – Einsatz für den Defibrillator

Hinter den meisten Notfällen mit Herz-Kreislauf-Stillstand steht bei Erwachsenen ein akutes Herzversagen, etwa bei einem Herzinfarkt. Bei einem solchen Herzversagen ist zumindest anfänglich häufig noch eine sehr leichte, nach außen allerdings nicht wahrnehmbare Herztätigkeit vorhanden, das Kammerflimmern. 

Beim Kammerflimmern ist die Reizleitung im Herz gestört, sodass sich der Herzmuskel sehr schnell und leicht zusammenzieht, ohne wirksam Blut zu pumpen – er fibrilliert. Durch die äußerliche Gabe eines starken Stromimpulses wird die gestörte Reizleitung für kurze Zeit elektrisch „ausgeschaltet“. Dadurch setzt in vielen Fällen der Herzschlag wieder koordiniert und rhythmisch ein. 

Gibt es in der Nähe eines Notfallgeschehens einen öffentlichen Defibrillator, so soll dieser sofort herbeigeschafft werden. Piktogramme auf dem Gerät sowie Sprachanweisungen führen den ungeschulten Ersthelfer durch den gesamten Vorgang. 

Fast jeder Erwachsene, der einen akuten, nicht durch einen Unfall bedingten Herzstillstand ohne neurologische Folgeschäden überlebt, verdankt dies einer rechtzeitigen Defibrillation! 

Die Wirksamkeit der Defibrillation ist stark zeitabhängig: Mit jeder Minute, die nach einem Herzstillstand verstreicht, sinkt die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Wiederbelebung um etwa 8 %. Nach zehn Minuten tendiert die Überlebenswahrscheinlichkeit also gegen null.

So funktioniert der Defibrillator

Sobald der Defibrillator einsatzfähig und angeschaltet ist, werden die Elektroden des Defibrillators an der Brust des Notfallopfers angebracht (Sprachanweisung bzw. Piktogramme beachten). 

Während dies geschieht, wird die Wiederbelebung fortgeführt! Die Sprachanweisungen geben an, wenn das Gerät die Herzaktion analysiert. In dieser Zeit sollte niemand den Verunglückten berühren. 

Stellt das Gerät einen entsprechenden, durch Defibrillation zu behandelnden Herzrhythmus fest, so muss der Auslöseknopf für den Stromstoß gedrückt werden. Auch jetzt darf niemand den Verunglückten berühren. Danach wird die Wiederbelebung sofort wieder aufgenommen und zwei Minuten lang fortgesetzt, bevor das Gerät erneut den Herzrhythmus analysiert und eventuell einen erneuten Stromstoß „verlangt“. 

Findet das Gerät keine behandelbare Herzaktion, so wird die Wiederbelebung sofort wieder aufgenommen. Die geglückte Wiederbelebung erkennen Sie daran, dass die Atmung sowie andere Lebenszeichen wieder einsetzen. Die Hautfarbe des Wiederbelebten sollte sich normalisieren und die Pupillen klein bleiben. 

Wenn in Deutschland der Rettungsdienst kommt, haben nicht einmal in einem von fünf Fällen Laien mit dem Reanimieren begonnen. Sie haben meist Angst, etwas falsch zu machen. 

Dabei ist der weitaus größere Fehler, gar nichts zu tun. Wenn ein Kreislaufstillstand am Arbeitsplatz beobachtet wird, hilft hierzulande immerhin in 34 Prozent der Fälle jemand. Zu Hause wird nur in 18 Prozent der Fälle eingegriffen, dabei ereignet sich der größte Teil der Herzstillstände dort.

„PTA brauchen keine Angst vor dem Defibrillator haben!“

Porträtbild von Lisa Herbig
PTA Lisa Herbig | Bild: privat

Lisa Herbig arbeitet als PTA in einer Apotheke im Landkreis Würzburg. Neben ihrer Tätigkeit im HV ist sie quasi rund um die Uhr einsatzbereit, Leben zu retten. 

Mit der Freiwilligen Feuerwehr fährt die PTA sogenannte First-Responder-Einsätze. Das bedeutet, dass sie zu lebensbedrohlichen Notfällen in ihrer näheren Umgebung gerufen wird und dort professionelle Erste Hilfe leistet, bis Notarzt und Rettungswagen eintreffen. 

Mit dem Thema Wiederbelebung kam sie in den letzten zehn Jahren ihrer Zeit bei der Feuerwehr einige Male in Kontakt. Da sie zweimal im Jahr Fortbildungen im Team haben, bei denen es auch immer um Reanimation geht, habe sie schon etwas Routine, so Herbig. 

„Wobei es schon immer eine große Anspannung ist. Wichtig für meine Kollegen ist es, einfach zu helfen! Für eine Wiederbelebung gibt es drei einfache Regeln: prüfen, rufen und drücken. Bricht eine Person bewusstlos zusammen, prüft man erstens durch Schütteln an den Schultern, ob sie noch reagiert, und beobachtet, wie sie atmet. Als Zweites ruft man den Rettungsdienst über die Telefonnummer 112. Bis zum Eintreffen des Notarztes muss drittens sofort mit der Wiederbelebung begonnen werden. Natürlich ist ein regelmäßiger Besuch eines Erste-Hilfe-Kurses wichtig. Je öfter man das übt, desto leichter fällt es einem bei einem Notfall wieder ein. Die Defibrillatoren, die öffentlich aushängen, sind ganz einfach zu bedienen. Diese Geräte sagen wirklich jeden einzelnen Schritt, den man zu machen hat. Wenn der Patient nicht defibrillationspflichtig ist, macht das Gerät auch nichts. Also kann man nichts falsch machen. Das einzige, was man falsch machen kann, ist nichts zu tun“, so die PTA.