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Erste Hilfe bei Bienen- oder Wespenstichen

In diesem Jahr ist aufgrund des trockenen Wetters mit einer Wespen-Plage zu rechnen. | Bild: Klaus Nowottnick / AdobeStock

In Deutschland sorgen Wespen und Honigbienen mit ihren Stichen für die meisten allergischen Reaktionen. Seltener reagieren Menschen auf die Stiche von Hornissen oder Hummeln.

Was tun, wenn Bienen oder Wespen zugestochen haben? 

Wespen können mehrfach zustechen und ziehen den Stachel dabei wieder zurück. Bei dem Stich einer Biene hingegen verbleibt der Stachel in der Regel in der Haut. Dieser sollte nach dem Stich sofort entfernt werden. 

Die beste Methode hierfür ist das wegschnipsen oder wegkratzen, denn mit dem Stachel verliert die Biene auch ihre Giftblase, die weiterhin pulsiert. Beim Ziehen des Stachels könnte durch die Quetschung weiteres Gift in die Stichwunde gelangen.  

Hilfsmittel bei Insektenstichen für unterwegs und zu Hause

Um für den Ernstfall gewappnet zu sein, empfiehlt es sich, die passenden Hilfsmittel stets parat zu haben. Dazu zählen:

  • Pinzette (für den Fall, dass sich ein Bienenstachel nicht wegschnipsen oder -kratzen lässt),
  • Desinfektionsmittel (z. B. Octenisept®),
  • Gift- oder Saugpumpen (z. B. Care Plus® Venimex Giftsauger, Aspivenin Insektengiftentferner), um das Gift aus der Stichwunde zu saugen.
  • Stichheiler (z. B. bite away® neo), um das Eiweiß im Gift der Insekten durch Hitze zu zerstören. Die heiße Kontaktfläche wird dabei für einige Sekunden auf die Einstichstelle gedrückt.
  • Kälte-Sofort-Kompressen (z. B. von WEPA oder ASID BONZ), um die Schwellung anschließend zu kühlen. Durch Drücken und Schütteln lassen sich die Kompressen aktivieren. Alternativ gibt es z. B. den Fenistil Kühl Roll-on oder Autan® Akut Gel im handlichen Format. Beide kühlen und pflegen die Haut.
  • Salben und Gels mit Antihistaminika oder niedrig dosierten Glucocorticoiden, um den Juckreiz und die Schwellung zu lindern (z. B. Soventol® Gel, Fenistil Gel, FeniHydrocort Creme 0,5%). Anthroposophisch kommt beispielsweise Combudoron® Gel von Weleda® zum Einsatz. Von der Bahnhof-Apotheke in Kempten gibt es ein Insektenstichöl.

Wie erkennt man eine anaphylaktische Reaktion? 

Normale und typische Symptome eines Wespen- oder Bienenstichs sind eine starke Schwellung an der Einstichstelle, Schmerzen, Brennen oder heftiger Juckreiz. Das kann sich über einen Zeitraum von etwa 24 Stunden einstellen. Bei Allergikern können die Symptome hingegen den ganzen Körper betreffen – dann spricht man von einer anaphylaktischen Reaktion. 

Eine Allergie gegen Wespen- oder Bienenstiche gehört zu den Allergien des sogenannten Soforttyps. Das heißt, die Reaktion findet innerhalb von wenigen Minuten bis zu einigen Stunden nach dem Stich statt. Wichtig zu wissen: Allergiker müssen vorher schon einmal Kontakt mit dem Insektengift gehabt haben. Erst ab dem zweiten Stich kommt es zu allergischen Reaktionen. Diese können sich bei weiteren Stichen steigern, also von Mal zu Mal heftiger werden.

Zur Erinnerung: Wie läuft eine allergische Reaktion ab? 

Eine Allergie ist eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf körperfremde Substanzen (Allergene). Damit eine Allergie entstehen kann, ist ein wiederholter Kontakt mit einem Allergen notwendig. Der erste Kontakt verläuft meist unbemerkt, weil noch keinerlei Symptome auftreten. Aber es kommt dabei zu einer Sensibilisierung: der Körper wird empfindlich für ein bestimmtes Allergen. Die Phase zwischen dem Erstkontakt und dem Auftreten von Symptomen nach erneutem Kontakt kann wenige Tage bis zu mehrere Jahre dauern.

Bei erneutem Kontakt mit dem Allergen „erinnert“ sich das Immunsystem an das Allergen und kann innerhalb kürzester Zeit alle verfügbaren Abwehrmechanismen aktivieren. Infolgedessen kommt es zu einer allergischen Reaktion, die je nach betroffenem Organ sehr unterschiedlich ausfallen kann. 

Bei „echten“ Allergien unterscheidet man verschiedene Reaktionstypen, die zu unterschiedlichen Erscheinungsformen führen.  

Allergische Reaktionen vom Soforttyp (Typ I) werden durch Immunglobulin-E(IgE)-Antikörper vermittelt. Deren eigentliche physiologische Aufgabe ist die Abwehr von Parasiten. Durch IgE-Antikörper werden bei einer allergischen Reaktion bestimmte Botenstoffe (vor allem Histamin, aber auch Serotonin, Bradykinin oder Prostaglandin) freigesetzt. Diese stoßen im Organismus unterschiedliche Reaktionen an, die von leichter bis schwerer – oder gar lebensbedrohlicher – Art sein können. Die Reaktion tritt wenige Sekunden bis Minuten nach dem Kontakt bzw. Insektenstich auf.

Der anaphylaktische Schock lässt sich in zwei Schweregrade unterteilen, wobei anaphylaktische Reaktionen in jedem Schweregrad spontan zum Stillstand gelangen, aber auch trotz Behandlung voranschreiten können.

  • Schweregrad 1: Es besteht noch keine akute Lebensgefahr. Die allergische Reaktion beschränkt sich zumeist auf die Haut und äußert sich in Juckreiz, Erythemen und Ödemen (Quaddeln). Treten diese Symptome das erste Mal auf, müssen sie aufmerksam beobachtet und gegebenenfalls ein Arzt kontaktiert werden. Bei Verschlechterung der Symptome ist der Notarzt zu verständigen.
  • Schweregrad 2: Hier handelt es sich um eine lebensbedrohliche Reaktion. Ohne sofortige Behandlung droht akute Lebensgefahr. Zu Beginn der Reaktion zeigen sich Symptome wie Kratzen im Hals, Jucken an Handflächen, Fußsohlen oder im Genitalbereich, Hautrötung, Quaddeln, Nesselausschlag, Schwellung von Lippen oder Gesicht, Übelkeit und Erbrechen sowie ein unbestimmtes Angstgefühl.

Das Anaphylaxie-Notfallset 

Ist eine Allergie bekannt, wird oft ein „Notfallset“ verordnet. Dieses sollten die Betroffenen immer bei sich tragen. Es besteht aus 

  • einem Adrenalin-Autoinjektor (z. B. Fastjekt®, Anapen®),
  • einem Antihistaminikum (z. B. Fenistil® Tropfen, Cetirizin ratiopharm® Tropfen, LoranoPro® Lösung oder Tabletten)
  • und einem Glucocorticoid.

Dabei sind flüssige Darreichungsformen zu bevorzugen, weil bei zugeschwollenem Rachen keine Tabletten mehr geschluckt werden können. Zudem hat man nicht immer Flüssigkeit zur Einnahme der Tabletten dabei. 

Bei Patienten, die mit bronchialer Obstruktion reagieren, oder bei Patienten mit bekanntem Asthma bronchiale wird zusätzlich ein Salbutamol-Spray verschrieben.

Gut zu wissen: Erste Hilfe bei anaphylaktischem Schock

  1. Notarzt verständigen.
  2. Bei Bienenstich: Stachel entfernen.
  3. Beim Betroffenen bleiben und für adäquate Lagerung sorgen: Hochlagerung der Beine bei vorherrschenden Herz-Kreislauf-Symptomen, Hochlagerung des Oberkörpers bei vorherrschenden Atemproblemen.
  4. Betroffenen dabei unterstützen, Antihistamin und Cortison aus dem Anaphylaxie-Notfallset anzuwenden, bei Atemnot zusätzlich auch Spray.
  5. Adrenalin-Autoinjektor bereithalten und bei Verschlechterung seitlich in den Oberschenkelmuskel injizieren.

So kann Insektenstichen vorgebeugt werden

Zum Schutz vor Bienen- und Wespenstichen gilt beim Essen im Garten, am See oder im Park: Speisen und Getränke abdecken und vor jedem Bissen oder Schluck schauen, ob ein Insekt auf Gabel, Glas oder Flaschenrand sitzt. Süße Getränke am besten mit einem Strohhalm trinken. Anschließend Essensreste so schnell wie möglich wegräumen. Schwirren Wespen um einen herum, ist es außerdem wichtig, ruhig zu bleiben und nicht um sich zu schlagen oder zu fuchteln.